Schon der Beginn ist vielversprechend. Mit dem wuchtigen „Party Like You“ von The Cadillac Three stimmt die Band auf etwas mehr als einstündige Country-Power-Musik ein und Alexander Schwegel zeigt in doppelter Weise sein Können, nämlich zum einen an der voluminös klingenden Westerngitarre, zum anderen aber auch durch seinen Gesang. Der schallt mal in klassischer Countrymanier mal langsam und getragen, ein anderes mal schnell und dixieartig in den Saal.
Wie für dieses Metier gemacht auch die Stimme seiner Gesangspartnerin Sandra Hermann, die schon beim zweiten Song „Undo it“ von Carrie Underwood sämtliche Register zieht. Klar und kraftvoll moduliert sie Sprache und Töne gleichermaßen; ihr Gesang reißt ebenso mit wie der Begleitsound der Band. Und wäre das Kulturwerk mit Gästen voll gewesen, schon hier hätte es niemanden mehr auf den Sitzen gehalten. Die Musiker an den Gitarren, am Bass und am Schlagzeug tun derweil das ihre, mal glänzen sie mit Soli, wie etwa der erst achtzehnjährige Lukas Müller, der seine E-Gitarre bei dem Song „Last Name“ (Common Linnets) geradezu klagend sprechen lässt, mal füllen sie mit Leidenschaft und Power die Akustik des Kulturwerks wie etwa beim Dolly-Parton-Song „9 to 5“, mal treten sie dezent in den Hintergrund, um ihrer Sängerin das musikalische Feld zu überlassen.
Und Sandra Hermann nutzt den Raum. Ob es rockiger Country ist oder sanfterer Sound wie etwa beim Song „Daddy Lessons“ von Beyonce, die Sängerin, die zwischenzeitlich beweist, dass sie auch mit der Bassgitarre glänzend umgehen kann, beherrscht kernige, klare Töne ebenso wie sanfte Balladen. Im Duett mit Alexander Schwegel ebenso wie als Solistin. Und als hätte sie nicht schon den Beweis für ihr außergewöhnliches Können geliefert, zieht sie bei der letzten Darbietung des offiziellen Programms noch einmal alle Register.
„Es ist ein absolut geiler Song“, sagt sie, als sie zum Sound ihrer Band „The Story“ von Riana Nel singt, und sie hat Recht, denn wer nicht schon zuvor Gänsehautfeeling verspürt hat, spätestens hier ist es so weit. Leiser sanfter Gesang steigert sich zu einem furiosen Finale, sämtliche Musiker, angefangen vom Schlagzeuger, der mit rollendem Donner eröffnet, über Bassist und Keyboarder bis hin zu den Gitarristen zeigen alle ihr Können und die Stimme von Sandra Hermann bewegt sich über mehrere Oktaven bis hin zu sopranartigen Höhen. Ein Sound, der vom Ohr direkt ins Herz geht.
Klar, dass die sechs aus dem Großraum Olpe stammenden Musiker noch eine Zugabe geben müssen, denn wenn auch die Zuschauer an den Bildschirmen zu Hause ihren Beifall nicht direkt übermitteln können, so fordern die anwesenden etwa 30 Besucher, vorwiegend Mitarbeiter des Wissener Kulturwerks, -ebenso stellvertretend wie aus eigener Überzeugung- diesen lautstark. Mit dem stimmungs- und humorvollen „Dont Look Good Naked“ (The Snake Oil Willie Band), frei übersetzt etwa „Nackt sehe ich nicht mehr so gut aus“ beendet die Band einen Abend, der denjenigen, die ihn erlebt haben, sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Übrigens ebenso wie der 20-jährigen Franziska Borbach aus Reichshof. Sie hatte ihr freiwilliges soziales Jahr im Wissener Kulturwerk absolviert und das Projekt mit Sway sozusagen als Abschlussarbeit auf die Beine gestellt. Danke Franziska, möchte man sagen, es war ein toller Abend, und hoffentlich kommt Sway wieder, dann vielleicht endlich mal wieder vor vollem Haus. Das Publikum, wie man es aus dem Wissener Kulturwerk kennt, würde begeistert sein.