Bröckelt mit der noch nicht geklärten Zukunft der DRK-Krankenhausstandorte im AK-Land und im Westerwaldkreis die Pflegeausbildung in der Region, die aktuell zu einem großen Teil unter dem DRK-Dach abläuft? Diese Sorge schwingt in einer Kleinen Anfrage der heimischen CDU-Abgeordneten Michael Wäschenbach und Matthias Reuber an die Landesregierung mit. Mit der Antwort der Mainzer Arbeitsministerin Dörte Schall ist Wäschenbach, pflegepolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, nur bedingt zufrieden – auch wenn er es begrüßt, dass sich das Land einem länderübergreifenden Trägerwechsel für die Pflegeschule in Kirchen nicht verschließt.
Dennoch bemängelt der Christdemokrat gegenüber unserer Zeitung, dass sich auf die Frage, wie die Landesregierung die Ausbildungsmöglichkeit der Pflegeberufe im Kreis Altenkirchen zu sichern gedenke, für die Situation am Standort Kirchen wenig Konkretes herauslesen lasse und sich die Antwort wesentlich auf den Westerwaldkreis beziehe.
Praktische Ausbildung in Asbach
Schall hatte betont, dass die Landesregierung und die nachgeordneten zuständigen Stellen der Schulbehörde mit dem DRK-Bildungszentrum für Gesundheitsberufe Hachenburg als ausbildungskoordinierende Stelle und dem DRK-Landesverband in Kontakt stünden, um die Ausbildungsplätze in den Pflegeberufen im Westerwaldkreis zu sichern. „Aufgrund der Schließung des somatischen Bereiches im DRK-Krankenhaus Altenkirchen wurden die Soll-Plätze im Ausbildungsstättenplan RLP am DRK-Krankenhaus Asbach erhöht. Die Auszubildenden, die sich derzeit in der Pflegeausbildung befinden, absolvieren ihre praktische Ausbildung in Asbach. Zukünftig werden die Auszubildenden aus Altenkirchen ihre praktische Ausbildung am Krankenhaus in Asbach und am DRK-Krankenhaus Hachenburg absolvieren“, so die Ministerin. Nach Aussage des DRK-Landesverbandes sollen die Schulplätze am Bildungszentrum in Hachenburg nicht reduziert werden. Auch habe das Krankenhaus Dierdorf/Selters als neuer Kooperationspartner im Ausbildungsverbund „Westerwald Pflege“ gewonnen werden können, was die Sicherstellung der Einsätze in der Akutpflege verbessere. Weiterhin habe der DRK-Vorstand mitgeteilt, dass sich für die bestehenden Ausbildungsverträge der Auszubildenden keine Änderungen ergeben würden. Das Gleiche gelte für den Betrieb der Schulen. „Überdies ist das DRK bestrebt, über die DRK-Alicen-Schwesternschaft einzelne Einrichtungen, darunter auch die Pflegeschulen im Norden von Rheinland-Pfalz, in einer neuen Trägerschaft zu übernehmen“, heißt es in der Antwort weiter. Hier vermisst Wäschenbach allerdings ein klares Bekenntnis zu Kirchen.
160 Ausbildungsanfänger im zurückliegenden Schuljahr
Das Arbeitsministerium hat unter Berufung auf das Statistische Landesamt auch die Zahl der Ausbildungsanfänger im Pflegeberuf beziffert. Diese betrug im Schuljahr 2022/2023 insgesamt 156, aufgeteilt auf die Pflegeschule Hachenburg (48), die Berufsbildende Schule (BBS) Westerburg (46), die Pflegeschule Kirchen (31), die Pflegeschule Dernbach (19) und die BBS Wissen (12). Im Schuljahr 2023/2024 starteten 160 zumeist jüngere Menschen ihre Ausbildung, davon 54 in Westerburg, 43 in Hachenburg, 28 in Kirchen, 22 in Wissen und 13 in Dernbach. Eine Statistik für das laufende Schuljahr sei noch in Arbeit. Wäschenbach kündigte gegenüber unserer Zeitung an, in einer weiteren Anfrage noch einmal nach den Absolventen zu fragen. „Es gibt nämlich leider zu viele Ausbildungsabbrecher“, so der Christdemokrat.
Auf die Frage, welche Finanzmittel das Land für Pflegeschulen zahlt, legt Ministerin Schall konkrete Zahlen auf den Tisch. Demnach kommt das Land für knapp 8,95 Prozent des gesamten Finanzierungsbedarfs auf, der sich 2025 auf rund 200,06 Millionen Euro beläuft. Heißt: Vom Land kommen somit gut 17,89 Millionen Euro. Die jährliche Pauschale der Pflegeschulen pro Schüler beträgt diesen Angaben zufolge im Jahr 2025 zwischen 10.221,45 und 11.174,50 Euro – je nachdem, wie viele Schüler ein Lehrer betreut. Laut Ministerin ist das Land im Rahmen der dualen Krankenhausfinanzierung auch für die investive Förderung zuständig. „Derzeit zahlt das Land für Pflegeschulen und alle weiteren Ausbildungsstätten eine Mietförderung in Höhe von 450,00 Euro pro besetztem Ausbildungsplatz, jedoch maximal 75 Prozent der Jahreskaltmiete“, heißt es. Gerade diesen Punkt bezeichnet Michael Wäschenbach als interessant. „Das Gebäude in Kirchen ist marode. Das DRK hat in der Vergangenheit zu wenig investiert. Die hohe Mietkostenbeteiligung aus dem Krankenhausfinanzierungsgesetz kann aber nach wie vor für Investoren einer neuen Pflegeschule in Kirchen interessant sein“, so seine Einschätzung.
Die Pflegeschule in Kirchen muss auch bei einer Krankenhausübernahme erhalten bleiben, jede helfende Hand wird gebraucht, keine Schülerin und kein Schüler darf verunsichert werden oder verloren gehen.
Der CDU-Landtagsabgeordnete Michael Wäschenbach
Optimistisch bewertet Wäschenbach in diesem Zusammenhang die positive Antwort der Ministerin auf die Frage, welche Chance eine länderübergreifende Pflegeschule (Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen) trotz unterschiedlicher Curricula und Aufsichtsbehörden habe. Bekanntlich hatte die Diakonie in Südwestfalen gegenüber dem Insolvenzverwalter ihr Interesse an den DRK-Krankenhausstandorten Kirchen, Hachenburg und Altenkirchen bekundet. Hier schlägt Wäschenbach die Brücke zur Pflegeschule an der Sieg: „Es ist eine länderübergreifender Weiterbetrieb mit NRW-Träger in Kirchen prinzipiell möglich. Denn das ist der Kern unseres Anliegens: Die Pflegeschule in Kirchen muss auch bei einer Krankenhausübernahme erhalten bleiben, jede helfende Hand wird gebraucht, keine Schülerin und kein Schüler darf verunsichert werden oder verloren gehen“, so der Pflegeexperte. Die Pflegeschule sei auf das Krankenhaus – unter welcher Trägerschaft auch immer –-als Praxisstelle (Lernort) unbedingt angewiesen. Zudem profitiere der Träger von den Nachwuchskräften, die auch im Praxisalltag schon wichtige Bestandteile der Versorgung seien.
Dörte Schall hatte zuvor betont, dass grundsätzlich private oder freie Träger von Pflegeschulen auch länderübergreifend Standorte einrichten könnten, auch wenn es den Fall bislang noch nicht gebe, dass ein Träger einer Pflegeschule in Rheinland-Pfalz aus einem anderen Bundesland komme. „Ein Träger aus Nordrhein-Westfalen könnte somit eine Pflegeschule in Rheinland-Pfalz übernehmen. Für die Durchführung der Pflegeausbildung würden in diesem Fall neben den bundesrechtlichen Vorgaben auch die landesrechtlichen Vorgaben gelten. Das umfasst insbesondere auch die curricularen und schulaufsichtlichen Rahmenbedingungen“, heißt es aus Mainz.