Der Barbarasaal ist voll am Freitagabend in der Betzdorfer Stadthalle. Die hiesige Bundestagsabgeordnete Sandra Weeser (FDP) hatte ihre Parteikollegin, die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, in die Stadt an Sieg und Heller eingeladen. Strack-Zimmermann setzt sich für die militärische Unterstützung der Ukraine sowie die Lieferung des Marschflugkörpers Taurus ein. Gut 60 Protestierende vor der Stadthalle machen ihren Unmut mit Trillerpfeifen und Transparenten über diese Politik Luft.
Die Bundestagsabgeordnete will in ihrer Rede eigentlich mit Nawalnyj beginnen. Sie erzählt von seiner Beerdigung, die an eben diesem Freitag in Moskau stattgefunden hat, wie Tausende Menschen hinter dem Grab des bekannten Oppositionspolitikers hergelaufen sind, „obwohl sie wussten, dass sie dafür ins Gefängnis kommen können“. „Das sind Helden“, sagt Strack-Zimmermann.
Corona war eine beschissene Zeit für uns alle.
Marie-Agnes Strack-Zimmernann (FDP)
Doch schon nach wenigen Minuten holen die Zuschauer im Barbarasaal die FDP-Politikerin thematisch nach Deutschland zurück. Die Corona-Pandemie wird angesprochen. „Corona war eine beschissene Zeit für uns alle“, führt Strack-Zimmermann an. Und in der Tat sei nicht alles richtig gemacht worden. Als persönliches Beispiel nennt Strack-Zimmermann ihre Haltung zur Impfpflicht. Zu Beginn der Pandemie sei sie noch dafür gewesen, nach vier Jahren sehe sie das anders. Die Aggressivität sei in Corona enorm gestiegen.
Rund 60 Demonstranten haben sich am frühen Freitagabend vor der Betzdorfer Stadthalle zusammengefunden, um gegen die Politik der Bundesregierung zu demonstrieren. Anlass ist der Auftritt der liberalen Spitzenkandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann auf einer FDP-Veranstaltung ab 18.Angemeldete Kundgebung in Betzdorf: Demo für Frieden und gegen Regierungspolitik
Von der EU („Das sind 27 Staaten mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen“, „Die Europäische Union ist entscheidend für unsere Kinder und Enkelkinder“) kommt Strack-Zimmermann wieder zurück auf ihr eigentliches Thema: der Krieg gegen die Ukraine. „Der Angriff Russlands auf die Ukraine ist völkerrechtswidrig“, sagt sie und erntet Applaus. Es einfach laufen zu lassen, hält die FDP-Politikerin für den falschen Weg. „Wir schauen weg – einmal mehr – oder wir stellen uns der Realität.“
Strack-Zimmermann erinnerte daran, was in den Nachbarländern Moldau und Georgien passiert ist. Gegen Georgien hat Russland in den vergangenen drei Jahrzehnten zweimal Krieg geführt. Im Osten der Republik Moldau befindet sich die abtrünnige Provinz Transnistrien, die als De-facto-Regime nur von Russland anerkannt wird.
Teils harte Diskussionen mit Regierungskritikern
Der gut eineinhalbstündige Abend im Barbarasaal zwischendurch ist auch von Zwischenrufen geprägt, ein Verhalten, das immer wieder Kritik von anderen Besuchern provozierte. Gegen Ende der Veranstaltung verlassen einzelne Protestler aus Unmut über die Antworten von Strack-Zimmermann den Saal. Es wird in der Sache hart gestritten, doch viele Teilnehmer wollen mit der FDP-Politikerin ins Gespräch kommen, wollen ihre Antworten auf die Sorgen und Nöte der hiesigen Bevölkerung hören.