Seit ein paar Tagen leisten in Wissen die Teams der Adler-Apotheke und der Apotheke am Bahnhof großartige Arbeit in Sachen PoC-Tests. Beide konzentrierten sich zunächst darauf, das Personal von Kindertagesstätten und Schulen zu testen, inzwischen bieten sie solche Tests auch für jedermann an (Erstere ab heute, Letztere seit Montag). Diana Schorn von der Apotheke am Bahnhof hat mit Unterstützung der Stadt im Regiobahnhof in Wissen ein kleines Testzentrum eingerichtet (in der Apotheke fehlt dafür schlicht der Platz) und mit Ute Schorn extra eine zusätzliche Kraft eingestellt. Wenn sie alleine arbeitet, wird im 15-Minuten-Takt getestet, wenn eine Kollegin mithilft, dauert es jeweils fünf Minuten. Insgesamt seien auf diese Weise rund 170 Testungen in dieser Woche möglich, rechnet Diana Schorn vor. Das Gros der Freiwilligen, die sich zum kostenlosen Test anmelden, kommt aus dem Wisserland.
Die Stadt stellt den Raum im Bahnhof mietfrei zur Verfügung. Bürgermeister Berno Neuhoff dankt: „Auf den Apotheken lastet im Moment eine große Last. Aber sie allein können nicht für fast 15.000 Bürger da sein.“ Er beklagt die hemmende Bürokratie und die Tatsache, dass von der großen Politik eine enorme Erwartungshaltung bei den Bürgern geschürt werde.
Für das Anmeldeprozedere nutzt die Bahnhofs-Apotheke die Internetplattform terminland.de. „Das klappt gut“, sagt Schorn, „auch bei anderen Anbietern.“ Anrufen oder einfach vorbeikommen hat also keinen Zweck. Welche Hauptbeweggründe nennen die Menschen? „Manche brauchen die Bescheinigung für einen Friseurbesuch, andere für die Fahrschule, wieder andere für einen Arzttermin“, sagt Diana Schorn. Bis auf eine einzige Ausnahme seien bislang alle Tests negativ ausgefallen, bei einem positiven Fall werde sofort das Gesundheitsamt informiert und der Kunde aufgefordert, sich in Quarantäne zu begeben.
Die Abrechnung der Tests erfolgt für die Apotheken über die Kassenärztliche Vereinigung, „obwohl wir ansonsten gar nichts mit der KV zu tun haben und über eine eigene Abrechnungsstelle verfügen“, sagt Diana Schorn. Ohnehin seien die Testungen nichts, womit man großartig Geld verdiene: „Reich werden kann man damit nicht.“
Das weiß auch Gazmend Ziba, der in Wissen eine weitere Teststelle auf die Beine stellen möchte. Der Inhaber des Fitnessstudios motionsport, welches seit Monaten geschlossen ist, hat für sein Gebäude und das große Grundstück gleich zwei Konzepte vorgelegt, inklusive einer selbst entwickelten Anmeldemaske für die firmeneigene Homepage. „Zwei gute Konzepte“, bekräftigt Bürgermeister Neuhoff, „wir unterstützen das nach Kräften.“
Zum einen bietet das Erdgeschoss des 2015 eröffneten Fitnessstudios mit dem großen Kursraum und den verschiedenen Ein- und Ausgängen geradezu ideale Bedingungen für kontaktlose Kundenbesuche. Sogar zwei parallele Testlinien wären hier möglich. Zum anderen hat Ziba für den Parkplatz ein großes Zelt besorgt, das quasi als Drive-in-Teststation dienen könnte. Also Schnelltests, ohne aus dem Auto aussteigen zu müssen.
Ziba verschweigt nicht, dass er die Teststrategie auch deshalb entwickelt habe, um das von ihm und seinem Bruder betriebene Studio wieder aus dem monatelangen, „ruinösen“ Lockdown herauszuführen. Aber gleichermaßen sei es auch sein Ziel, dass etwa der hiesige Einzelhandel und die Gastronomie von den tagesaktuellen Testergebnissen profitieren könnten. Mit Zuversicht und der ihm eigenen Hartnäckigkeit habe er sich dieser Aufgabe gewidmet. Doch die beim Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung beantragte Erlaubnis blieb zunächst aus. Frust über bürokratische Hürden machte sich breit. Erst nach Tagen intensiver Planungen, nach unzähligen Telefonaten, E-Mails und Gesprächen, nach einer großen Portion Ärger sieht es momentan so aus, als ob es die Genehmigung für eine Teststation am Standort motionsport geben wird. Dazu dürfte auch die unablässige Unterstützung durch Stadt und VG beigetragen haben. Die jüngste Rückmeldung des Landesamtes stimme ihn positiv, so Ziba, er gehe davon aus, dass bald nach Ostern mit den Tests begonnen werden könne. Laut Bürgermeister Neuhoff hat das Land weitere Unterlagen angefordert und deren Prüfung zugesagt.
Da sich auch kein externer Betreiber fand, will Ziba nun am Konzept nachfeilen und dann seine derzeit in Kurzarbeit befindlichen Mitarbeiter (Fitnesstrainer) zurück-holen und schulen lassen. Darüber hinaus benötige er zusätzlich freiwilliges Personal, er sei dankbar für jeden, der sich per E-Mail (info@motionsport-fitness.de) melde.
Von unserem Redakteur Elmar Hering