Gebäude soll nach Schimmelbefall rundum modernisiert werden
„Volles Paket“ für den Umbau der Kita Bruche: Gebäude soll nach Schimmelbefall rundum modernisiert werden
Die Kita in Bruche.
Andreas Neuser

Die Stadt Betzdorf will nach der Übernahme der zuvor katholischen Kindertagesstätte „Haus Nazareth“ in Bruche keine halben Sachen machen. Das Gebäude, das wegen Schimmelbefall sogar vom Kreisgesundheitsamt geschlossen werden musste, soll nicht nur saniert, sondern darüber hinaus grundlegend modernisiert werden.

Die Kita in Bruche.
Andreas Neuser

Auf einen entsprechenden Beschlussvorschlag an den Stadtrat hat sich der Bauausschuss jetzt mit großer Mehrheit verständigt.

Bekanntlich hat die Stadt zu Jahresbeginn nicht nur die Trägerschaft von der Katholischen Kita gGmbH Koblenz übernommen, sondern die dreigruppige Einrichtung, die nun Kita „Blumenwiese“ heißt, auch zwischenzeitlich im ehemaligen Schulgebäude an der Martin-Luther-Straße untergebracht. Dieses Provisorium wurde von den Behörden aber nur für maximal zwei Jahre genehmigt.

Doch so oder so herrscht im Stadtrat breiter Konsens darüber, dass in Bruche künftig wieder eine Kita vorgehalten werden soll. Dafür muss die Stadt allerdings reichlich Geld in die Hand nehmen. Zwischenzeitlich wurden im Rathaus sechs Kostenpakete geschnürt, die Verwaltungsmitarbeiter Maik Dörner nun im Bauausschuss vorstellte:

Paket 1 (circa 75.000 Euro) umfasst die zwingend erforderliche Schimmelsanierung. Der Estrich muss komplett raus und die Brüstung unter dem Wintergarten (dessen Undichtigkeit im Wesentlichen als Ursache für den Schimmelbefall ausgemacht wurde) erneuert werden. Hinzu kommen Luftmessungen, Entsorgung, ein Schadstoffgutachten und noch einiges mehr.

Paket 2 enthält alle Maßnahmen, um die Kita nach heutigen Bedürfnissen zu ertüchtigen. Laut Dörner sollte das Gebäude rundum (energetisch) saniert werden: von den Böden, über Türen, Fenster, Beleuchtung, Elektrik und Blitzschutz bis hin zur Heizungsanlage. Geschätzte Kosten: rund 750.000 Euro. „Das ist natürlich ein dicker Batzen“, so der Architekt. Es handele sich hier mit 471 Quadratmetern (ohne den im Stockwerk darüber liegenden Turnraum) allerdings auch um eine große Fläche.

Derzeit hat die Kita eine Betriebserlaubnis für circa 75 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren. Paket 3 (circa 103.000 Euro) beinhaltet Maßnahmen, die erforderlich sind, um künftig auch unter Zweijährige aufnehmen zu können. Nach einem ersten Grobentwurf könnte durch ein neues Raumkonzept Platz für einen eigenen Schlafraum und WC-Bereich für Kleinkinder sowie für einen Speiseraum mit angrenzender Portionierungsküche geschaffen werden. Der Plan sieht dazu auch einen kleinen Anbau (45 Quadratmeter) mit separatem Eingang vor. Für die Optimierung des Raumprogramms kann die Stadt auf eine 40-prozentige Förderung vom Kreis (maximal 125.000 Euro) hoffen.

Paket 4 (circa 50.000 Euro) beinhaltet eine Zu- und Abluftanlage. Sie soll zum einen verbeugen helfen, dass es künftig noch einmal zu einem Schimmelbefall kommt, zum anderen aber auch den Entwicklungen während der Corona-Pandemie Rechnung tragen. Geplant ist auch eine Fotovoltaikanlage.

Paket 5 umfasst eine komplette Neumöblierung und weiteres Inventar, wie zum Beispiel Geschirr. Kostenansatz: rund 60.000 Euro.

Paket 6 (circa 170.000 Euro) deckt alle weiteren Baunebenkosten ab, darunter die Beauftragung eines externen Architekturbüros.

Millionensumme bereitet Bauchschmerzen

In Summe käme man somit auf satte 1,2 Millionen Euro. Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer warb dennoch für eine Umsetzung des Komplettpakets. Damit, so sein Argument, wäre man für die nächsten Jahrzehnte sicher aufgestellt: „Wir haben von Anfang an gesagt: Wenn uns das Haus gehört, machen wir es richtig oder gar nicht.“

Dies ist auch die weitgehend einhellige Meinung im Bauausschuss, dessen Mitglieder sich das Gebäude vor der Sitzung noch einmal gründlich angeschaut hatten. Architekt Dörner hatte zu bedenken gegeben, dass ab 2027 ein Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für „U-2-Kinder“ gilt. Zudem sei mit dem geplanten Baugebiet am Scheuerberg perspektivisch mit mehr jungen Familien in Bruche zu rechnen.

Vor diesem Hintergrund und weil das Gebäude „nun mal in die Jahre gekommen“ sei, plädierte auch Karl-Heinz Mohr (SPD) dafür, alles in einem anzugehen: „Wir sollten die Kita jetzt zukunftsfähig machen. Wenn wir in ein paar Jahren Flickschusterei betreiben, wäre das nicht vermittelbar.“ Ähnlich sieht es Werner Hollmann (CDU): „Wir waren immer für den Erhalt der Kita, und wenn wir sie erhalten wollen, müssen wir jetzt investieren.“

Allein die FDP hat angesichts der Millionensumme arge „Bauchschmerzen“, wie ihr Sprecher Florian Baldus einräumt. Für die Stadt, die finanziell bekanntlich nicht auf Rosen gebettet ist, sei dies „ein gewaltiges Brett“. Die Pläne seien im Sinne der Kinder sinnvoll, keine Frage, und man sei grundsätzlich auch dafür, dass es in Bruche auch künftig eine Kita gebe, so Baldus: „Aber wir müssen an dieser Stelle auch über Geld reden.“ Die Stadt sollte sich zunächst auf eine grundlegende Gebäudesanierung konzentrieren, den Anbau und alles weitere hintenanstellen. Folgerichtig gab Baldus nur den Paketen 1 und 2 seine Zustimmung.

Im Namen der FWG teilte Thomas Burghaus zwar die Bedenken hinsichtlich der Kosten, sprach sich aber dennoch dafür aus, den Komplettausbau anzupacken. Da es sich ja zunächst nur um eine Vorkalkulation handele, „können wir in den einzelnen Paketen immer noch nach Einsparmöglichkeiten schauen“.

Stadtbürgermeister Geldsetzer zeigte sich am Ende erleichtert, dass ein weitgehender Konsens gefunden werden konnte. Er ist sich sicher: „Das wir eine sehr, sehr gute neue Kita werden.“

Top-News aus der Region