Kriminalstatistik: Zahl der Straftaten rückläufig
Trotz zweier Tötungsdelikte: Der Kreis Altenkirchen ist 2023 ein bisschen sicherer geworden
Schlägerei in der Innenstadt von Kaiserslautern
Abgeführt in Handschellen: Im Westerwaldkreis hat sich ein solches Szenario im abgelaufenen Jahr etwas seltener abgespielt als 2022. Denn die Zahl der Straftaten ging ganz leicht zurück. Symbolfoto: dpa/Johannes Neudecker
Johannes Neudecker. picture alliance/dpa

Kreis Altenkirchen. Die gute Nachricht vorneweg: Im AK-Land haben sich 2023 weniger Straftaten ereignet als noch ein Jahr zuvor. Das geht aus der Kriminalstatistik der Polizeidirektion (PD) Neuwied hervor. Die Behörde, zuständig für die Landkreise Altenkirchen und Neuwied, registrierte an Sieg und Wied 6452 Delikte, 83 weniger als noch 2022.

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Mit diesem Rückgang um 1,3 Prozent nimmt der Kreis eher eine Ausnahmestellung ein. Denn sowohl im Kreis Neuwied mit 9681 Straftaten (plus 1,3 Prozent), im gesamten Direktionsbereich mit 16.133 Straftaten (plus 0,3 Prozent) als auch im Bereich des Polizeipräsidiums Koblenz mit 71.346 Straftaten (plus 4,5 Prozent) zeigt der Trend nach oben.

Hier nun die wichtigsten Fakten aus der Kriminalstatistik 2023 im Überblick:

Tötungsdelikte: Im abgelaufenen Jahr flossen zwei Fälle aus dem AK-Land in die Statistik ein. Dabei handelt es sich zum einen um den Mord an der Schülerin Luise aus Freudenberg, der sich in der Gemarkung Friesenhagen ereignet hat. Zum anderen handelt es sich um ein Todesermittlungsverfahren im Bereich der Kriminalinspektion Betzdorf vom März 2023, bei dem der Verdacht einer fahrlässigen Tötung im Raum steht, wie die Polizeidirektion auf Nachfrage unserer Zeitung erläuterte. Hier stehen demnach noch Auswertergebnisse aus.

Sexualdelikte: Hier stieg die Zahl der Fälle innerhalb eines Jahres um 30 auf 207. Statistisch wurden 18 Vergewaltigungen erfasst, 9 weniger als 2022. In der Regel handelt es sich im Bereich der Sexualdelikte nach Polizeiangaben um Einzeltaten. Leicht rückläufig ist im Kreis die Zahl der Taten im Bereich des Verbreitens, des Erwerbs, des Besitzes und der Herstellung kinderpornografischer Schriften. Wurden hier 2022 noch 69 Delikte erfasst, sank die Zahl ein Jahr später auf 67.

Rohheitsdelikte: In dieser Kategorie, zu der auch Straftaten gegen die persönliche Freiheit gehören, „landeten“ im vergangenen Jahr 1427 Fälle. Dies bedeutet einen Anstieg um 100 Straftaten. Darunter wurden für das AK-Land 36 Raubdelikte (+6) und 908 Körperverletzungen (+39) erfasst.

Diebstahl: Die Zahl der „Langfinger“-Delikte kletterte im Kreis Altenkirchen innerhalb eines Jahres von 1341 auf 1391. Dabei stieg die Zahl der Wohnungseinbrüche nur leicht von 72 auf 74. Darin enthalten sind laut PD auch 20 Tageswohnungseinbrüche. Die Ladendiebstähle nahmen den Angaben zufolge um 16 auf insgesamt 351 Fälle zu.

Rauschgiftkriminalität: Diese bleibt weiterhin ein Sorgenkind auch der örtlichen Polizeidienststellen. Denn hier stieg die Zahl der Straftaten 2023 um 59 auf 747, was einem Plus von 8,6 Prozent entspricht. In diese Kategorie fallen in erster Linie die „Allgemeinen Verstöße gemäß Paragraf 29 des Betäubungsmittelgesetzes mit 572 Straftaten (+48). Blickt man hier etwas tiefer, geht es um Verstöße mit Cannabisprodukten in 331 Fällen (+42), Amphetaminen mit 191 Fällen (+5), mit Heroin in 17 Fällen (+8) sowie mit Kokain in unverändert 13 Fällen.

Aufklärungsquote: Wie erfolgreich waren die Polizisten innerhalb der PD Neuwied, wenn es darum geht, Straftäter dingfest zu machen? Auch hier schneidet der Kreis Altenkirchen besser ab als der Nachbarkreis. Denn von den 6452 Straftaten an Sieg und Wied konnten 4653 aufgeklärt werden. Dies entspricht einer Quote von 72,1 Prozent (2022: 70,4 Prozent). Die Aufklärungsquote im Kreis Neuwied liegt bei 66,2 Prozent (minus 0,8 Punkte), im gesamten PD-Bereich bei 68,6 Prozent (plus 0,2 Punkte). Deutlich darunter liegt der Wert, wenn man den Bereich des gesamten Polizeipräsidiums Koblenz unter die Lupe nimmt. Denn hier konnten lediglich in 60,7 Prozent aller Fälle die Aktendeckel geschlossen werden.

Kriminalitätsbelastung: Wie hoch ist die Gefahr, in einer bestimmten Region Opfer einer Straftat zu werden? Die Antwort auf diese Frage gibt die Häufigkeitszahl, die die Anzahl der Straftaten in Relation zu der dort lebenden Bevölkerung setzt. Diese liegt im Kreis Altenkirchen bei 4908 Delikten pro 100.000 Einwohner, 148 Fälle unterhalb des Wertes von 2022. Auch dies ist ein Indiz dafür, dass man im AK-Land vielleicht ein Stück sicherer lebt als anderswo. Denn im Kreis Neuwied stieg die Häufigkeitszahl um 500 auf 5165 Fälle, in der Stadt Neuwied alleine liegt sie bei 7111 Fällen, wenn auch um 293 niedriger als noch 2022. Im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Koblenz hat sie sich bei 5650 Fällen je 100.000 Einwohner eingependelt, im PD-Bereich Neuwied bei 5059.

Tatverdächtige: Nicht in jedem Bereich gehen im AK-Land die Zahlen nach unten. So hat die Polizei im Jahr 2023 hier 3202 Tatverdächtige registriert, 113 mehr als noch ein Jahr zuvor. Einen Anstieg melden die Beamten auch im Kreis Neuwied – und zwar von 4618 auf 4802.

Tatort Internet: Im Jahr 2023 wurde PD-weit bei insgesamt 1147 Fällen das Internet als Tatmittel benutzt – seltener als 2022, als die Polizei 1223 Fälle erfasste. Von den Delikten im vergangenen Jahr konnten 1007 aufgeklärt werden, was einer Quote von 87,8 Prozent entspricht. Das Gros der Straftaten fällt dabei in die Kategorie Vermögens- und Fälschungsdelikte (601). Darunter sind auch 361 Delikte im Bereich Waren- und Warenkreditbetrug. In 272 Fällen kam es demnach zu Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, in 88 Fällen mussten die Beamten gegen Straftaten gegen die persönliche Freiheit, wie etwa Bedrohung und Nachstellung, vorgehen.

Partnerschaftsgewalt: Hier wurden im vergangenen Jahr in beiden Landkreisen zusammen 701 Fälle aktenkundig, 24 mehr als 2022. Einen deutlichen Schwerpunkt bilden Körperverletzungen (477 Fälle) und Bedrohungen (104 Fälle).

Gesamtbewertung: „Die im Jahr 2021 durch die Corona-Pandemie hervorgerufenen historischen Tiefstände stiegen 2022 aufgrund weggefallener Beschränkungen des öffentlichen Lebens wieder deutlich an. Im Jahr 2023 bewegt sich die Kriminalität wieder auf vorpandemischem Niveau“, so die Polizei.

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