Eine gewisse Ohnmacht war auf der jüngsten Versammlung des Zweckverbands Stegskopf zu spüren. In Sachen Konversion des ehemaligen Truppenübungsplatzes ist man im vielen Belangen auf die Entscheidungen anderer angewiesen. Doch Verbandsvorsteher, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daaden-Herdorf, hatte in der Daadener Verwaltung auch Nachrichten zu verkünden, die vor allem in Emmerzhausen für Optimismus gesorgt haben.
Die Ortsgemeinde setzt bekanntlich große Hoffnungen auf die Entwicklung der letzten beiden, von Schutzgebieten umgebenen „Inseln“ auf dem ehemaligen Truppenübungsgelände. Im April 2019 hatte der Ortsgemeinderat einstimmig beschlossen, dass im ehemaligen Lager ein von der Gießener Firma Revikon geplantes Logistikzentrum entstehen soll, inklusive einer Teilfläche für Gewerbetreibende. Gleichzeitig erhielt Unternehmer Martin Kessler aus Friedewald einen Zuschlag für den früheren Mobilmachungsstützpunkt. Bereits im November konnte Stühn verkünden, dass der Entwurf des Kaufvertrags mit Emmerzhausen und ihrer Gemeindeentwicklungsgesellschaft vorliege.
Unternehmer Kessler nicht mehr involviert
Noch ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) die Eigentümerin. Nun ist die Verwirklichung des Projekts erneut ein Stück greifbarer geworden, folgt man den Worten Stühns auf der jüngsten Zweckverbandsversammlung. Kurz vor dem Abschluss stünden die Verhandlungen der Entwicklungsgesellschaft der rund 700 Einwohner zählenden Ortsgemeinde mit dem Investor Revikon.
Laut Stühn ist der Kaufvertrag weitgehend ausverhandelt. Wie aus der Sitzungsvorlage hervorgeht, bereiten Juristen derzeit weitere Vertragswerke in diesem Zusammenhang vor. Unternehmer Martin Kessler scheint aus dem Spiel zu sein. Er hat seinen Verzicht auf den Mobilmachungsstützpunkt erklärt. Die Liegenschaft geht nun in das Eigentum der Entwicklungsgesellschaft über.
Während die Pläne für ein Logistiklager vorankommen, sieht es bei anderen Vorhaben schlecht aus. Grundsätzlich wird dies am Beispiel des Mediationsverfahrens deutlich, das auf Eis gelegt ist. Der im November 2021 vom Kreis Altenkirchen auf Initiative des Landtagsabgeordneten Michael Wäschenbach (CDU) angestoßene Prozess sollte unterschiedliche Vorstellungen zur Zukunft des Stegskopfs unter einen Hut bringen.
Stühn: Alle Konfliktparteien müssten an Tisch
Im November 2022 hatte Stühn bereits öffentlich die Fortsetzung des Verfahrens infrage gestellt. Die in seinen Worten „beiden widerstrebenden Pole“ Emmerzhausen und Naturschutzinitiative sitzen beziehungsweise saßen nicht mit am Tisch. Doch dabei sei genau dies wichtige Voraussetzung für ein Gelingen, wie er erneut auf der jüngsten Versammlung des Zweckverbands herausstellte: „Im Mediationsverfahren wäre es wichtig, dass alle Konfliktparteien mit dabei sind, um später die Vereinbarungen mitzutragen.“
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Emmerzhausen und die Naturschutzinitiative statt am Mediationstisch vor Gericht begegnen, ist hoch. Der Landesvorsitzende der Naturschutzinitiative, Harry Neumann, bestätigte vor rund zwei Wochen gegenüber unserer Zeitung: Eine Klage gegen das Vorhaben der Ortsgemeinde sei unumgänglich. Der zuständige Beigeordnete von Emmerzhausen Heinz Dücker betonte wiederum, dass der Ortsgemeinderat eine juristische Auseinandersetzung nicht scheuen werde. Dieses Risiko müsse Emmerzhausen akzeptieren und eingehen, da es sich bei dem Projekt um die letzte Chance für eine Entwicklung der Ortsgemeinde handele.