Nach Tagen ist die Trauer in der Ortsgemeinde Weitefeld immer noch groß, nachdem es am Sonntag zu dem schrecklichen Familienmord gekommen ist. Mehrere Kirchengemeinden im Ort haben deshalb am Mittwochabend den Bürgern Weitefelds die Möglichkeit gegeben, in der Martin-Luther-Kirche zusammenzukommen, zu beten, zu singen und Halt zu finden. Dagmar Köhring, Pastorin der evangelisch-methodistischen Kirche Weitefeld, sagt unserer Zeitung: „Es ist wichtig, Räume in sicherer Atmosphäre für die Menschen zu schaffen.“
Die Weitefelder seien immer noch vollkommen verwirrt und erschrocken. „Jeder sucht nach Erklärungen“, fasst Köhring die aktuelle Stimmungslage zusammen. Schon am vergangenen Sonntagnachmittag ist die Martin-Luther-Kirche für die Weitefelder geöffnet gewesen. „Es sind auch welche gekommen, die danach gesagt haben, dass sie sich besser fühlen.“ Drei Tage später haben sich die Evangelisch-methodistische Kirche Weitefeld, die Evangelische freie Gemeinde Weitefeld, die Christliche Gemeinde Weitefeld sowie die Evangelische Kirchengemeinde Friedewald zusammengeschlossen, um einen geschützten Raum für das Gedenken zu schaffen. Am Mittwochabend zwischen 18 und 20 Uhr hat es allen Bürgern Weitefeld freigestanden in die Kirche zu kommen.
Taizé-Lieder wurden gesungen
Dabei handelte es sich nicht um einen klassischen Gottesdienst. „Wir bieten eine Powerpointpräsentation an, es werden Taizé-Lieder gesungen und Psalmtexte vorgelesen. Es soll aber auch eine Zeit der Stille sein, in der die Gläubigen eine Kerze anzünden können“, sagte Pastorin Köhring unserer Zeitung vor dem Start. Man könne sich auch segnen lassen und einfach nur still da sitzen.
Wie viele Weitefelder zur Gedenkveranstaltung gekommen sind, kann Köhring danach nicht genau sagen. „Es gab ein bisschen Fluktuation“, berichtet sie. Zuweilen sei es in der Kirche voll gewesen. Die Menschen seien gekommen, um ihre Ängste zu bewältigen. Man brauche Worte, die man selbst vielleicht gar nicht so hat. Die Gedenkveranstaltung in der Martin-Luther-Kirche habe geholfen, dass sich die Bürgerinnen und Bürger in der Ortsgemeinde in ihrer Trauer ausdrücken konnten. Der schreckliche Mord an der Familie trifft die Menschen. „Viele in Weitefeld haben Verbindungen zu den Opfern, aber auch zu dem mutmaßlichen Täter“, sagt Köhring. So gibt es viel zu verarbeiten.
„Wir hatten das Gefühl, dass das für die Menschen wichtig gewesen ist.“
Pastorin Dagmar Köhring
Über ihre Eindrücke zur Gedenkveranstaltung fügt Köhring noch hinzu: „Wir hatten das Gefühl, dass das für die Menschen wichtig gewesen ist.“ Sie haben diesen Raum der Stille gebraucht. Auch Köhring selbst habe der Abend in der Kirche sehr bewegt. „Ich wünsche mir, dass die Menschen Hoffnung mitnehmen konnten. Das Gemeinsame hilft. Das ist ein Geschenk.“ Die Trauer sei jetzt nicht weg, aber es gebe den Menschen Trost.