„Als wir die Teststelle erreichten, erstreckte sich die Warteschlange bereits bis weit über die Hälfte des Parkplatzes. Quarantäne-Kinder und Schnelltestwillige, also Bürger, die einen Schnelltest brauchen für eine Fahrstunde, Fahrprüfung oder einen Friseurtermin, waren komplett vermischt.“
Anna Willmeroth fragt sich, warum andere Familien mit ihren Kindern, die weit über eine halbe Stunde vor ihr einen Termin hatten, immer noch nicht dran waren – „Kinder in Quarantäne und mit festem Termin“, gibt sie zu Bedenken. Es stellte sich heraus, dass die Termine im Fünfminutentakt vergeben worden waren. „Das war kaum zu schaffen“, so ihr Urteil.
Nach einiger Zeit erstreckte sich die Warteschlange bis zum Ende des Parkplatzes, darunter auch eine Mutter mit einem quarantänisierten Kind, welches fieberte, auf dem Arm. „Sie verließ die Warteschlange, als es sehr klar wurde, dass die Wartezeit weit über eine Stunde sein wird“, so Anna Willmeroth.
Ihre Wartezeit beschreibt sie so: „Alle Quarantäne-Kinder flitzten inzwischen kreuz und quer über das Gelände und zwischen den anderen Wartenden herum. Kinder, die eigentlich das eigene Grundstück nicht verlassen dürfen. Dass Kindergarten-Quarantäne-Kinder keine Maske tragen, versteht sich von selbst. Mehrmals schaute sich Herr Dirk Werner, Verantwortlicher für das Testzentrum, das Geschehen an, aber mehr passierte auch nicht.
Eine Frau vom DRK-Krankenhaus versuchte zwar, zwei Warteschlangen zu bilden, aber was sollte dies bringen? Das blieb unklar.“ Nach über einer Stunde seien sogar noch weitere Quarantäne-Kinder aus einem anderen Kindergarten hinzugekommen. „Und alle Quarantäne-Kinder von zwei bis sechs Jahren aus zwei Kindergärten flitzten fröhlich durch die Menschenmassen.“
Die Wartenden seien trotzdem sehr freundlich geblieben. „Ich glaube, es war nicht wirklich allen klar, dass es sich hier allesamt um Kinder in Quarantäne, das heißt möglicherweise mit Corona infizierte, handelt, aber es war wohl auch allen klar, dass man kleine Kinder nicht über einen so langen Zeitraum ruhig auf dem Arm oder an der Hand halten kann“, sagt die Mutter. Sie selbst sei erst nach zwei Stunden an der Reihe gewesen.
„Eine Zumutung, zumal es an dem Tag sehr heiß war und wir nicht ausreichend Wasser dabei hatten.“ Auch weitere Eltern machten diese Erfahrung nur wenige Tage später. Donnerstags mussten noch weitere Kinder der Kita Goldwiese zum PCR-Test, wegen eines weiteren Corona-Falls. „Wer glaubt, man hätte vom Montag der gleichen Woche was gelernt, vergebens“, berichtet sie. Eine Mutter mit einer Zweijährigen hätte eine Wartezeit von anderthalb Stunden gehabt, „aber nur weil sie mit ihrer inzwischen quengelnden Tochter von anderen wartenden Eltern vorgelassen wurde“.
In der Zwischenzeit hat auch Landrat Peter Enders auf die Vorwürfe der erzürnten Eltern reagiert. „In der Tat ist der Ablauf, den Sie beschreiben, alles andere als gut gewesen“, gibt er in einem Brief an Anna Willmeroth zu, der auch der RZ vorliegt. Weiter heißt es darin: „Gerade in der Anlaufphase des landesweiten Projekts ,Testen für alle' ist es offensichtlich zu Problemen und zu längeren Wartezeiten gekommen.“
Enders weiter: „Die Verantwortlichen haben entsprechende Beschwerden erhalten und es wurde bereits über Verbesserungsmöglichkeiten gesprochen. An dem beschriebenen Vormittag war es nach meinen Informationen so, dass die Kinder der Eichelhardter Kindertagesstätte für die PCR-Testung eingeladen waren. Dabei ist die zeitliche Taktung von fünf bis sechs Minuten pro Test eine gängige Einteilung, die in der Regel mehr als ausreichend ist, um auch bei kleineren Kindern einen Test durchzuführen. An jenem Vormittag hat das Krankenhaus selber zudem aufgrund aktueller Entwicklungen Teile der Belegschaft getestet.
Im Ergebnis führte das zu der von Ihnen geschilderten Situation und einem zeitlichen und organisatorischen Stau. Das sollte so, auch aufgrund von Hinweisen wie Ihrem, nicht mehr vorkommen“, schreibt Enders. Allerdings heißt es in dem Schreiben gegen Ende auch: Dessen ungeachtet appelliere ich in diesem Zusammenhang immer wieder auch an die Eigenverantwortung jeder einzelnen Person: Wenn sich Menschenansammlungen bilden, wie Sie es für die Wartesituation in der Teststelle beschreiben, ist das zweifellos alles andere als hilfreich in diesen Zeiten.
Und gerade für kleine Kinder ist diese Situation besonders schwierig. Aber die Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln obliegt am Ende ein Stück weit auch jedem selber beziehungsweise in diesem Fall beteiligten Eltern, unabhängig davon, ob man sich in einer Teststelle aufhält, im Supermarkt oder im Sonntagsgottesdienst.“
Anna Willmeroth findet generell das Einräumen von Fehlern gut und begrüßt die persönliche Antwort des Landrates. „Aber den letzten Absatz hätte man sich schenken können. Es ist unmöglich, Kleinkinder zwei Stunden auf Abstand zu halten, den schwarzen Peter kann man da den Eltern nicht zuschieben. Den sehe ich hier eher bei der desolaten Organisation des Gesundheitsamts. Auf die Idee, Kindergartentestungen – wenn es um ganze Gruppen oder Kindergärten geht – komplett beim Gesundheitsamt durchzuführen, kommt aber keiner“, bemängelt sie. Bei der zweiten Testung am vergangenen Mittwoch sei aber alles „wie am Schnürchen“ gelaufen.