Liedauswahl im Oberwambacher Tochter-Vater-Konzert berührte das Publikum tief
Tochter-Vater-Konzert in Oberwambach: Eine ergreifende Begegnung mit Familie Kagermann
Eva-Maria, Thomas und Hava Kagermann (von links) nahmen nach dem Konzert glücklich den Applaus des begeisterten Publikums entgegen. Foto: Julia Hilgeroth-Buchner
Julia Hilgeroth-Buchner

Oberwambach. Freitagabende können eine ziemliche Herausforderung sein. Vielfach ist die Sehnsucht groß, den Rummel des Alltags hinter sich zu lassen. Musik kann in diesem Fall wunderbar Abhilfe schaffen, wie das ergreifende, sehr gut besuchte Tochter-Vater-Konzert in der Evangelischen Kirche in Oberwambach zeigte.

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Hava und Thomas Kagermann aus Forstmehren hatten zum Einstieg ins Wochenende ein Programm vorbereitet, das nicht nur in kompositorischer Hinsicht die Handschrift der beiden Musiker trug. Auch die Texte der Lieder, die die 24-jährige Singer-Songwriterin und der seit Jahrzehnten auf der Bühne stehende Multiinstrumentalist ausgewählt hatten, führten auf individuelle Weise weg von den vermeintlich glanzvollen Fassaden der modernen Gesellschaft und hin zu einem großen Ganzen, das Menschen tragen, beschützen und mit wahrer Freude erfüllen kann.

In ihrer Begrüßung dankte Eva-Maria Kagermann der Gemeinde für die Gelegenheit, die Kirche für das Konzert nutzen zu können: Zum einen sei das Ambiente für den Anlass bestens geeignet, zum anderen habe Tochter Hava hier viele schöne Stunden im Rahmen der kirchlichen Jugendarbeit verbracht. Und diese Verbundenheit übertrug sich in den nächsten 90 Minuten auch auf das Publikum, denn Tochter und Vater gelang es mit ihrer Musik auf fast magische Art, die kunterbunte Menge zu einer in sich ruhenden Gemeinschaft zusammenzuführen.

Den Beginn machte Thomas Kagermann mit einer gefühlvollen Improvisation für Viola und Orgelpedale. Damit gab der Künstler bereits eine grandiose Kostprobe seines Schaffens, das von Virtuosität und Vielseitigkeit geprägt ist und dabei immer leichtfüßig bleibt. Danach wechselten sich „Lied-Inselchen“ ab, in denen Tochter und Vater jeweils ihre eigenen Songs präsentierten. Spätestens nach Havas ersten Beiträgen (darunter „Wolken ziehen“ und „Zu Hause“) war es um die Zuhörer geschehen.

Berührende Lieder

Voller Staunen und Bewunderung erlebten sie, wie die junge Frau mit ihrer hellen Stimme, der Gitarre und dem Klavier zu Herzen gehende Botschaften aus ihrer eigenen Feder verschenkte und dabei doch ganz und gar bei sich blieb. Die Sängerin hatte noch einiges mehr mitgebracht, darunter einen Song, den sie nach der Beerdigung ihres bekannten Großvaters Klaus Otte geschrieben hatte und dessen Kehrvers „Du schöne Seele wandre weiter zu Gott“ gerne vom Publikum mitgesungen wurde.

Wenn es sich anbot, stand Hava in lockerer musikalischer Kommunikation mit ihrem Vater, der sie hier und da auf seinen Instrumenten begleitete und natürlich auch Eigenes beisteuerte. „Alles ist eins“ aus den 1980er-Jahren, die Hommage an den Universalgelehrten Galileo Galilei (untermalt von Eva-Maria Kagermann auf dem zart klingenden Zupfinstrument Sansula), „Kein schöner Land“ in einer Spezialfassung à la Kagermann und andere Titel mehr ließen die Zuhörer genüsslich aufseufzen.

Eine schöne Idee war zudemn der Liedertausch, bei dem Tochter und Vater einen Song des jeweils anderen interpretierten: Hava sang mit Hingabe „Roter Mond“, während Thomas die nachdenkliche Komposition „Das Mädchen am Rande“ auswählte.

In seiner Ansprache kurz vor Schluss bedankte sich Pfarrer Joachim Triebel-Kulpe bei den Musikern. Mit einer melancholischen und einer feurigen Zugabe ging dann ein Familien-Konzert zu Ende, das dank seiner sensiblen Gestaltung, seiner Mut machenden Aussage und seiner ungezwungenen Fröhlichkeit noch lange nachklingen wird.

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