Die Viecherei der Woche: Elsa und Olaf kamen als wahre Überraschungsbesucher ins AK-Land
Überraschung für den Tierparkchef: Zwei „Kuckucks-Kälbchen“ im Föschber Tierpark
Die kleine Elsa, die nicht nur total verspielt ist, sondern auch sehr verschmust. Davon weiß Tierpflegerin Nathalie Wien ein Liedchen zu singen.
sel

Der Mannheimer Zoo wünschte sich für seine edlen Wikinger-Kühe Nachwuchs und ging auf den Tierpark Niederfischbach zu, da dort ein passender Bulle lebt. Wenige Wochen nach Ankunft der Kühe stellte sich aber heraus: Sie waren schon längst schwanger.

Lesezeit 4 Minuten

Die gelernte Zootierpflegerin Nathalie Wien arbeitet seit Jahren im Tierpark Niederfischbach und ist hier längst eine der wichtigsten Stützen, wenn es um die Betreuung der Tiere geht. Für Kälbchen Elsa, das von seiner Mutter nicht angenommen wurde, spielt sie die Mama und füttert es teilweise mit der Flasche. Tierparkfans haben dem Tier einen Hüpfball ins Ställchen gebracht, mit dem es zögerlich zu spielen anfängt.
sel

Von einer kuriosen „Viecherei der Woche“ gibt es aus dem Tierpark Niederfischbach zu berichten. Dort hat man derzeit vier Gäste aus Berlin: vier Wikinger-Rinder, Tiere einer alten, heute seltenen Rasse aus Schweden, von der es im Park – der sich ja auch der Erhaltung solcher vom Aussterben bedrohten Haustierarten widmet – schon länger bereits drei Kühe und einen Bullen gibt. Die vier Neulinge indes sollten eigentlich  ... zu zweit kommen. Dann aber stellte sich heraus, dass es nicht zwei, sondern vier der seltenen Huftiere waren ... Doch der Reihe nach.

Tierparkchef Peter Merzhäuser berichtet im RZ-Gespräch, dass er vor einigen Wochen einen Anruf aus dem Mannheimer Zoo bekommen habe. „Da will man sich ebenfalls eine kleine Herde Wikinger-Rinder anschaffen“, so der Föschber Apotheker, „aber die Mannheimer waren nur an zwei Kühe herangekommen, die man aus Berlin holen wollte. Da es da aber keinen Bullen gab, fragte man uns, ob unser Bulle die zwei Kühe decken könnte.“

Plötzlich waren auch zwei Kälber da

Das Föschber Team sagte ja, und die zwei Kühe wurden von Berlin nach Niederfischbach gefahren. Das Verrückte aber: Die beiden Kühe brachten schon nach drei Wochen je ein schnuckliges Kälbchen zur Welt. Dazu muss man wissen: Eigentlich beträgt die Tragezeit bei Rindern neun Monate!

Die Erklärung ist schnell gefunden. Merzhäuser lacht: „Die Kühe kamen bereits hochträchtig hier im Kesselbachtal an. Bloß hat das in Berlin vorher keiner gemerkt.“ Es handelt sich also jetzt sozusagen um zwei „Kuckucks-Kälbchen“, die dem Tierpark mit diesem geheimnisumwitterten Vorgang ins „Nest“ geschmuggelt wurden. Die Niederfischbacher Tierpflegerin Nathalie Wien hat den frisch geborenen Jungbullen, der am 3. November das Licht des Kesselbachtals erblickte, Olaf genannt. Das Kalbsmädel, das von der anderen Berliner Kuh geboren wurde, nannte sie Elsa. Beide Namen sind natürlich Anleihen aus dem Erfolgsfilm „Die Eiskönigin“, der in nordischen Gefilden spielt – wo ja auch unsere Wikingerkühe ihre Wurzeln haben.

Die kleine Elsa, die nicht nur total verspielt ist, sondern auch sehr verschmust. Davon weiß Tierpflegerin Nathalie Wien ein Liedchen zu singen.
sel

Mutter verweigert dem Kalb die Milch

Elsa kam übrigens später als Olaf, nämlich am 11.11., zur Welt. Doch so närrisch, wie ihr Geburtstag es vermuten lassen könnte, war ihr Start ins Leben nicht: Die Mutter lehnte das Kleine ab, verweigerte ihm die Milch. Jetzt muss sich die Expertin aus dem Tierpark um die Fütterung kümmern. „Zwei Mal am Tag“, berichtet Natalie Wien, „bekommt Elsa das Fläschchen. Acht Liter trinkt die Kleine von einer speziellen Aufzuchtmilch jeden Tag. Aber sie fängt auch schon an, hier und da ein bisschen Heu zu fressen.“

Den Verlust der Mutter hat das fast schneeweiße Kälbchen offenbar ganz gut weggesteckt: Ständig springt und rennt es in seinem kleinen Stall im Tierpark herum, ist kaum zu bremsen und spielt auch schon mit dem ausgemusterten Kinderhüpfball, den Tierparkfans zur Kurzweil dem kleinen Springinsfeld gespendet haben. „Sie ist richtig wild und will dauernd spielen“, erzählt Nathalie. Aber auch verschmust sei das Jungtier, das vom Kraulen und Streicheln einfach nicht genug bekommen kann.

Ungefähr so groß wie ein Schäferhund waren die beiden Kälbchen, die jetzt als „Überraschungsgäste“ in den Tierpark gekommen sind: Keiner hatte bemerkt, dass die zwei Wikingerrindkühe, die eigentlich im Tierpark erst gedeckt werden sollten, schon hoch trächtig in Niederfischbach ankamen. Auf dem Bild Olaf zu sehen.
sel

Die vier Tiere werden den Tierpark in nächster Zeit erstmal nicht verlassen

Wie aber geht es jetzt weiter mit den zwei Kühen und dem Nachwuchs? Peter Merzhäuser erläutert, dass alle vier Fjäell-Rinder, wie die Rasse auch heißt, natürlich nach Mannheim gebracht werden sollen. Doch das ist nicht so einfach: Sowohl Berlin als auch Baden-Württemberg sind blauzungenseuchenfreies Gebiet – Rheinland-Pfalz jedoch nicht. Merzhäuser: „Also müssen wir laut Tierseuchenverordnung alle vier Gasttiere erst mal hier bei uns jeweils zwei Mal impfen lassen, und das im Abstand von mindestens einem Monat. Dazu kommt, dass die Kälber noch nicht transportiert werden dürfen. Da sind sie noch zu jung für. Die vier dürfen uns also erst mal nicht verlassen.“

Der Mannheimer Zoo, so der Tierparkleiter weiter, habe den Niederfischbachern aber schon zugesagt, Kost und Logis für die vier Exemplare der vom Aussterben bedrohten Robustrindrasse zu übernehmen. Fakt ist, dass beide Muttertiere und ihre „Kuckucks-Kälber“ noch bis in den Februar im Tierpark Niederfischbach zu Gast sein dürften. Was für Nathalie Wien, Peter Merzhäuser und den Rest des Tierparkteams eine nicht gerade kleine Mehrarbeit bedeutet – das dürfte die Gäste des Parks umso mehr freuen: Elsa und Olaf sind nämlich nachmittags, wenn es nicht allzu kalt ist, schon im Freien zu erleben und zeigen dabei auf allerliebste Weise ihre kindliche Verspieltheit.

Der nächste Nachwuchs steht schon an

Übrigens darf sich der Mannheimer Zoo im kommenden Jahr, wenn die vier aus dem AK-Land endlich ihre neue Heimstatt im Ländle gefunden haben werden, schon bald über insgesamt vier Kälbchen freuen: Der Bulle aus Föschbe nämlich hat bereits ganze Arbeit geleistet. Beide Kühe sind wieder trächtig und können ihre nächsten Jungtiere dann direkt in ihrem zukünftigen Heim zur Welt bringen.

Top-News aus der Region