In trockenen Jahren nicht genug Nachlauf für Brunnen - Notversorgung über Betzdorf reicht nicht - Gibt es Alternativen?
Trockenheit: Gebhardshainer Land sucht Trinkwasser

Gebhardshain/Elkenroth. Anfang August schlugen die Werke der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain Alarm. Im Gebhardshainer Land wurde das Trinkwasser knapp. Die Notwasserversorgung von Betzdorf aus musste anlaufen. Das half etwas. „Eine Verbesserung der Situation trat ein, als das Wetter kühler wurde und es regnete“, erzählt Jürgen Arndt als Leiter der Verbandsgemeindewerke Betzdorf-Gebhardshain gemeinsam mit Diplom-Ingenieur Klaus Pommerenke. Sie schildern im Gespräch mit der Rhein-Zeitung, was langfristig für eine sichere Wasserversorgung im Gebhardshainer Land notwendig ist.

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Mit der kühlen Witterung und Regenfällen wurden Gärten nicht mehr so intensiv mit Trinkwasser bewässert und private Schwimmbecken, die gerade in der Coronazeit (fehlender Urlaub) überall aufgebaut waren, wurden nicht mehr befüllt bzw. das Wasser erneuert. Da gehen schließlich auf einen Schlag jede Menge Kubikmeter wertvolles Trinkwasser weg. Auch die drei Rasensportplätze in der ehemaligen VG Gebhardshain benötigen jede Menge Wasser zur künstlichen Beregnung. Bis zu 100 Kubikmeter können da schon einmal in einer Nacht durchlaufen. „Hier sind wir aber in guten Gesprächen mit den Vereinen. Gibt es Probleme bei der Trinkwasserversorgung, dann wird weniger bzw. zu anderen Zeiten bewässert“, so Arndt. „Das funktioniert“, freut sich der Werkleiter.

Aber auf kühlere Witterung und Regen will sich Arndt in Zukunft nicht mehr verlassen. Dafür hat er in den vergangenen Wochen in Sachen Trinkwasser zu viel erlebt. Es müssen langfristige und sichere Lösungen her. Denn die Notwasserversorgung von Betzdorf (Hochbehälter Dauersberg) aus ist begrenzt. Maximal 40 Kubikmeter Trinkwasser können hier in der Stunde in Richtung Gebhardshainer Land gepumpt werden. Das reicht langfristig nicht.

Dass bei den vier bestehenden Tiefbrunnen der Pegel wieder ansteigt, da ist Pommerenke pessimistisch. „Wir brauchten jetzt drei Wochen Dauerregen. Dann ist die Erdoberfläche wieder durchfeuchtet und durchlässig. Erst dann kann das Wasser in die Tiefe gelangen. Das würde aber noch einmal vier Wochen dauern, bis es im Grundwasserbereich ankommt“, erläutert er. „Es gibt bei den Tiefbrunnen nach den trockenen Jahren seit 2017 keinen ausreichenden Nachlauf mehr“, betonen Arndt und Pommerenke.

Auf dem Hochplateau bei Elkenroth befinden sich die vier Tiefbrunnen. Wie viel Trinkwasser in der Erde vorhanden ist, das kann niemand sagen. „In den tieferen Erdschichten befindet sich eine Art Pfanne aus Basaltgestein. Darin sammelt sich das Grundwasser und wird schließlich abgepumpt“. „Irgendwann ist die Pfanne vielleicht ganz leer“, blicken beide ganz weit nach vorne.

So denkt man aktuell über Lösungen zur sicheren Trinkwasserversorgung nach. Noch alles Ideen, die nun auf ihre Umsetzbarkeit hin überprüft werden müssen. „Doch dann muss entschieden werden“, so Arndt.. „Welche Möglichkeiten es gibt“:

Brunnen bohren: Neue Brunnen bohren, da stellt sich die Frage wo. Und das ist teuer mit eventuell einem Ergebnis, dass es an der Stelle doch nicht genügend Wasser gibt. So geht man aktuell einen anderen Weg. Neben den vier aktiven Tiefbrunnen gibt es noch weitere Brunnen aus früheren Zeiten, wo einzelne Orte eine eigene Wasserversorgung hatten. Manche Brunnenstandorte sind bekannt, andere müssen im Wald noch gesucht werden. An diesen alten Förderstätten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, auf ergiebige Wasservorkommen zu stoßen, die dann erschlossen werden könnten.

Notleitung verstärken: Der Ausbau der Ortsdurchfahrt Steineroth steht bald an. In dem Zusammenhang wird dort auch die Trinkwasserleitung erneuert. Über diese Leitung läuft die Notwasserversorgung für einen Teil des Gebhardshainer Landes. Würde diese nun etwas größer dimensioniert, könnte im Notfall mehr Wasser Richtung Gebhardshainer Land gepumpt werden. Das könnte kurzfristig helfen.

Zum Wasser sparen aufrufen: Die Bürger in Zeiten von Trockenheit zum Wasser sparen aufrufen, könnte helfen. Das dachte Arndt auch im August. Das Wässern der häuslichen Außenanlagen, das Auto waschen und das Nachfüllen von Pools sollte unterbleiben. Es gab aber auch schon den Hinweis auf andere Regionen, wo das Befüllen von Pools wegen Wasserknappheit verboten wurde. Die Folge dieses Appells, erzählt Arndt, viele Bürger haben die Pools noch einmal schnell mit frischem Wasser gefüllt. Der Appell ging nach hinten los.

Anschluss an die Kreiswasserversorgung: Schließlich wird auch ein Anschluss an die Kreiswasserversorgung geprüft. Von dort gibt es über den Aggerverband (Talsperrenwasser) genügend Nachschub an Trinkwasser. Aber dieser Anschluss wäre auch teuer. Neue und leistungsfähige Wasserleitungen müssten gebaut werden. Aber auch das wird als Alternative einmal von der Kostenseite her betrachtet. Aber auch Talsperrenwasser ist nicht unendlich. Auch hier ist man auf genügend Niederschläge angewiesen.

Externen Kunden den Wasserbezug kündigen: Trinkwasser aus dem Bereich der ehemaligen VG Gebhardshain wird auch an die VG Hachenburg für die Versorgung von Mörsbach und Luckenbach verkauft. Im Schnitt 90  000 Kubikmeter im Jahr. Im Notfall könnte das gekündigt werden, so Arndt. „Denn die sichere Versorgung der eigenen Bürger geht vor.“ Das ist aber die allerletzte Möglichkeit, die in Betracht gezogen werden kann und auch nur unter Einhaltung einer angemessenen Frist geht. Auch will man die Bürger in Luckenbach und Mörsbach nicht auf dem Trockenen sitzen lassen, die schon seit fast 50 Jahren verlässlich mit Trinkwasser aus dem Bereich Elkenroth versorgt werden.

Ergebnisse zu den verschiedenen Alternativen oder auch Kombinationen miteinander sollen frühestens Ende 2021 vorliegen. Bis dahin werden erst einmal die vorhandenen Tiefbrunnen mechanisch sowie durch den Einsatz von Ultraschall von möglichen Sandablagerungen gereinigt, was zu größeren Fördermengen führen wird.

Bis dahin hoffen Arndt und Pommerenke sehnlichst auf mehr Niederschläge. Schaut man sich aber die aktuelle Wetterlage an, so ist die Hoffnung wohl gering. Vermutlich wurden aktuell auch noch einmal die Pools im Garten in Betrieb genommen.

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