Nun sprach er im Theodor-Maas-Haus vor einem interessierten Publikum über das Thema „Wie teuer ist billig? – Die wahren Kosten der Lebensmittelerzeugung“. Es gehe dem Kunden nicht um Qualität und Herkunft, sondern um den Preis, so Deimling. Einkaufen gerate allerdings schnell ans Limit: „Angesichts der aktuellen Hartz IV-Sätze ist es nötig, dass man billig einkaufen muss, um davon leben zu können.“ Soziale und ökologische Aspekte drohten gegeneinander ausgespielt zu werden. „Wer bezahlt das alles?“, fragte Deimling und führte aus, dass der Konsum von tierischen Produkten auf Kosten der Umwelt (Rückgang der biologischen Vielfalt), der Gesundheit („Viel Zucker ist billig.“) und der Erzeugerpreise erfolge. Dies zeige sich am Beispiel der Milchkrise. Viele Höfe hätten bereits aufgegeben. Das Wirtschaftssystem schade auch den armen Ländern, die mit großen Umweltschäden zu kämpfen hätten: „Die Armen trifft der Klimawandel besonders.“
Ein großes Problem sei die Globalisierung. „China ist der Hauptlieferant von Biolebensmitteln“, betonte Deimling. Lösungsansätze hin zum „wahren Preis“ seien zum einen der Kauf von Bio- und Fair-Trade-Produkten: „Wenn man bedenkt, was die Ökolandwirtschaft leistet, sind die Preise viel zu niedrig.“ Es sei empfehlenswert, sich vor dem Einkauf in die (mitunter verwirrenden) Biolabels einzuarbeiten. Der Ökolandbau habe nachweislich auch einen gesellschaftlichen Mehrwert. Trotzdem würden 70 Prozent der Konsumenten nach dem Preis entscheiden. Eine der Stellschrauben sei das Ordnungsrecht. „Die Standards sind aber zu schwach“, sagte Deimling, der sich für eine gerechtere Umweltökonomie aussprach. Zielführend sei auch, lokal, gemeinsam und kreativ nach Vermarktungsmodellen zu suchen, wobei sich hier Genossenschaften und Kooperationen anbieten würden. „Das ist aber auch abhängig vom Lebensstil“, schloss der Experte.
In der erhitzten Diskussion wurde die Forderung nach mehr Transparenz und nach einer Stärkung der politischen Diskussion laut. Der Behördenapparat zerstöre regionale Strukturen. Auf der anderen Seite gebe es aber tragfähige Visionen. So sei die Hoffnung begründet, dass der durch Corona ausgehebelte Plan, in Altenkirchen an einem zentralen Standort einen Laden für regionale Produkte einzurichten, mit Abflauen der Krise doch noch umgesetzt werden könne.