Es bräuchte schon „schlossähnliche“ Säle, um alle Werke von Erwin Rickert präsentieren zu wollen. Dies sagt sein Freund und ehemaliger Pfarrer Hansjörg Weber aus Daaden in seiner Laudatio. Um einen neuerlichen Eindruck vom Lebenswerk des 86-jährigen Künstlers zu bekommen, tut es aber auch die Stadthalle in Betzdorf. Unter dem Titel „Naturgeschichte“ sind dort Arbeiten von Rickert noch bis Donnerstag, 15. Juni, von 15 bis 19 Uhr zu sehen.
Parallel zur Ausstellung hat Till Rickert, Grafiker und Sohn des Künstlers, einen Band über das Wirken seines Vaters herausgebracht, eine vielfältige Sammlung unterschiedlicher Werke aus verschiedenen Epochen. Das Buch, das ebenfalls den Titel „Naturgeschichte“ trägt, ist beim Künstler erhältlich. Mit seinen Arbeiten – Zeichnungen, Radierungen und Collagen – gebe Rickert „neue Sichtweisen, Ansichten und Einsichten in die Natur“ und alles, was dort kreucht und fleucht, so Weber in seiner kenntnisreichen und sehr persönlich gehaltenen Laudatio aus Anlass der Vernissage am Freitagabend im Foyer der Stadthalle.
Die Natur ist sein zentrales Thema
„Du stellst dein Lebenswerk vor, aber das Werk ist noch nicht vollendet“, fährt Weber fort und macht berechtigte Hoffnung auf ein weiteres künstlerisches Wirken. „Ich zeichne täglich“, sagt Rickert von sich selbst. Die Natur ist sein zentrales Thema, und sein Freund und Laudator sieht darin mehr als nur das Erzählen einer Geschichte, sondern eine „Naturmeditation“. Rickert gebe mit Detailfreude, seinem Blick entgehe nichts, den Dingen Wert und Würde im Bild, und das nicht nur um der Kunst willen: „Wie schön sind die Geschenke der Natur – bewahrt sie“, werde der Betrachter in die Pflicht genommen.
Rickert zeigt sich bewegt von den Worten seines Freundes: „Das ist sehr tief gegangen.“ Zudem freut er sich über die zahlreich erschienenen Gäste der Vernissage. Die Natur zu schätzen und zu schützen – so sieht es auch Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer in seiner Begrüßung: „Dein Anspruch ist es, die Natur mithilfe der Kunst ins richtige Licht zu rücken.“ Geldsetzer drückt es mit Goethe poetisch aus: „Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen. Und haben sich, eh man es denkt, gefunden.“ Goethe, fährt der Stadtbürgermeister fort, möge es verzeihen – „aber das hätte auch von dir stammen können.“