Praxen haben Hygienemaßnahmen erweitert
Trotz Corona: Zahnarztbesuch im AK-Land ist sicher
Ein notwendiger Besuch beim Zahnarzt sollte auch in Corona-Zeiten nicht verschoben werden. Die Praxen im AK-Land haben ihre Hygienemaßnahmen erweitert, um die Sicherheit von Patienten und Personal zu gewährleisten.
dpa/Symbolfoto

Abstand halten ist das Gebot der Stunde. Es gibt aber Bereiche, da ist dies nicht möglich. Bei einer Zahnbehandlung beispielsweise. Wie gehen derzeit die Zahnärzte mit der besonderen Situation um und welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die Praxen zwischen Willroth und Friesenhagen? Dr. Stefan Hannen, Kreisobmann der Zahnärzte im AK-Land, beantwortet im Interview die wichtigsten Fragen.

Ein notwendiger Besuch beim Zahnarzt sollte auch in Corona-Zeiten nicht verschoben werden. Die Praxen im AK-Land haben ihre Hygienemaßnahmen erweitert, um die Sicherheit von Patienten und Personal zu gewährleisten.
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In den Zahnarztpraxen gibt es hohe Hygienevorschriften auch unabhängig von der derzeitigen Situation. Was ist nun anders?

Eine besondere Herausforderung beim Coronavirus ist die Übertragbarkeit durch Aerosole (neben der Tröpfchen- und Schmierinfektion), das sind kleinste Schwebeteilchen in der Raumluft. Daher wurden die Hygienemaßnahmen erweitert. Händehygiene und Abstand sind zentrale Forderungen, die nun im gesamten Praxisbereich gelten. Patienten desinfizieren sich vor oder unmittelbar nach Betreten der Praxis die Hände und tragen bis zum Behandlungsbeginn Mundschutz. Um das Abstandsgebot umzusetzen, wurde die Terminvergabe aufgelockert. Es soll vermieden werden, dass mehrere Patienten gleichzeitig an der Rezeption stehen oder zu eng im Wartezimmer sitzen. Alle Räume werden häufiger als bisher gelüftet.

Wie schützen sich die Zahnärzte und das Personal in den Praxen?

Das Arbeiten im Mund des Patienten und die damit verbundene Infektionsgefahr für das Team sind zahnärztlicher Alltag. Daher ist eine Schutzausrüstung mit Mundschutz, Brille, Handschuhen bei zahnärztlichen Behandlungen seit Langem Standard und ein zuverlässiger Schutz. Ergänzend können je nach Behandlung und Patient auch Gesichtsschilde, spezielle Masken, OP-Hauben oder Kittel zum Einsatz kommen. Der Patient spült vor Behandlungsbeginn außerdem mit einer antiviral wirkenden Flüssigkeit. So wird die Keimbelastung des bei der Behandlung entstehenden Sprühnebels reduziert.

Wie sieht es in den Wartebereichen aus?

Bei größerem Andrang müssen Patienten auch mal außerhalb der Praxis warten. Außerdem wird im Wartebereich meist alles entfernt, was durch verschiedene Hände gehen könnte, von der Wasserflasche bis zur Tageszeitung.

Was ist bei zahnärztlichen Notfällen? Müssen Patienten mit Schmerzen eventuell längere Wartezeiten in Kauf nehmen?

Die erweiterten Hygieneregeln und Schutzmaßnahmen sind aufwendig und damit zeitintensiv. Man kann nicht ausschließen, dass es dadurch auch für Notfälle gelegentlich zu Verzögerungen und Wartezeiten kommt.

Werden derzeit aufgrund der Corona-Pandemie Behandlungen verschoben?

Das war eher zu Beginn der Pandemie der Fall und in meinen Augen ein Zeichen von Verantwortung. Notfallbehandlungen und kleinere Maßnahmen fanden unter größtmöglichem Schutz natürlich statt. Die Situation ist mittlerweile eine andere. Nach aktuellem Wissensstand können mit dem angepassten Hygienemanagement alle medizinisch notwendigen Behandlungen, auch Vorsorgeuntersuchungen und Zahnreinigungen, durchgeführt werden.

Sagen Patienten aus Angst, sich zu infizieren, Termine ab?

Ja, das berichten tatsächlich einige Praxen. Der Besuch beim Zahnarzt wird, solange keine Schmerzen vorhanden sind, als wenig dringlich angesehen.

Was raten Sie Patienten, die unsicher sind?

Ich kann jeden Patienten, der diesbezüglich Fragen hat, nur ermutigen, seinen Behandler auf das Hygienekonzept der Praxis anzusprechen und sich die Maßnahmen erläutern zu lassen. Es ist bundesweit kein Fall bekannt, wo es im Rahmen einer zahnärztlichen Behandlung zu einer Übertragung des Coronavirus kam. Noch ein weiterer Aspekt sollte nicht vergessen werden. Karies, Parodontitis und andere Erkrankungen im Mund schreiten unbehandelt weiter voran, die Situation verschlimmert sich. Um Folgeschäden und damit größeren Behandlungsaufwand zu vermeiden, sollten medizinisch notwendige Maßnahmen nicht aufgeschoben, sondern zeitnah durchgeführt werden.

Haben die Zahnärzte im Landkreis Altenkirchen unterm Strich Einbrüche bei den Behandlungen zu verzeichnen?

Ja. Es gab anfangs berechtigte Zurückhaltungen sowohl auf Praxis- als auch auf Patientenseite. Daher fanden deutlich weniger Behandlungen statt. Bundesweite Erhebungen sprechen von Umsatzrückgängen in Zahnarztpraxen von über 50 Prozent bei gleichzeitig gestiegenen Hygienekosten.

Wie sieht die Behandlung bei an Covid 19-Erkrankten aus?

Für nachweislich Erkrankte und für Verdachtsfälle wurde in Rheinland-Pfalz seitens der Zahnärzte ein flächendeckendes Netz an Corona-Schwerpunktpraxen installiert. Patienten wenden sich im Notfall bitte an die Hotline der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz. Unter Tel. 06131/892 73 11 werden sie an eine Schwerpunktpraxis vermittelt.

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