Organist und Pastor sind stolz
Steinerother lauschen ihrer sanierten Orgel
Diakon und Organist Marco Kötting (links) sowie Pastor Rudolf Reuschenbach sind stolz auf das große Engagement der Steinerother bei der Finanzierung der Generalüberholung der Orgel in der Petruskirche.
Geimer Claudia. Claudia Geimer

Seit Weihnachten erfüllen ihre Klänge wieder das Gotteshaus in Steineroth. Die Generalsanierung der Orgel war ein finanziell ambitioniertes Projekt, das mit vereinten Kräften gemeistert wurde.

„Die Orgel ist älter als die Kirche“, erzählt Marco Kötting nach dem Aufstieg auf die Empore in der katholischen Filialkirche St. Petrus in Steineroth. Der 50-Jährige ist nicht nur Diakon, sondern auch Organist und kennt das Instrument in- und auswendig. Und das ist auch wörtlich zu nehmen: Denn die Orgel wurde im Herbst vergangenen Jahres zum ersten Mal im großen Stil generalsaniert und dabei in ihre Einzelteile zerlegt und wieder aufgebaut. „Sie war verstimmt und manche Töne haben gar nicht mehr angesprochen“, erzählt Kötting rückblickend.

Rechtzeitig zu Weihnachten war die Orgel dann wieder mit ihrem „weichen, harmonischen“ Klang zu hören. Der Diakon hat eine Auflistung der Maßnahmen im Detail mitgebracht: Generalreinigung ist zu lesen, der Aus- und Wiedereinbau der Windladen, die Erneuerung von Membranen und Keilbälgchen und anderes. Die Kosten summierten sich auf rund 38.400 Euro, die vom rund 90 Mitglieder zählenden Kapellenverein vor Ort zu stemmen waren. Steineroth gehört zur Pfarrei Maria Magdalena Gebhardshain. Vom Bistum gab es keinen Zuschuss.

„Ein fester Platz im Herzen der Menschen“

Dafür gab es eine hohe Spendenbereitschaft der Gläubigen vor Ort. Rund 28.000 Euro kamen nach Angaben von Kötting und Pastor Rudolf Reuschenbach, der mit auf die Empore gekommen ist, zusammen. Ein enormes Engagement, was die Bedeutung der Kirche insgesamt für den Ort unterstreiche – da sind sich Kötting und Reuschenbach einig. „Die Kirche ist der Mittelpunkt des Ortes und hat einen festen Platz im Herzen der Menschen“, bringt es der Seelsorger auf den Punkt. Das erkläre die Bereitschaft, einen Beitrag zum Erhalt zu leisten. „Das ist eine enorme Leistung“, würdigt Pastor Reuschenbach das Engagement der Bürger.

Ortsbürgermeister Theo Brenner sieht es ähnlich. Die Gemeinde hat in der jüngsten Sitzung des Ortsgemeinderates beschlossen, die Sanierung der Orgel mit einem Zuschuss in Höhe von 1000 Euro zu unterstützen. „Die Menschen identifizieren sich mit unserer Dorfkirche, sie ist ein wichtiger Teil der Gemeinde“, sagt Brenner am Telefon und betont auch die engen Beziehungen zwischen Gemeinde, Kindergarten und Kirche in enger Nachbarschaft. Auch der Seniorennachmittag starte mit einem Gottesdienst. Pastor Reuschenbach kann dem nur beipflichten. Auch er betont das Miteinander von Gemeinde, Kita und Kirche.

Die Orgel ist bald 120 Jahre alt, entsprechend historisch sind die Elemente.
Geimer Claudia. Claudia Geimer

Wie schon erwähnt ist die Orgel älter als die Petruskirche. Gebaut wurde sie 1906 und feiert dementsprechend im kommenden Jahr ihren 120. Geburtstag. Wie ist sie nach Steineroth gekommen? Kötting und Reuschenbach erzählen die Geschichte. Ursprünglich stand die Orgel in einer Krankenhauskapelle in Wiesbaden. Nach einem Umbau in den 1960er-Jahren war kein Platz mehr für das Instrument, das aus der Werkstatt der renommierten Orgelbauerfamilie Klais aus Bonn stammte. Im Krankenhaus wirkten damals die „Dernbacher Schwestern“, deren Generaloberin Schwester Herluca (Maria Bierbaum) aus Steineroth stammt.

Die Ordensfrau wusste, dass die 1954 gebaute und vermutlich nach dem Ordensmann Peter Hellinghausen benannte Petruskirche in ihrem Heimatort noch keine Orgel besaß und die Messfeiern lediglich von einem Harmonium begleitet wurden. Kurzerhand vermittelte Schwester Herluca die überflüssig gewordene Orgel nach Steineroth, wo sie am 10. Oktober 1965, also vor fast 60 Jahren, eingeweiht wurde. Seitdem ist die „Königin der Instrumente“ treue Begleiterin der Feiern in der Kirche in der Vergangenheit, auch von Konzerten mit Kirchenchor, Männergesangverein und dem Musikverein Kausen oder kirchenmusikalischen Andachten, wie Organist Kötting erzählt. Mittlerweile werden in der Filialkirche alle zwei Wochen und an Festtagen Gottesdienste zelebriert, berichtet Reuschenbach.

Der Organist spielt das Instrument seit 30 Jahren

1998 wurde erstmals der Spieltisch saniert, von derselben Firma Hugo Mayer Orgelbau aus dem Saarland, die auch die aktuelle Generalüberholung vorgenommen hat und die auch mit der Wartung betraut ist. „Die Orgel ist als historisch wertvoll eingestuft“, erzählt Reuschenbach vom Besuch des Orgelsachverständigen des Bistums Trier, mit dem die geplante Sanierung im Vorfeld abgestimmt wurde.

Damit war die „Gretchenfrage“ – Generalüberholung oder Neuanschaffung – beantwortet, fügt Kötting hinzu. Darüber ist nicht nur der Organist froh. Er spielt seit 30 Jahren die Klais-Orgel in der Petruskirche, zu Feiern aber auch nur für sich, dann bevorzugt Literatur von Johann Sebastian Bach. Auch Pastor Reuschenbach lauscht gerne den Orgelklängen: „Sie hat die Aufgabe, in der Liturgie die Gemeinde gut zu unterstützen und mit ihrer Schönheit der Klangfarben die Herzen zu begeistern, so wie das Gotteshaus als Gesamtheit den Menschen im Ort eine Heimat gibt.“

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