Den ganzen Tag gibt es im Tierheim des Tierschutzvereins Kreis Altenkirchen an der Sandstraße 29 in Weitefeld viel zu tun. Katzen müssen gefüttert und Medikamente verabreicht werden. Dann geht es ans große Reinemachen, alles wird geputzt, desinfiziert, Wäsche gewaschen. Daneben stehen noch Fahrten zum Tierarzt an, sei es für Kontrolle, Kastration oder Impfungen. Und natürlich sollen zwischendurch die Fürsorge und Streicheleinheiten nicht zu kurz kommen. Nebenbei wird sich noch um Fundtiere gekümmert, vermisste Tiere werden online in den sozialen Medien geteilt.
Um all diese Sachen kümmern sich 50 ehrenamtliche Mitarbeiter des Vereins. „Tierschutz ist in unserer Region ein wichtiges Thema“, befindet Schriftführerin Amneris Bürschel beim Gespräch mit unserer Zeitung. Der Verein blickt voraus auf ein freudiges Ereignis am Samstag, 31. August: Dann steht die Feier zum 50. Geburtstag an. Von 14 bis 18 Uhr wird rund um die Tierauffangstation gefeiert, um die Tiere in den Räumlichkeiten nicht zu stören. Die Vereinsmitglieder bieten hierbei ein Glücksrad, Kinderschminken sowie einen kleinen Flohmarktstand an, der Erlös kommt dem Verein und den Tieren zugute. Zur Verpflegung gibt es eine Cocktailbar sowie leckere Speisen und Getränke.
Gründung im „Nassauer Hof“
Insgesamt 400 Mitglieder zählt der Verein. Dass so viele Menschen sich für den Schutz von Tieren interessieren, ist nicht selbstverständlich, wie Geschäftsführerin Daniela Spies-Rübsamen und Schriftführerin Amneris Bürschel ausführen. So war vor 50 Jahren die Gründungszeit alles andere als leicht, denn im Jahr 1973 fand sich nur eine Handvoll Menschen aus dem gesamten Kreisgebiet um Mathias Pütter in der Gastwirtschaft „Nassauer Hof“ in Wissen zusammen. Wie im Heimatsjahrbuch Wissen aus dem Jahr 1982 zu lesen ist, fand die Idee: „(...) nur bei einigen wenigen Tierfreunden ungeteilte Zustimmung und selbst bei den Behörden wenig Interesse. Die wenigen im Verein zusammengeschlossenen Tierschützer ließen sich nicht entmutigen und warben weitere Tierfreunde an. So war der Verein bald stark genug, um sich eine Satzung geben zu können.“ Pütter wurde damals zum Vorsitzenden gewählt. Am 11. Mai 1974 wurde auf der offiziellen Gründungsversammlung beschlossen, den Verein „Tierschutzverein für den Kreis Altenkirchen e.V“. ins Vereinsregister eintragen zu lassen. Ihr Ziel: sich für den Schutz und die Fürsorge von Tieren einzusetzen.
„Es war richtig couragiert, was die Gründer des Tierschutzvereins damals gemacht haben und ein wichtiger Schritt, dass sie sich zusammengetan haben“, befindet Amneris Bürschel. Die engagierten Tierschützer merkten, dass nicht alle Tiere von den Menschen gut behandelt wurden, oftmals wurden unliebsame Vierbeiner getötet und gequält. Leider ist auch heutzutage Tierquälerei noch ein Thema – auch in dem Gebiet, dass der Tierschutzverein betreut. Wichtig war und ist es den Mitgliedern nach wie vor, Tierfreunde und Gegner zu beraten und die zuständigen Ordnungsämter der Verbandsgemeinden sowie das Kreisveterinäramt Altenkirchen einzubeziehen. Durch das Engagement der Tierschützer wurden damals auch nach und nach in Hamm, Wissen, Altenkirchen und Betzdorf Auffangzwinger eingerichtet.
Nicht zu vergessen sei hierbei, dass die Betreuung der Tiere viele Jahre lang nur über Pflegestellen funktioniert hat. So wurden beispielsweise im Jahre 2003 insgesamt 276 Tiere von privaten Pflegestellen aufgenommen. Davon waren die überwiegende Anzahl Katzen (205), aber auch 28 Hunde, 1 Leguan und ein 1 Chinchilla sowie ein 1 Kamerunschaf – um nur einen kleinen Auszug zu nennen, wurden versorgt.
Glücklicherweise übernehmen auch heute noch viele Ehrenamtler die Aufgabe, in den eigenen vier Wänden Katzen, Hunde und Kleintiere aufzunehmen und aufzupäppeln. Doch seit ihrer Gründung strebten die Tierschützer im Kreis Altenkirchen die Inbetriebnahme eines Tierheims an. Im Jahr 2015 erwarb der Verein mit seinen angesparten Rücklagen das ehemalige Verwaltungsgebäude der Klebsandgrube „Wilhelm“ (Baujahr 1948) bei Weitefeld. Zudem wurden vom Deutschen Tierschutzbund Zuschüsse beantragt. Da die Bausubstanz alt war und das Gebäude zuvor viele Jahre lang leer stand, gab es viel zu tun.
Der Traum wird wahr
Im Jahr 2017 wurde der langjährige Traum der ehrenamtlichen Tierschützer endlich wahr: Aus dem Gebäude ist dank der Bemühungen des Vereins, Bauleiterin Amneris Bürschel sowie Architekt Paul Alhäuser eine funktionale sowie ansprechende Tierauffangstation geworden. Viel Fleiß und Geld flossen in die Anlage, von den Tierschützern wurde vieles selbst saniert. Das komplette Dach (Haus und Garage) wurde 2022 erneuert und gedämmt. Mittlerweile wurde auch eine Photovoltaik-Anlage installiert, um nachhaltiger zu sein und die Stromkosten zu senken. Eine Heizspirale übernimmt die Warmwasserbereitung, so wird ebenfalls Strom und Gas gespart. Die Erneuerung des Dachs und die Photovoltaik-Anlage waren nur durch die großzügige Spende der Else-Schütz-Stiftung möglich.
Heute ist der Tierschutzverein Kreis Altenkirchen für die Verbandsgemeinden Betzdorf-Gebhardshain, Daaden-Herdorf und Kirchen zuständig. Die Mitgliedszahlen und die Helferanzahl sei immer stabil, wie Amneris Bürschel betont. Tierschutz lässt so schnell niemanden los, so leitete beispielsweise Doris Henn als Erste Vorsitzende über zwölf Jahre lang die Geschicke des Vereins. Und auch generationenübergreifender Tierschutz funktioniert: Die Enkelin von Gründungsmitglied Renate Hüsch, Daniela Jädtke, ist in diesem Jahr zur Geschäftsführung des Vereins ernannt worden, vorher war sie als Kassiererin ehrenamtlich tätig. „Es ist schön, dass wir viele unterschiedliche Personen im Tierschutz, zwischen 20 bis über 70 Jahre alt, haben. Der Austausch ist da und wichtig“, betont Daniela Spies-Rübsamen.
Appell an die Politik
Der Tierschutzverein appelliert auch weiterhin an die Politik in den Verbandsgemeinden, eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Freigängerkatzen im Kreis Altenkirchen einzuführen, um so dem Katzenleid von Straßenkatzen und zu viel Katzennachwuchs entgegenzuwirken. Man sei dazu bereits in Gesprächen, wie die Verantwortlichen berichten. Zuletzt waren in einem Monat 26 Katzen inklusive Jungtieren in Kartons gefunden worden. Viele der Vierbeiner seien krank und müssten kostspielig beim Tierarzt behandelt werden.
Weitere Infos zum Verein, Spendenkontakt und den Tieren, die auf eine Adoption warten, gibt es im Internet unter www.tierschutz-altenkirchen.de oder auf der Facebookseite „Tierschutzverein Kreis Altenkirchen e.V./Bezirk Oberkreis“.