Mit ihren drei Betriebsstätten in Rheinland-Pfalz, Brandenburg und Thüringen spielt die Hatzfeldt-Wildenburg'sche Verwaltung sozusagen ziemlich weit oben in der Bundesliga der deutschen Privatwaldbesitzer. Hier wird Teamarbeit groß geschrieben. Für Rüdiger Hunke bedeutet das, dass er quasi nicht nur Trainer, Manager, Direktor, Jugendscout und Stadionsprecher in einer Person ist, sondern auch Teil einer gut funktionierenden, rund 50-köpfigen Mannschaft. Mehr noch: Der neue Geschäftsführer weiß um die vielfältigen Aufgaben, die der Wald in Deutschland erfüllen soll, und daher nennt er als sein zentrales Anliegen, gemeinsam mit den beteiligten Menschen die Balance zu finden zwischen Ökonomie und Ökologie. Oder mit anderen Worten: „die gute Arbeit hier fortsetzen.“
Im Auswahlverfahren um die Nachfolge von Forstdirektor Straubinger setzte sich der in Hannover geborene Hunke gegen mehrere Mitbeweber durch. Schon vor rund einem Jahr gab es erste Kontakte. Für Nicolaus Graf von Hatzfeldt und Franz Straubinger steht fest: „Es passt. Wir haben eine Entscheidung getroffen, die maßgeschneidert ist.“
Hunkes Weg in den Forstberuf zeichnet sich durch Stringenz aus. Die Liebe zur Natur entdeckte der 57-Jährige nach eigenen Worten schon früh, engagierte sich im praktischen Naturschutz. Als Jugendlicher habe er ein Forstpraktikum in der Lüneburger Heide absolviert, wodurch die Passion für den Wald und dessen naturgemäße Bewirtschaftung angespornt wurde. Später folgten das Studium in Freiburg inklusive der Vertiefung seiner betriebswirtschaftlichen Kenntnisse.
„Der Wald ist nichts Isoliertes.“
Rüdiger Hunke weiß um die vielfältigen Aufgaben des Waldes, vom Klima- und Wasserschutz über das Freizeitverhalten bis zur Ökonomie. Daher müsse der Wald in der gesellschaftspolitischen Debatte eine wichtige Rolle spielen.
Anschließend war Hunke fünf Jahre lang als selbstständiger Berater in seinen Fachgebieten tätig, bevor er 1998 nach Bayern wechselte, genauer gesagt zum Forstunternehmen Faber-Castell bei Nürnberg. Während er dort für etwa 3000 Hektar Wald verantwortlich zeichnete, sind es nun an seiner neuen Wirkungsstätte allein im Westerwald und im Wildenburger Land rund 7700 Hektar.
„Das Reizvolle ist die Vielfältigkeit der Arbeiten. Ich freu mich drauf“, sagt Hunke und ergänzt: „Ich war nie ein Förster, der sich im Wald versteckt.“ Die Freude wird ihm auch nicht durch längere Anfahrtswege zur Arbeit vermiest, denn der Vater von zwei Kindern (die in Barcelona leben) hat im Stadtteil Schönstein eine Wohnung gefunden.
Dass die Forstwirtschaft in Teilen Deutschlands durch Trockenheit, Käferbefall und Klimawandel in einer Krise steckt, ist kein Geheimnis. „Die Wirtschaftlichkeit des Waldes hat gelitten“, gibt Nicolaus Graf von Hatzfeldt zu, umso wichtiger sei es, den Wald in größerem Kontext zu sehen. Auch für den neuen Geschäftsführer wird es eine der wichtigen Fragen sein, ob und wie sich Ökodienstleistungen des Waldes monetarisieren lassen.
Der Wandel trifft das Schönsteiner Forstunternehmen nicht unvorbereitet. Einerseits wird seit Jahren der forstliche Umbau hin zu klimastabilen Wäldern vorangetrieben, zum Beispiel mit jagdlichen Mitteln (auch Rüdiger Hunke hat einen Jagdschein). Andererseits punktet das Unternehmen durch seine diversifizierte Struktur – von der Wildkammer über die Ferienbetriebe bis zum Friedwald.
„Das ist kein Homeoffice-Job.“¶
Rüdiger Hunke weiß die Naturverbundenheit und Vielfältigkeit seiner neuen Tätigkeit sehr zu schätzen.
Auch mit ihren eigenen Forstrevieren steckt die Hatzfeldt-Wildenburg'sche Verwaltung in einem Prozess des Wandels: Waren die eigenen Flächen vor gut 30 Jahren, also zu Beginn der Ära Straubinger, noch auf sieben bis acht Forstreviere aufgeteilt, sank deren Zahl später auf vier bis fünf. Künftig sind es nur noch drei große Reviere, denn drei Förster gehen in Ruhestand, aber nur zwei Stellen können neu besetzt werden. Auch hier macht sich der Fachkräftemangel bemerkbar.