Großbaustelle in Mudersbach
Wann sich das Tor zum Siegerland schließt
Für Tausende stellt die Ortsdurchfahrt Niederschelderhütte täglich den direktesten Weg ins Siegerland beziehungsweise den Kreis Altenkirchen dar.
Thomas Leurs

Mit dieser Großbaustelle werden immense Belastungen für den Straßenverkehr und nicht zuletzt für die Einwohner verbunden sein. Nun steht fest, dass es mit der Großbaustelle auf der B62 in Mudersbach vor den Sommerferien losgehen soll. 

Kommen auf Mudersbach kriegsähnliche Zustände zu? Vor den Sommerferien soll es mit der Großbaustelle in Mudersbach-Niederschelderhütte losgehen. Das verkündete der Projektverantwortliche des Landesbetriebs Mobilität (LBM) auf einer Einwohnerversammlung in der Giebelwaldhalle. Mit zweieinhalb Jahren wird laut Markus Sehner gerechnet. Ein konkretes Datum kann noch nicht genannt werden.

Nach einer Verkehrszählung von vor fünf Jahren sind rund 14.000 Fahrzeuge betroffen. Die Zahl überrascht nicht. Es geht um eine etwa 700 Meter lange Strecke auf der B62, beginnend auf Höhe der Erzquellbrauerei hinter dem Knotenpunkt zur K97. Von dort wird der Bauabschnitt bis zum Kreisverkehr (Erzquell-Kreisel) verlaufen, dem Tor zum Siegerland. Die Arbeiten werden teils unter Vollsperrung laufen müssen. Hierzu sind vor allem die Sommerferien laut dem LBM-Projektverantwortlichen vorgesehen. Eine großflächige Umleitung soll über Niederfischbach und dann zur Autobahn führen. Von rund 40 Kilometern für eine Strecke ist die Rede.

Die Bürger nutzen zahlreich die Möglichkeit Fragen an den LBM-Vertreter zu stellen - und ihn auch mit Kritik zu konfrontieren.
Daniel-D. Pirker

Sehner war es auch, der von kriegsähnlichen Zuständen sprach, die bei solchen Großbaustellen entstehen könnten. Wirtschaftswege, die von Sattelzügen befahren werden, wütende und leidende Anlieger, Baufirmen, deren Geräte zerstört werden, Mitarbeiter, die bespuckt und geschlagen werden – all das habe er bereits auf anderen Baustellen erlebt.

Ob sich auch in Mudersbach solche Vorfälle ereignen werden, lässt sich natürlich nicht voraussagen. Klar ist allerdings: Die Großbaustelle wird mit immensen Belastungen verbunden sein, für Pendler, Anwohner und Unternehmen. So sah sich Sehner auf der Versammlung teilweise auch mit teils aggressiver vorgetragenen Ängsten und Vorwürfen konfrontiert.

Straßen-Bausubstanz braucht dringend Erneuerung

Doch wieso ist eine solche Großbaustelle in einem verkehrlich hochgradig belasteten Nadelöhr überhaupt notwendig? Wie der Leiter des LBM Diez unserer Zeitung in der Vergangenheit erklärt hatte, ist die Bausubstanz der Straße zu sehr in die Jahre gekommen, ein Vollausbau beziehungsweise eine grundhafte Erneuerung deswegen unausweichlich. Außerdem werden die Arbeiten genutzt, um das marode Kanalsystem und die in die Jahre gekommenen Stromleitungen zu erneuern.

Vor den Sommerferien soll noch mit den Vorbereitungen unter halbseitiger Sperrung begonnen werden. Die Vollsperrungsphase wird voraussichtlich sechs Wochen dauern und soll in den Ferien stattfinden. Danach sollen die meisten Arbeiten unter halbseitiger Sperrung mit einer Ampelregelung erfolgen. Für die Asphaltarbeiten im ersten Bauabschnitt wird es nochmals eine einwöchige Vollsperrung geben. Der erste Bauabschnitt soll mit Gehweganlage, Kanal, Wasseranlage und Straßenanlage komplett fertiggestellt werden. Für den zweiten Bauabschnitt sind keine größeren Vollsperrungsphasen mehr vorgesehen, es soll fast konstant halbseitig gebaut werden. Lediglich für die Asphaltarbeiten im zweiten Bauabschnitt sind noch zwei kleinere Vollsperrungen geplant. 

Zahlreiche Einwohner waren zur Versammlung in der Giebelwaldhalle erschienen.
Daniel-D. Pirker

Mit zweieinhalb Jahren Bauzeit rechnet Sehner nach derzeitigem Stand. Festlegen will er sich hier allerdings nicht. Tatsächlich äußerten Einwohner in ihren Redebeiträgen hier Zweifel. Ein Einwohner prognostizierte etwa, dass mindestens mit einem zusätzlichen Jahr gerechnet werden müsse, weil, wie Sehner zuvor erwähnt hatte, die Auftragsvergabe erst nächsten Monat stattfindet. Viel zu spät aus Sicht des Bürgers.

In mehreren Redebeiträgen drückten die anwesenden Anlieger ihre Befürchtung aus, verkehrlich quasi von der Außenwelt abgeschnitten zu werden und die 40 Kilometer Umweg über die offizielle Umleitung in Kauf nehmen müssen. Und gleichzeitig, so sind sich Anwohner wie Sehner sicher, ist die Sorge groß, dass auswärtige Fahrzeuge die Straßen wie In den Schinden oder die Mittelstraße als Ausweichstrecke nutzen. Tatsächlich würden diese offenbar teils bereits jetzt überlasteten Straßen große Beschädigungen davon tragen. Auch hierhin stimmen Sehner und die Anwohner überein. Sind also Sperrungen dieser Straßen notwendig, auch für Anwohner? Darauf könnte es hinauslaufen. Das wird letztlich davon abhängig sein, ob sich Auswärtige an die Verkehrsbeschilderungen halten werden, wie Sehner erklärte.

„Schleichwege“ zumindest anfangs nicht gesperrt

Ortsbürgermeister Christian Peter betonte, dass die betroffenen Straßen anfangs grundsätzlich weiterhin nicht gesperrt sein werden. Die Wahrscheinlichkeit ist nach Einschätzung von Sehner allerdings hoch, dass man an Sperrungen nicht vorbei kommen wird. Das zuständige Ordnungsamt plant diese generell zumindest nicht, wie Verwaltungsmitarbeiter Sebastian Lippert sagte. Für Fahrzeuge mit einem Gewicht über 3,5 Tonnen soll ein Durchfahrtsverbot eingerichtet werden. Und: „Wenn Menschen da durchfahren, können wir das erst einmal nicht verhindern.“ Allerdings, fügte er später an, werde die Situation genau geprüft. „Wenn Anpassungen notwendig sind und wir reagieren müssen, dann werden wir das auch machen.“ Weiterer Bericht folgt. 

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