Der 59-jährige Rechtsanwalt Michael Conrad will Bürgermeister der Verbandsgemeinde werden
Wahlkampf in der VG Kirchen: Von Tür zu Tür mit Michael Conrad (CDU)
Michael Conrad (CDU) will am 6. Juni zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirchen gewählt werden. Momentan ist er daher so gut wie täglich an den Haustüren anzutreffen. Hier, in Harbach, begleitet ihn das Friesenhagener Ratsmitglied Angelika Günther (links). Zufällig hat die Bürgerin, die hier besucht wird, denselben Namen: Gudrun Günther sagt, dass ihr sowohl die Partei des Kandidaten wichtig ist als auch, wie sympathisch er ihr ist. Foto: Peter Seel
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Kirchen. Seit zwei Wochen ist er fast täglich irgendwo in der Verbandsgemeinde Kirchen zu sehen, geht er von Tür zu Tür, stellt sich vor, wirbt um Stimmen, die ihn zum nächsten VG-Bürgermeister machen sollen – zum Nachfolger des beliebten und viel zu früh verstorbenen Maik Köhler. Michael Conrad heißt der Kandidat, der zur CDU gehört, so wie Köhler zur Union gehörte. Und ebenso wie dieser werde er parteiübergreifend arbeiten, wird er nicht müde zu sagen, falls er es bei der Wahl am Sonntag, 6. Juni, auf den Chefsessel im Rathaus an der Lindenstraße schaffen sollte. Entsprechend lautet der Slogan des Kirchener CDU-Wahlkampfteams: „Den guten Weg weitergehen.“

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Seinen Wahlkampfweg geht Conrad derzeit nicht nur auf den Straßen von Kirchen, Friesenhagen, Niederfischbach, Brachbach, Mudersbach und neulich in Harbach – auch im Internet beim Social-Media-Portal Facebook ist er seit einigen Wochen, quasi seit dem Tag seiner Nominierung, ständig präsent. Der CDU-Gemeindeverband um seinen Vorsitzenden Christian Ruf zieht momentan alle Register, um den Namen Michael Conrad bekannt zu machen. Aus gutem Grund: Sein Gegenkandidat ist der SPD-Kreisvorsitzende und Kirchener Stadtbürgermeister Andreas Hundhausen, der seit Jahr und Tag in der Region arbeitet. Conrad hingegen wurde von der heimischen Union, die vom tragischen Tod Köhlers schwer getroffen war (und ist), erst in letzter Sekunde aus dem Hut gezaubert. „Klar“, sagt der 59-Jährige, „muss ich mich in punkto Bekanntheit ins Zeug legen. Aber ich denke, dass ich zusammen mit meinen Parteifreunden in der Lage bin, unser Motto wahr zu machen und den Weg von Maik Köhler als Verwaltungschef wirklich weiterzugehen.“

Erfahrung habe der Rechtsanwalt, der knapp hinter der Kreisgrenze bei Friesenhagen im nordrhein-westfälischen Morsbach wohnt, tatsächlich mehr als genug, sagt Matthias Mockenhaupt. Der Chef der CDU Friesenhagen mischt im Wahlkampfteam Conrads ganz vorne mit. „Wir haben ein anderes Konzept für den Bürgermeister“, sagt er. „Michael Conrad ist älter und erfahrener als sein Konkurrent und kann auf eine ganze Reihe von verantwortungsvollen Stationen verweisen: Als Jurist, als Amtsleiter, als Bürgermeister, in leitender Funktion eines großen Unternehmens. Für ihn ist es nichts Neues, ein 50-köpfiges Team zu leiten und dabei auf die Menschen einzugehen. Sein Vorteil ist seine immense Lebenserfahrung.“

In der CDU ist Conrad seit 14 Jahren, kam vor 15 Jahren aus Berlin, wo er Jura studierte, ins Bergische Land, um bei der Containermodulbaufirma Alho in Steeg als Hausjurist tätig zu werden. In Brandenburg war er Chef eines Ordnungsamtes und Bürgermeister einer 2000-Einwohner-Gemeinde. Christian Ruf wie auch Mockenhaupt heben hervor, dass der CDU-Kandidat sich sowohl in der Verwaltung als auch in der freien Wirtschaft bewährt hat. Der sagt denn auch selbstbewusst-bescheiden: „Ich kann Zusammenhänge einschätzen und weiß, wie die jeweils andere Seite denkt. In einem Unternehmen muss man das Geld erst verdienen, bevor man es ausgibt. In der Verwaltung gibt man das Geld anderer Leute aus. Beides muss man im Blick haben.“ Er trete vor allem für Kirchen und seine Bürger an, da sei er tatsächlich genauso wie Maik Köhler: „Ich bin eben nicht der typische Parteionkel, sondern ein Quereinsteiger, der die politische Arbeit nicht durch die Parteibrille sieht. Ich arbeite an Themen, nicht ideologisch.“

Die Leute an den Haustüren, denen er sich vorstellt – wie jetzt in Harbach, als die RZ mit ihm unterwegs war – seien überrascht und oft auch erfreut, wenn er sie anspricht. „Ich habe überwiegend gute Erfahrungen gemacht. Die Leute stimmen mir zu, wenn ich sage, dass ich in Kirchen den Neuanfang fortsetzen will, den Maik Köhler nach den acht Jahren Stötzel hingelegt hat.“ Er will die Menschen in der VG kennen lernen, sagt er: „Da erfährt man, wo der Schuh drückt. Ich mache mir viele Notizen.“ Es gehe ihm darum, dass die Bürger ihn auch mal persönlich getroffen haben: „Sie sollen mich nicht nur von den Plakatwänden, von Flyern und aus der Zeitung kennen.“

Jeden Nachmittag nach der Arbeit ist er auf Wahlkampftour. In Harbach begleitet ihn Angelika Günther, die im Rat Friesenhagen sitzt. „Klar sagt mal einer“, berichtet sie, „mit der CDU kann ich nichts anfangen, aber das wird Herrn Hundhausen mit der SPD genauso gehen.“ Die beiden fragen die Bürger, ob sie eher nach Partei oder nach Bekanntheit wählen werden. Ob sie schon wissen, wen. Die Dame an der Tür sagt, ja, die Partei des Kandidaten sei ihr schon wichtig, aber ebenso entscheidend sei für sie, wie sympathisch er ist. Sie wisse schon jetzt, wen sie wählen werde, verrate aber nichts.

Dass Conrad in Morsbach außerhalb der VG Kirchen wohnt, sehen er und die CDU keineswegs als ein Argument gegen ihn an. „Früher gab es das sehr oft, dass erfahrene Verwaltungsfachleute zum Behördenleiter in eine Verbandsgemeinde geholt wurden“, erläutert Ruf. „Wenn ein Bürgermeister von auswärts kommt, ist noch viel mehr garantiert, dass er neutral ist – er kann ganz unvoreingenommen auf die Mitarbeiter im Rathaus zugehen, mit den anderen Fraktionen arbeiten und die drängenden aktuellen Probleme anpacken.“

An den Haustüren verteilt der Kandidat Postkarten mit seinem Foto und einem Kugelschreiber. Beides steckt in einer Jutetasche mit dem Umriss der VG Kirchen drauf. Nachhaltigkeit sei ihm wichtig, erklärt er: „Die CDU muss den Bürgern zeigen, dass sie bessere Umweltpolitik machen kann als die Grünen.“

Von unserem Redakteur Peter Seel

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