Sitzung in Herkersdorf
Und plötzlich wird es still in der Druidenhalle
Aufgrund seines langjährigen Einsatzes für den Karneval ruft der Herdorfer Sitzungspräsident Peter Bohl den Kirchener Unternehmer Wolfgang Hermann auf die Bühne, um ihn öffentlich zu danken.
Daniel-D. Pirker

Das neue Konzept des Herkersdorfer Carnevalsclubs ging auch dieses Mal bestens auf. Zwischen atemberaubenden Tänzen und energiegeladenen musikalischen Darbietungen mischte sich auch ein Moment, in dem es kurz leise im Saal wurde. 

Spätestens in der Mitte des Programms hielt es die rund 230 bunt kostümierten Gäste in der Druidenhalle nicht mehr auf ihren Plätzen. Die Oma tanzte neben der Enkelin, angetrieben von den Rhythmen der Weisweiler, einer energiegeladenen Trompetensound-Combo aus Eschweiler. Ein Beispiel dafür, dass das noch frische Konzept des Herkersdorfer Carnevalsclubs (HCC) aufgegangen ist.

Als das karnevalistische Leben wieder Tritt gefasst hatte, hatten die Narren im „vereinigten Königreich“ Herkersdorf-Offhausen ein Experiment gewagt. Man wollte die Sitzung in der Druidenhalle kurzweiliger gestalten, straffer, moderner – allerdings ohne die Tradition zu verraten. Am Samstag hatte sich nun erneut bewiesen: Das Konzept ist aufgegangen. Was nicht bedeutet, dass der Verein auf die lieb gewonnenen Elemente einer jeder guten Karnevalssitzung verzichtete.

In einem energiegeladenen Auftritt bringen die Weisweiler aus Eschweiler die Druidenhalle zum Beben.
Daniel-D. Pirker

In einer proppenvollen Halle konnten die Sitzungspräsidenten Melanie Stock und Stephan Kreps wie aus Vor-Corona-Zeiten gewohnt, humorvolle Sketche und atemberaubende Tänze präsentieren. Auch die Freunde von der KG Herdorf brachten die Stimmung wieder auf Hochtouren, angeführt von Jannik I. und angefeuert von Sitzungspräsident Peter Bohl, der seinem Namen „Raketen-Peter“ alle Ehre machte.

Natürlich durften auch nicht die Einzüge samt Vorstellungen von Prinzessin Katrin I. und Kinderprinzessin Mia I. fehlen. Genauso wie der fulminante Auftritt des Solomariechens Ida Hommes, die ausgefeilte wie schweißtreibende dargebotene Choreografie der Prinzengarde, die wuchtigen Perfomances der Marschtanzgruppe, das vereinseigene Tanzpaar Saskia Böhmer und Niklas Bassa oder die Druiden Dream Dancer. Und den „gefährlich schönen“ Medusen der HCC-Schautanzgruppe gelang es mühelos, sich in die Herzen der Gäste zu tanzen.

Einen Auftritt voller Wow-Momente lieferte die Prinzengarde des HCC ab.
Daniel-D. Pirker

Redner Tim Staude bewies, dass Comedy und Büttenrede eine energiegeladene Melange eingehen können. Der Gast vom HC Erbachtal ließ das Publikum wieder teilhaben an der Sicht eines 18-Jährigen auf das aktuelle Zeitgeschehen. Und die ist vor allem von Spott und einem Augenzwinkern geprägt. Dabei ging er durchaus auch das ein oder andere Risiko ein, etwa als er zu dem Schluss kam, dass es noch weiter Weg sei bis zur Emanzipation von Frauen. Denn: „Nicht jede weiß, ganz ohne Schiss, auf welcher Seite des Autos der Tankdeckel ist.“ Und bei aller Kritik an der Regierungspolitik stellte der „18-Jährige“ ebenfalls klar: „ Doch eins weiß ich, AfD wähl ich nie, heißt das Wort ja schon aus für Demokratie.“

Immer wieder mischten sich zwischen den energiegeladenen oder humorvollen Programmpunkten Momente, die auch Außenstehende bewegten. Etwa als der Herdorfer Sitzungspräsident den Logistikunternehmer Wolfgang Hermann auf die Bühne rief, um ihm öffentlich zu bedanken. Der Träger der Verdienstmedaille des Landes hat nicht nur den Herdorfer Karneval kräftig unterstützt. „Ist doch selbstverständlich“, flüsterte der Hermann gerührt ins Mikrofon.

Als die Straßenlaternchen nahmen Andi Bassa und Ulrike Fischbach so manche Fehlentwicklung vor Ort aufs Korn.
Daniel-D. Pirker

Heiß erwartet war der Sketch der Straßenlaternchen Andi Bassa und Ulrike Fischbach. Aus der Perspektive von – genau Straßenlaternen – legten sie auf humorvolle Weise auch den Finger in die lokalpolitische Wunde. So nahmen sie unter anderem den Landesbetrieb Mobilität (LBM) aufs Korn. Der hatte vor, ein Zauberstück hinzulegen und die Schlaglochpiste im Imhäusertälchen innerhalb eines halben Tages auszubessern. Was natürlich schiefging.

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