Billig schätzt an dem Neuen nicht nur hohe Kompetenz und Engagement, sondern auch den ausgeprägten Teamgeist. In der Tat weist der neue Chefarzt im RZ-Gespräch als erstes darauf hin, dass er in Kirchen ein versiertes und motiviertes Team vorgefunden habe, und zwar in Dr. Roland von Rohden, Dr. Caroline Muhl – die zeitgleich mit Laaß am 1. September 2020 in Kirchen angefangen hat und dafür eigens aus Wuppertal in ihre Heimat zurückgekehrt ist – und Dr. Ajnacska Nemeth. Nemeth und von Rohden hatten vor drei Jahren mit dem Chefarzt der Kardiologischen Abteilung, Dr. Kay-Uwe Kreutz, eine effiziente „Stroke Unit“ (englisch für Schlaganfalleinheit) aufgebaut, eine schnelle Eingreiftruppe für solche Fälle. Hier will Laaß weiterarbeiten: „Die Bekämpfung von Schlaganfällen wird der Kern der Neurologie von Kirchen sein. Was für den Kardiologen der Herzinfarkt ist, das ist für den Neurologen der Schlaganfall – der häufigste Grund für eine akute medizinische Zuweisung durch den Rettungsdienst oder Arzt in ein Krankenhaus.“ Die Stroke Unit will Laaß baldmöglichst zur Zertifizierung durch die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft führen. Zum festen Team der neuen Neurologie sollen neben Muhl, von Rohden und Nemeth weitere Asistenzärzte und ein gutes Dutzend Vollzeit-Pflegekräfte gehören, erläutert Nicki Billig: „Die Abteilung soll ja 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr eine ärztliche Präsenz sicherstellen.“ Jetzt sei man erst mal damit beschäftigt, Räume im Krankenhaus für die neue Abteilung einzurichten und auszustatten. Eröffnung soll dann im Januar sein.
Billig lobt an Laaß, der übrigens mit Frau und zwei Söhnen in Königswinter lebt und täglich an die Sieg fährt, dass er „in Strukturen denken“ könne. Tatsächlich hebt Laaß hervor, dass es in Kirchen beste Voraussetzungen für eine neurologische Abteilung gebe: „In der Infrastruktur vor Ort sind alle nötigen Voraussetzungen gegeben. Die wichtigsten sind eine Radiologie, eine Kardiologie und eine Gefäßchirurgie.“
Dass der Neue auch organisatorisch einiges drauf hat, bewies er, indem er im Großraum Bonn zu den Gründervätern des Netzwerks „NeuroVask“ gehörte. Wie bei der Schlaganfalleinheit geht es auch da um eine schnellstmögliche Behandlung des Patienten: Jede Sekunde, die früher gehandelt werden kann, verhindert schlimme langfristige Gesundheitsschäden. Einen solchen Verbund in Form einer engen Zusammenarbeit verschiedener Krankhäuser kann sich Laaß auch für das AK-Land vorstellen: „Aber das ist erst mal ein Fernziel“, sagt er, „erst mal bauen wir hier die Neurologie auf.“
Und da sieht er größten Bedarf. Ein Neurologe sei längst nicht mehr nur ein „Nervenarzt“, wie er früher genannt wurde: „Das ist mittlerweile ein unglaublich großes Fachgebiet. Hier in Kirchen werden wir auch Epilepsie, Parkinson, Demenz und die große Gruppe der Muskelkrankheiten behandeln, etwa Muskeldystrophien.“ Ebenso wird man sich hier künftig auch um Multiple Sklerose kümmern: MS ist in Asbach, wo Laaß herkommt, ein Schwerpunkt seiner Klinikarbeit.