Daaden/Malberg
Vermehrer-Hunde suchen ein neues Zuhause
Das qualvolle Leben hat sie hinter sich: Für die Beaglehündin Adette beginnt bei ihrer „Pflegemutter“ Elke Zaudig aus Daaden (rechts) ein neues Leben. So wie Anne Ehlerts Labrador-Mischling Greta möchte auch Adette ein neues Zuhause bei einer liebevollen Familie finden.
Blazenka Sokolov

Daaden/Malberg - Ruhig und zufrieden spaziert Adette mit den anderen Hunden von Elke Zaudig durch das Haus. Dann legt sie sich in die bequeme „Kuschelhöhle“, eine Transportbox in der Zimmerecke. Soviel Harmonie war der fünfjährigen Beaglehündin bis September noch fremd. Bevor sie aus Belgien zu ihrer Pflegefamilie nach Daaden kam, kannte sie nur das Leben in einem kalten, engen Betonverschlag. In einer sogenannten Vermehrerstation hat man sie dort dafür benutzt, so oft wie möglich Nachkommen zu gebären – ohne Rücksicht auf die Gesundheit des Tieres.

Daaden/Malberg – Ruhig und zufrieden spaziert Adette mit den anderen Hunden von Elke Zaudig durch das Haus. Dann legt sie sich in die bequeme „Kuschelhöhle“, eine Transportbox in der Zimmerecke. Soviel Harmonie war der fünfjährigen Beaglehündin bis September noch fremd. Bevor sie aus Belgien zu ihrer Pflegefamilie nach Daaden kam, kannte sie nur das Leben in einem kalten, engen Betonverschlag. In einer sogenannten Vermehrerstation hat man sie dort dafür benutzt, so oft wie möglich Nachkommen zu gebären – ohne Rücksicht auf die Gesundheit des Tieres.

Und alles nur, um möglichst viel Profit mit den Welpen zu erzielen. Die Daadener Tierfreundin Elke Zaudig hat vor einem Jahr eine Pflegestelle für diese ehemaligen „Vermehrerhunde“ eröffnet und ist dort im Namen der Organisation „Ausrangiert und Abgeschoben“ (AuA) aktiv – ebenso wie ihre Mitstreiterin Anne Ehlert, die seit drei Jahren eine Pflegestelle in Malberg hat.
Hatte sich Adette nach ihrer Ankunft in Daaden noch bei jeder Gelegenheit verstört unter die Eckbank verkrochen, so kam sie schon bald, von Tag zu Tag öfter, aus ihrem Versteck und fasste allmählich Zutrauen, berichtet Elke Zaudig. „Es sind ja schon Kleinigkeiten“, sagt die 44-Jährige, „über die man sich bei der Entwicklung solcher Hunde freut.“
Und Anne Ehlert stimmt zu: „Beispielsweise das erste Mal zu sehen, dass der Hund mit dem Schwanz wedelt oder dass er auch tagsüber zu fressen beginnt, anstatt nur nachts.“ In Belgien wurde die Beaglehündin nur aus ihrem Verschlag gelassen, wenn sie gedeckt werden sollte: „In einer Box, mit Tüte über dem Kopf“, sagt Ehlert, „gegen ihren Willen, regelrecht vergewaltigt. Das hat mit Zucht nichts zu tun, das nenne ich Unzucht.“ In der „Vermehrerstation“, sagen beide Frauen, habe es „minderwertige Nahrung und dafür ständig Hormonbehandlungen“ gegeben, die die Hündinnen so oft wie möglich läufig machen sollten.
„Der Verschlag wurde so gut wie nie gesäubert“, sagt Elke Zaudig. „Sie kennen weder vernünftige Nahrung noch einen Futternapf, geschweige denn einen Namen. Stattdessen tragen sie eine Kette mit einer Nummer um den Hals.“
Die deutschlandweit arbeitende Organisation „Ausrangiert und Abgeschoben“ nimmt die gequälten Hunde auf, kümmert sich darum, dass sie grundimmunisiert werden und bereitet sie auf ein Familienleben vor. Hierfür werden immer Pflegestellen gesucht – Tierfreunde können sich melden.
Die Organisation finanziert sich weitgehend von Spenden und Patenschaften. Für jeden Hund, den der Verein aufnimmt, gibt es auf der Homepage ein von den Pflegestellen liebevoll geführtes Tagebuch mit Fotos und Steckbrief. So kann sich die zukünftige Familie einer solchen Hündin ein genaues Bild von dem Tier machen, bevor sie es aufnimmt und entscheidet, ob er zur Familie passt. Auch „Abgabehunde“, die nach Jahren ihr gewohntes Familienumfeld verlassen müssen, nimmt „AuA“ auf. „Damit wird gleichzeitig den Menschen geholfen, die sich aufgrund von veränderten Lebenssituationen von ihren Lieblingen trennen müssen“, sagt Anne Ehlert. Wird ein Hund wie Adette an einen neuen Besitzer vermittelt, werden dort Vorkontrollen durchgeführt, um sicher zu sein, dass es dem Hund im neuen Zuhause gut geht. Und nach der Vermittlung des Tieres gibt es eine Nachbetreuung. Nach einem Jahr besucht „AuA“ die Familie, um sich ein Bild der Situation zu machen.
Ein Grund dafür, dass mancher Tierfreund vielleicht zögert, eine Pflegestelle für einen „Vermehrerhund“ anzubieten, sehen Elke Zaudig und Anne Ehlert darin, dass man sich an das Tier gewöhnt haben könnte, bevor es an sein endgültiges Zuhause abgegeben werden soll. „Die Pflegefamilie“, so Zaudig, „ist aber nur dafür da, aus einem verstörten Tier ein sozialisiertes zu machen. Erst dann kann man ein Zuhause für den Hund suchen.“ Bedenken könnte eine potenzielle Pflegefamilie auch wegen der Kosten haben, die ihr für den aufgenommenen Hund entstehen könnten. Doch diese werden von „AuA“ übernommen, so Zaudig.
Die Beaglehündin Adette hat das Schlimmste überstanden und sucht nun ein Zuhause, wo sie für immer bleiben kann. Sie ist stubenrein, verschmust, im Freien sehr bewegungsfreudig und im Haus eher ruhig. Ihr Herz muss nach all den schlimmen Erfahrungen natürlich erst langsam erobert werden, da sie noch ängstlich und zurückhaltend ist. Adette wird nicht an Kinder und nur als Zweithund vermittelt. Wer den Beagle Adette aufnehmen möchte, meldet sich unter der Telefonnummer 0178/50 95 240. Mehr über die Arbeit von „Ausrangiert und Abgeschoben“ auf www.ausrangiert-und-abgeschoben.de. Blazenka Sokolova

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