Der CDU-Kandidat will am 6. Juni Bürgermeister der VG Kirchen werden:Er wuchs in Berlin auf und sieht für die Region im Tourismus große Chancen
VG-Bürgermeisterwahl in Kirchen: Das ist CDU-Kandidat Michael Conrad
Im Tourismus sieht der passionierte Wanderer Michael Conrad, der am 6. Juni VG-Chef von Kirchen werden will, ein Riesenpotenzial für die Region zwischen Crottorf und Sieg.
Peter Seel

Einer der Gründe dafür, dass Michael Conrad, der Kandidat für die Wahl des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Kirchen am Sonntag, 6. Juni, vor rund 15 Jahren von Berlin nach Morsbach gezogen ist, gleich an den Rand des Wildenburger Landes, war der landschaftliche Reiz der Natur rund um Friesenhagen. Der 59-jährige Jurist war schon immer ein begeisterter Wanderer und nutzt fast jeden freien Nachmittag, um mit seiner Frau Tania die Trekkingschuhe anzuziehen und die Region zu erkunden oder sich mal aufs Fahrrad zu schwingen. Die RZ stellt Michael Conrad einmal genauer vor.

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Im Tourismus sieht der passionierte Wanderer Michael Conrad, der am 6. Juni VG-Chef von Kirchen werden will, ein Riesenpotenzial für die Region zwischen Crottorf und Sieg.
Peter Seel

„Ich wollte raus aus der Großstadt und lieber in einer schönen ländlichen Gegend leben“, sagt der Kandidat, den die CDU der Öffentlichkeit erst vor wenigen Wochen vorgestellt hat – nach dem völlig unerwarteten Tod von Parteifreund Maik Köhler, der VG-Chef von Kirchen und Ortsbürgermeister von Mudersbach war.

Der bei uns noch recht unbekannte Conrad kann allerdings auf langjährige Erfahrungen in der freien Wirtschaft – etwa bei einem Ölkonzern –, als Behördenleiter sowie als Bürgermeister der Gemeinde Dahlewitz in Brandenburg verweisen. Ins AK-Land kam er, um bei der Containermodulbau-Firma Alho in Steeg Hausjustiziar zu werden.

„Vor 25 Jahren plante Alho eine Niederlassung bei Berlin; ich war da als Verwaltungsmitarbeiter zuständig. Da muss ich wohl einen guten Eindruck hinterlassen haben – und 2007 fragte Alho, ob ich nicht in den Westerwald und ins Wildenburger Land kommen wolle. Das ist eine wundervolle Landschaft hier, und ich hab Ja gesagt.“

Aufgewachsen war er unweit der Mauer im damaligen Westberlin, umgeben von der DDR, die Teil des Ostblocks war. „Als Jungen sind wir auf den Kontrollwegen der Amerikaner an der Mauer entlang Fahrrad gefahren“, erzählt er von seiner Kindheit vor der Wende. „Auf der anderen Seite patrouillierten die Grenztrupps der Nationalen Volksarmee. Aber es gab damals in Berlin noch viele Felder, Äcker und Wiesen, das mag man gar nicht glauben.

Die hatte man seit der Blockade der Stadt 1949 als Notflächen so gelassen, falls man im Kalten Krieg noch mal vom Westen abgeschnitten werden sollte und Kartoffeln und Gemüse anbauen müsste.“ Schon den Jungen faszinierte die Natur, die er bis heute gern durchwandert. „Vielleicht eine Reaktion auf die Straßen und Höfe im Arbeiterkiez Neukölln“, schmunzelt er. Hier wuchs er auf und verbrachte seine ersten elf Lebensjahre.

Später zog die Familie – Vater Jurist, Mutter Hausfrau, dazu eine jüngere Schwester – nach Tempelhof, einem CDU-Bezirk. Mit 14 stieg er bei der Schülerunion ein. „In Berlin war die Politik damals allgegenwärtig“, weiß er noch, „immerhin stand die geteilte Stadt mit ihrem Sonderstatus immer im Fokus der Welt. Mein Vater war zwar politisch interessiert, aber nicht aktiv.“ Die CDU stellte da noch mit Peter Lorenz den Bürgermeister, war ein Maßstab für politische Gestaltung für den jungen Mann, der alsbald in die Junge Union ging und von dort zu den Christdemokraten. „Dass es die CDU war, hatte sicher auch damit zu tun, dass mich mein Elternhaus christlich geprägt hat.“

„Als Jungen sind wir auf den Kontrollwegen der Amerikaner an der Mauer entlang Fahrrad gefahren...“

Michael Conrad wuchs vor der Wende in Berlin auf.

Anders als sein Mitbewerber von der SPD, Kirchens Stadtbürgermeister Andreas Hundhausen, war Conrad viele Jahre in der Wirtschaft tätig, nicht nur in der Politik, auch in leitender Funktion bei einem großen Unternehmen; nicht zuletzt hat er immer als Jurist gearbeitet. Rechtswissenschaften hat Conrad an der Freien Universität Berlin studiert – und lernte dort auch seine Frau Tania (heute 55) kennen, die aus Rumänien kommt.

Er hat das Land zwischen Schwarzem Meer und Karparten lieben gelernt: „Ich mag das Ursprüngliche, nicht nur die wunderschönen Städte dort wie Timisoara, Sibiu, Brasov, Cluj oder das Donaudelta, sondern auch die Kargheit der Berge und Wälder und die abgeschiedenen Dörfer dort. Mir ist ein Feldbett manchmal lieber als ein Luxushotel.“

Bei der Musik bevorzugt er Klassik statt Pop, hört gern Beethoven. Die beiden Söhne (18 und 23 Jahre) sowie die Tochter (27) bekamen alle Klavierunterricht: „Und sie spielen alle heute noch!“, freut er sich. Den Absprung von Berlin haben sie aber alle drei nicht geschafft, auch wenn der Jüngste als Kind in Friesenhagen in die St.-Anna-Kita und Grundschule ging.

„Schon als die Kinder klein waren“, sagt er, „gehörten Spaziergänge und Wanderungen durch die Natur zur Familie, und ich bin schon als Jugendlicher viel mit meinen Eltern gewandert, im Sommer auch mal anspruchsvolle Touren in den Bergen von Österreich.“ Von der Region zwischen Schloss Crottorf und der Wildenburg ist er begeistert: „Man denkt, man wäre da ganz woanders.“

Aber Schwärmerei ist Conrads Sache nicht. Er ist eher nüchtern, versucht, Entscheidungen erst nach Abwägung aller Fakten zu treffen, sieht sich gern als Moderator – kann aber auch den Bestimmer. Im Tourismus sieht er für die Verbandsgemeinde Kirchen „ein Riesenpotenzial, auch als Beitrag für den Klimaschutz“.

Der Ferntourismus, prognostiziert er, werde auch nach Corona weiter zurückgehen: „Trekkingtouren, auch hier in der Heimat, werden attraktiver als der Ballermann. Zumal das Thema Klima uns noch lange beschäftigen wird. Da hat unser Tourismus viel zu bieten. Es muss aber noch einiges getan werden, etwa bei den Fahrradwegen...“

Conrad, selbst wenn das CDU-Logo auf seinen Plakaten steht, steht ebenso glaubwürdig für Bürgernähe und Überparteilichkeit wie Hundhausen und will auf den Spuren Maik Köhlers weiterschreiten: „Auf dem Land ist das Miteinander am wichtigsten, wenn man etwas für die Kommune erreichen will.“

Und wie für den SPD-Mann ist auch Selbstdarstellung nicht sein Ding. Es dauert lange, bis er ins Erzählen kommt. Etwa von seinem uralten 4er-Golf, der schon 600.000 Kilometer auf dem Buckel hat und an dem er hängt: „Ich liebe dieses Auto. Ich schätze eben gute Leistung und hochwertige Handwerksarbeit. Da werde ich weiter dran rumbasteln, damit er die Million noch schafft.“

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