Kirchens Stadtbürgermeister will am 6. Juni VG-Chef werden
VG-Bürgermeisterwahl in Kirchen: Das ist SPD-Kandidat Andreas Hundhausen
Kirchens Stadtbürgermeister Andreas Hundhausen wuchs in Freusburg auf und ist ein großer American-Football-Fan. Seine beste Freundin ist Kathrin Reifenröther, die er seit der Schulzeit kennt.
Peter Seel

Direkt unterhalb der Burg Freusburg ist der heutige Stadtbürgermeister von Kirchen und SPD-Kreischef Andreas Hundhausen aufgewachsen. „Ein Paradies für einen Jungen“, schmunzelt der 35-Jährige, der am 6. Juni zur Wahl für den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirchen antritt und Nachfolger des verstorbenen Maik Köhler (CDU) werden will. Die RZ stellt Andreas Hundhausen einmal genauer vor.

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Kirchens Stadtbürgermeister Andreas Hundhausen wuchs in Freusburg auf und ist ein großer American-Football-Fan. Seine beste Freundin ist Kathrin Reifenröther, die er seit der Schulzeit kennt.
Peter Seel

„Ich ging vor die Haustür und war im Gebüsch verschwunden. Ein paar Meter weiter traf ich mich mit Freunden, und wir spielten Ritter rund um die Burg in den Wäldern.“ Später, nachdem seine Eltern sich getrennt hatten, zog er mit seiner Mutter nach Kirchen. Während sein 24 Jahre älterer Konkurrent von der CDU, Michael Conrad, seine Kindheit in der Stadt und als Berliner unweit der Mauer verbrachte, baute der kleine Andi Buden an der Freusburg.

Am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Betzdorf-Kirchen machte Hundhausen Abitur. Seitdem ist sie seine beste Freundin: Kathrin Reifenröther aus Kirchen, ebenso alt wie er, Englischlehrerin in Siegen am Rubens-Gymnasium. „Ein Paar waren wir nie“, sagt sie, „immer 'nur' beste Freunde. Aber was heißt 'nur'? Wir verstehen uns einfach, haben denselben Humor, und sprechen auch über Probleme miteinander.“

Der Kandidat stimmt zu: „Wir treffen uns so oft wie möglich und schwätzen dann auch mal über unsere Schulzeit, über die Lehrer von damals oder von den Tagen an der Uni in Siegen. Studiert haben wir ja auch zusammen.“

Während Kathrin verheiratet ist und zwei Kinder hat, ist Hundhausen unverheiratet. Doch er hat viele „Familien“: Neben Wegbegleitern in der Politik sind es zahllose Kontakte zu Kirchener Bürgern – und die Feuerwehr. Da machte er schon als Jugendlicher mit. „Das kam sozusagen sofort nach dem Ritterspielen und noch vor der Politik“, lacht er.

Feuerwehrmann ist er seit 25 Jahren, und seit 2001 gehört er zu denen, die rausfahren zum Einsatz, wenn die Sirenen heulen. Bis zum Verbandsführer hat er es geschafft. „Die Kameradschaft ist auch ein Grund, bei der Feuerwehr zu sein“, sagt der Kandidat. „Die Einsätze sind nicht immer einfach. Da macht man schwierige Erfahrungen bei schlimmen Unfällen. Aber man kann helfen.“

Was er bei der Wehr – und auch sonst im Leben – besonders schätzt, sind Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Genauigkeit; Sternzeichen Jungfrau eben. Freundin Kathrin bestätigt dies: „Zu meiner Hochzeit kam er mit Fieber und Grippe. Er war in der Kirche für eine der Fürbitten vorgesehen. Nach der Messe hat er sich entschuldigt und ist wieder nach Hause ins Bett gegangen.“

Wenn er auch zweimal pro Woche versucht, Zeit zum Joggen zu finden, so ist sein Lieblingssport doch buchstäblich Tausende Kilometer von Kirchen entfernt: American Football. Hier ist er Fan der New England Patriots (englisch für „Neuengland-Patrioten“) aus Foxborough bei Boston, oft „Pats“ genannt. „Football, das ist wie Schach auf dem Rasen“, schwärmt er, „auch da müssen die Spielzüge vorausgedacht werden. Wenn man das mal durchschaut hat, ist es unfassbar spannend.“

„Wir müssten eigentlich alle überzeugte Europäer sein.“

Das sagt Andreas Hundhausen nicht nur, weil seine Tante Spanierin ist.

Auf den Geschmack kam er vor einigen Jahren, als er per Zufall in einem Superbowl-Spiel bei Pro7 Max hängen blieb. Seitdem sitzt er zwischen September und Februar sonntags oft von 19 Uhr bis in die Nacht hinein vorm Football der National Football League (NFL).

„Es wäre toll, wenn ein NFL-Spiel mal nach Deutschland käme“, sagt er. Einen Gleichgesinnten hat Hundhausen in Rathausmitarbeiter Sandro Palazzolo gefunden, der für ein NFL-Spiel „seiner“ Mannschaft, der San Francisco 49er, mal nach London geflogen ist. „Da kommt man im Büro schon mal ins Schwärmen.“

Beim Thema Lesen steht Hundhausen auf „Krimis für eher Hartgesottene“, Thriller eines Simon Beckett oder Henning Mankell. Seit 20 Jahren gehört er auch zum Verein „Freunde europäischer Kultur“ – seine Tante Amelia Vollmar ist die Gründerin, und weil sie aus Sevilla stammt, lag eine auf Völkerverständigung ausgerichtete Gesinnung schon in der Familie. Europäer ist er durch und durch: „Meine Generation profitiert doch von Europa, etwa davon, dass es keine Grenzen gibt. Wir müssten eigentlich alle überzeugte Europäer sein.“

In die Politik kam er mit 15 durch den Kirchener Jugendpfleger Felix Garcia. Damals wollte er im Jugendbeirat mitarbeiten und zeigte sich dabei so sprachgewandt und gut in der Argumentation, dass Garcia sagte: „Du musst in die Politik! Da brauchen sie Leute wie Dich!“ Damals lebte noch der beliebte Kirchener Arzt Dr. Wolfram Johannes, bekennender Sozialdemokrat und Hundhausens Hausarzt. „Den habe ich gefragt: Was passt zu mir?“ erzählt der Kandidat.

„Und weil ich ein klassisches Arbeiterkind bin, und die SPD für Inhalte wie 'Aufstieg durch Bildung' stand, war es kein großer Schritt mehr, in die SPD einzusteigen.“ Der Rest ist Kirchener Geschichte: Mitglied wurde er im Jahr 2000, 2005 war er schon Ortsvereinsvorsitzender, 2011 wurde er zum Kreisvorsitzenden gewählt, 2014 zum Nachfolger von Wolfgang Müller (CDU) als Stadtbürgermeister, seit 2016 ist er Fraktionssprecher der Genossen im Kreistag Altenkirchen.

Die Leitung der Verbandsgemeinde will er in Personalunion mit seinem Amt als Kirchens Stadtoberhaupt stemmen – wie es damals auch Wolfgang Müller machte und später Maik Köhler, der VG-Chef und Mudersbacher Ortsbürgermeister in einem war. „Mit Enthusiasmus“ geht es ihm vor allem um die Lösung von Problemen: „Auf kommunaler Ebene ist die Parteizugehörigkeit nicht so wichtig“, sagt er.

Soziale Ader und SPD-Prägung merkt man aber durchaus in seinem politischen Programm: Medizinische Versorgung, Kitas, Schulen sind ihm wichtig – was er als Stadtbürgermeister im politischen Alltag ebenso oft unter Beweis gestellt hat wie seinen Einsatz für die heimischen Unternehmen. Umweltschutz und „den vom Menschen verursachten Klimawandel“ sieht er als eine der Herausforderungen des Jahrhunderts an. „Auch im Kleinen können wir mithelfen, unseren Kindern und Enkeln eine lebenswerte Welt zu hinterlassen.“

Seine beste Freundin Kathrin strahlt: „Er war schon immer engagiert, das ist ein Teil von ihm. Menschen sind ihm wichtig, da gibt er sein letztes Hemd. Schon am Gymnasium sagten viele, dass er in die Politik gehen wird. Und in der Abi-Zeitung stand: Andreas ist der zukünftige Bundeskanzler.“

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