Vor wenigen Minuten erst haben die Kirchenglocken den Beginn des Mitsingkonzertes mit der „Canto Street Band“ verkündet, und Anke Bolz ist bereits hingerissen. Der Kanon „Oh wie wohl ist mir am Abend“ funktioniert als Opener prima. „Das klingt vielversprechend!“ ruft die „Chefin“ des Ensembles und schenkt den Besuchern in der Birnbacher Kirche jenes strahlende Lächeln, das die Singgemeinschaft in den nächsten 90 Minuten noch viele Male verzaubern wird.
Das gelungene Einstiegslied soll keine Ausnahme bleiben, denn die sechs Musiker aus dem ganzen Bundesgebiet haben viel Schönes aus aller Welt im Gepäck. Deshalb wartet das Publikum gespannt, was sich auf dieser musikalischen Reise Aufregendes ereignen wird.

Nun, genug Einsatzbereitschaft haben die Gäste dazu jedenfalls mitgebracht – wer sich zu einem solchen Konzert aufmacht, der scheut das tatkräftige Mitwirken natürlich nicht. Trotzdem gibt es zunächst erstaunte Blicke, als Konzertreihen-Leiter Alfred Stroh im Eingangsbereich die doppelseitigen Liedblätter verteilt. Nur Texte, keine Noten und so viele unbekannte Songs: Wie soll das gehen?, scheint sich mancher Besucher stirnrunzelnd zu fragen.
Kaum aber haben Anke Bolz und Benjamin Penna (Gesang und Gitarre), Simone Reifegerste (Gesang), Michael ’Mikes’ Lücker (Gitarre), Urs Fuchs (Bass) und Jan-Philipp Tödte (Percussion) den Altarraum betreten, ist das Eis gebrochen. Der Fröhlichkeit des Gesangstrios und dem sanften Groove der Musiker kann sich einfach niemand entziehen – und die Bedenken, ob es angesichts der bunten Mischung aus deutschen und internationalen Songs ein eher halbherziges „Mithalten“ vonseiten des Publikums werden würde, erweisen sich als völlig unbegründet.
Auch traditionelle Volkslieder
Das liegt an der Herangehensweise, der sich die Band (die ihr musikalisches „Zuhause“ übrigens im Profi-Tonstudio des Forstmehreners Tom Dams hat) verschreibt. Zwar erscheinen die Texte der afrikanischen, südamerikanischen, asiatischen oder englischen Songs erst einmal verzwickt. Anke Bolz überträgt aber häufig nur eine oder wenige Zeilen auf das Publikum und studiert diese dann mit Simone Reifegerste und Benjamin Penna ein. Sitzt das Ganze (und das ist meist sehr schnell der Fall), entfaltet sich die Band auf dieser gut gelegten Basis.
Berührende Oberstimmen, leicht nachzuahmende Bewegungen und der federleichte, professionelle Sound der Musiker machen jeden Song zu einem Kunstwerk und die Mitsingaktion ganz nebenher zu einem ernst zu nehmenden Konzert. Jenseits der sängerischen Weltreise gibt es auch traditionelle Volkslieder zu erleben: „Kein schöner Land“, „Wenn alle Brünnlein fließen“ oder der Wandervogel-Song „Roter Mond überm Silbersee“ erhalten durch die lebensfrohe Interpretation der Band einen zwanglosen Charakter. All das und die Tatsache, dass sich jeder Besucher individuell singend, tanzend oder klatschend ins Geschehen einbringen kann, macht den Abend letztlich zu einem einzigartigen Erlebnis in der langen Reihe der Birnbacher Konzerte.