VG Hamm: SPD und Grüne verlieren, FWG kann drei Sitze dazugewinnen
Stimmen zur Wahl des VG-Rates in Hamm: Parteien vor Ort bekommen Bundestrend zu spüren
Sonja Roos

Hamm. Die große Erschütterung blieb bei den Wahlen für den Verbandsgemeinderat Hamm aus. Ein kleiner Erdrutsch mag allerdings schon darin liegen, dass die SPD nicht mehr stärkste Fraktion im Rat ist und Hamm damit dem landesweiten Abwärtstrend für die Sozialdemokraten folgt.

Hatten die Genossen bei der letzten Kommunalwahl noch neun Sitze im VG-Rat, so haben sie einen eingebüßt und kommen nun auf acht Köpfe in dem Gremium. Die CDU hat neun Sitze (2019 waren es noch acht gewesen). Großer Gewinner ist wie vielerorts die FWG, die sich von sechs auf neun Sitze steigern konnte.

Dazu sagt Fraktionssprecher Wolfgang Fischer: „Im Vorstand und in den Fraktionen der FWG Hamm haben wir darauf gehofft, ein ähnlich gutes Wahlergebnis wie vor fünf Jahren zu erreichen. Dass dieses Ergebnis nun tatsächlich noch einmal erheblich gesteigert werden konnte, hat uns positiv überrascht. Wir konnten sicherlich eine Liste mit sehr engagierten Kandidatinnen und Kandidaten aufstellen und haben eine gute Wahlwerbung betrieben, aber ein wesentlicher Grund liegt wohl auch darin, dass viele Wähler ihr Vertrauen in die 'alten' Parteien verloren haben. Die FWG hat in der Vergangenheit zusammen mit den im Rat vertretenen Parteien immer darauf hingearbeitet, die VG Hamm attraktiver und lebenswerter zu machen. Dabei war man sicher nicht immer einer Meinung, wir haben aber das gemeinsame Ziel nie aus den Augen verloren. Diese erfolgreiche Arbeit wollen wir in Zukunft fortsetzen.“

Auch Uli Paul (CDU) ist zufrieden mit dem Abschneiden seiner Partei: Die CDU-Hamm ist auf VG-Ebene erstmals überhaupt stärkste Partei geworden, die SPD, über Jahrzehnte Platzhirsch, liegt heute erst an dritter Stelle. Insofern können wir eigentlich zufrieden sein, das ist schon ein Erfolg.“

Und er fährt fort: "Im Übrigen, wenn man dazu die Ergebnisse der Wahlen von 2019 vergleicht, haben wir ganz grob gesehen pro Bewerber rund 400 Stimmen hinzugewonnen, also in der totalen Stimmenabgabe ein Zuwachs, was aber sicherlich auch der Wahlbeteiligung geschuldet ist. Erstaunlich ist für jemanden wie mich, der nun schon seit exakt 50 Jahren im Wahlvorstand tätig ist, festzustellen, dass die AfD bei der Europawahl gerade in den Ortsgemeinden so stark abgeschnitten hat, wo früher, zu Beginn meines politischen Engagements die meisten sozialdemokratischen Wähler zu Hause waren, 45 Jahre lang sogar mit stets absoluten Mehrheiten. Das ist kein Vorwurf an diese Wähler, muss aber uns demokratisch Verwurzelten, und hier besonders der SPD, Anlass zum Nachdenken geben. Es sieht nicht mehr nach einer Eintagsfliege aus.“

Kein Rückenwind aus Berlin

Sein Kollege Edgar Peters von der SPD sieht die Schuld weniger bei den Parteien vor Ort. „Wir haben einen Sitz verloren, die CDU einen und die FWG sogar drei geholt. Dazu kann ich nur sagen: Wir können an der Basis nicht reparieren, was in Berlin kaputt gemacht wurde. Im VG-Rat Hamm haben wir aber ohnehin nie Parteipolitik betrieben, sondern gemeinsam versucht, unsere Aufgabe für die Bürger und die Region gut zu machen.“

Dem schließt sich auch Rudolf Beyer an: „Die Bundespolitik greift da schon ganz klar ins Kommunale über. Das ist ein allgemeiner Trend, den wir zu spüren bekommen“, bilanziert er nachdem die Grünen im VG-Rat einen Sitz eingebüßt haben. Und sagt weiter: „Nach fünf Jahren im Rat kann ich sagen, dass die Zusammenarbeit auch dank des Bürgermeisters, der ein sehr gutes Händchen dafür hat, Konsens zu schaffen und konträre Meinungen zusammenzuführen, immer sehr harmonisch und konstruktiv lief. Dass wir nur noch mit Zweien im Rat vertreten sind, ist also denke ich kein Frust gegen die Fraktion im Rat.“ Die FDP, die zuvor noch zwei Sitze im VG-Rat Hamm innehatte, ist übrigens gar nicht mehr vertreten.

Bürgermeister Dietmar Henrich zeigt sich zufrieden mit der neuen Zusammensetzung des Rates: „Wir haben eine gute Mischung aus bekannten Gesichtern und neuen, aus erfahrenen Kräften und jüngeren. Ich war im Voraus schon davon ausgegangen, dass SPD, FWG und CDU dicht beieinander liegen. Auf jeden Fall freue ich mich darauf, mit allen vier (vormals fünf) demokratischen Parteien unseres VG-Rates die ausschließlich sachorientierte und erfolgreiche Arbeit der vergangenen Jahre fortzuführen. Ich bin froh, dass sich der bundesweite Trend nach rechts nicht in unserem Rat widerspiegelt.“

Insgesamt gab es 9726 Wahlberechtigte, 5853 Bürger machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch (60,2 Prozent). Es wurden 148.584 gültige Stimmen abgegeben. Die CDU erhielt 32,6 Prozent (+ 4,7 Prozentpunkte), die FWG 31,3 Prozent (+ 8,7 Prozentpunkte), die SPD 28,4 Prozent (-3,3 Prozentpunkte) und die Grünen 7,8 Prozent (-3,5 Prozentpunkte).

Top-News aus der Region