Überraschend hat das vor fünf Jahren gegründete Start-up-Unternehmen aus dem saarländischen St. Wendel vor wenigen Tagen Insolvenz angemeldet. Derzeit ist ein Fachanwalt damit beschäftigt, sich einen Überblick zu verschaffen. Nach seiner ersten Einschätzung, so heißt es in einer Pressemitteilung auf der Internetseite vonKeepLocal, „wird eine Fortführung des schuldnerischen Unternehmens nicht möglich sein. Interessenten für eine Übernahme des Geschäftsbetriebes im Ganzen sind derzeit nicht vorhanden. Ungewiss ist aktuell, ob die vorhandenen Vermögenswerte die Kosten des Insolvenzverfahrens decken können. Damit verbunden ist die Frage, ob das Insolvenzverfahren überhaupt eröffnet werden kann.“
Bis Ende des Monats sollen erste Antworten auf dem Tisch liegen. Um Geduld bittet auch der Treffpunkt Wissen alle Gutscheininhaber, potenziellen Käufer und Ladeninhaber. „Im Moment warten wir ab, wie die weitere Vorgehensweise des Insolvenzverwalters aussieht“, sagt Vorstandsmitglied Detlef Schuhen.
„Im Interesse der Kunden und der Innenstadt ist es uns wichtig, eine schnelle Lösung zu finden.“
Detlef Schuhen vom Treffpunkt-Vorstand¶
Gleichwohl ist die Wissener Aktions- und Werbegemeinschaft alles andere als untätig. „Als uns die überraschende Nachricht erreichte, haben wir umgehend eine Vorstandssitzung einberufen“, erläutert der Vorsitzende Thomas Kölschbach. Demnach liegt die Summe der momentanen Außenstände aus verkauften, aber noch nicht (ganz) eingelösten Gutscheinen allein in Wissen bei etwas mehr als 2500 Euro. Bundesweit schätzt KeepLocal den Wert der derzeit im Umlauf befindlichen Gutscheine auf rund 1,2 Millionen Euro.
Auch Aktionsgemeinschaft Betzdorf betroffen
Erst Anfang des Jahres hatte sich der Treffpunkt Wissen dem bundesweiten, digitalen System angeschlossen. Vorbild war die Aktionsgemeinschaft Betzdorf, die nun ebenso von der Insolvenz betroffen ist. „Wir sind bemüht, eine Lösung zu finden“, sagt der neue Vorsitzende Mario Schneider.
In Wissen konnte der neue Stadtgutschein nicht an den Erfolg des vorherigen, eigenen Einkaufsgutscheins anknüpfen. „Manche Einzelhändler taten sich schwer mit dem Installieren der notwendigen App“, formuliert Kölschbach einen technischen Erklärungsversuch. Letztlich blieb der Zuspruch überschaubar: Für den digitalen Stadtgutschein, der zumindest für die Anlaufzeit absichtlich auf die Siegstadt begrenzt war, gab es vor Ort etwa fünf bis sechs Ausgabestellen (plus der Option des Online-Kaufs) und zwölf Geschäfte, in denen die Kunden den Gutschein einlösen konnten. Das habe zu einem deutlichen Bruch bei der Inanspruchnahme der Gutscheine geführt, gibt der Vorsitzende unumwunden zu.
Allerdings beweist die Wissener Werbegemeinschaft ihr schnelles Reaktionsvermögen: Um den Kunden wieder ein funktionierendes Gutscheinsystem anbieten zu können, soll möglichst rasch der frühere Gutschein in Papierform aus der Versenkung geholt werden. Nach Möglichkeit schon ab August. Und zumindest mittelfristig mit mehr Flexibilität (zum Beispiel Wunschbeträge). „Wir sind dankbar, dass die heimischen Geldinstitute da mitziehen“, sagt der Treffpunkt-Vorsitzende und lässt gleichzeitig den Mehraufwand für die Ladeninhaber nicht unerwähnt.