Arbeiten an der Oberwesterwaldbahn verzögern sich
Sorgenkind Oberwesterwaldbahn: Wieso schnellere Züge auf sich warten lassen
Bis April kein Zugverkehr in Hachenburg. Mit dem Fahrplanwechsel sollten die Züge der RB 90 nach neuem Fahrplan beschleunigt über den Westerwald fahren. Da die Arbeiten nicht abgeschlossen sind und Personal fehlt, soll der Abschnitt von Altenkirchen bis Nistertal-Bad Marienberg nur noch mit Bussen bedient werden.
Hans-Peter Günther

Schlechte Nachrichten für die Fahrgäste der Oberwesterwaldbahn: Die Deutsche Bahn teilte in einer Presseinformation mit, dass das neue Fahrplankonzept mit schnelleren Zugverbindungen auf der Oberwesterwaldbahn erst im April 2024 realisiert werden könne. Und es kommt noch schlimmer.

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Bis April kein Zugverkehr in Hachenburg. Mit dem Fahrplanwechsel sollten die Züge der RB 90 nach neuem Fahrplan beschleunigt über den Westerwald fahren. Da die Arbeiten nicht abgeschlossen sind und Personal fehlt, soll der Abschnitt von Altenkirchen bis Nistertal-Bad Marienberg nur noch mit Bussen bedient werden.
Hans-Peter Günther

Bahnkunden müssen sich mal wieder in Geduld üben: Schnellere Zugverbindungen auf der Oberwesterwaldbahn werden erst im April 2024 angegangen. Zudem entfallen ab dem Fahrplanwechsel am Sonntag, 10. Dezember, zwischen Altenkirchen, Hachenburg und Nistertal-Bad Marienberg alle Züge und werden bis auf Weiteres durch Busse ersetzt. Die Angaben in den elektronischen Auskunftssystemen der DB zeigen derzeit noch Verbindungen der Linie RB 90 an, die es in dieser Form nicht geben wird.

Bereits vor neun Jahren fand Anfang September 2014 der erste Spatenstich für die Beschleunigung der Oberwesterwaldbahn zwischen Lahn- und Siegtal statt. Allerdings ließ der weitere Ausbau der Infrastruktur über viele Jahre auf sich warten. Neue gesetzliche Regelungen und mehrfach von der DB Netz AG eingereichte, nach Ansicht des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) aber als unvollständig erachtete und zurückgewiesene Planunterlagen, verzögerten die Einleitung der vier Planfeststellungsverfahren. Diese konnten erst im Herbst 2022 abgeschlossen werden, sodass seither an der Strecke intensiver gebaut wurde.

Als Aufgabenträger für den regionalen Schienenverkehr haben der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV Nord), gemeinsam mit den Partnern aus Nordrhein-Westfalen (NWL) und Hessen (RMV), im Sommer 2023 bei der Hessischen Landesbahn (HLB) die Züge für die Linie RB 90 (Limburg–Siegen) bestellt. Dabei wurde der Fahrplan dem seit 2015 geforderten Ziel-Konzept zugrunde gelegt, der den vollständigen Ausbau der Infrastruktur – vor allem mit der Anhebung der Streckengeschwindigkeit – voraussetzte. Die HLB erhielt eine entsprechende Bestätigung von DB Netz in der Form des sogenannten Endgültigen Netzfahrplans (ENP).

In turnusmäßig stattfindenden Gesprächen wurde der SPNV Nord von DB Netz über den Stand der Arbeiten informiert. Bis vor wenigen Wochen wurde signalisiert, dass mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit alle erforderlichen Ausbauten zum Fahrplanwechsel wie geplant abgeschlossen würden. Wenige Detailausbauten, die sich verspäten, könnten ohne Auswirkung auf den Fahrplan kompensiert werden.

Umbau des Bahnhofs Hachenburg verzögert sich

Erst vor etwa 14 Tagen gab es die Information, dass der Umbau des Bahnhofs Hachenburg für die gleichzeitigen Einfahrten der Züge ins Stocken geraten sei. Aufgrund noch ausstehender Genehmigungen verzögere sich die bauliche Fertigstellung um wenige Monate. Trotzdem war es dem SPNV Nord wichtig, am Ziel-Fahrplan festzuhalten, wie er bereits seit Mitte Oktober in den Auskunftssystemen der Deutschen Bahn angezeigt wird.

Ein Vergleich zwischen dem Angebot vor und nach dem Fahrplanwechsel zeigte um bis zu 15 Minuten kürzere Fahrzeiten zwischen Lahn und Sieg. Die Überraschung sickerte dann am 1. Dezember durch, als vonseiten des Infrastrukturbetreibers DB Netz bekannt wurde, dass sich das neue Fahrplankonzept nicht umsetzen lässt und die schnellere Taktung auf das Frühjahr 2024 verschoben werden muss.

Die DB begründet die Verzögerung mit nicht fristgerecht abgeschlossenen Arbeiten, um den Verkehr nach dem neuen Konzept stabil aufnehmen zu können. Laut DB habe neben Problemen in der Materialbeschaffung der Wintereinbruch dafür gesorgt, dass wichtige Restarbeiten nicht rechtzeitig fertiggestellt sowie erforderliche Messfahrten nicht durchgeführt werden konnten. Keine Erwähnung finden die gravierenden Personalprobleme von DB Netz bei der Besetzung der Stellwerke.

Personeller Engpass im Schienenverkehr zwischen Altenkirchen und Westerburg

Noch vor Kurzem fanden Abstimmungsgespräche zwischen DB Netz, der HLB und dem SPNV Nord statt, wie künftig mit der unzureichenden Besetzung der Stellwerke umzugehen ist. Bereits seit Ende Mai können verschiedene Stellwerke im mittleren Streckenabschnitt zwischen Altenkirchen und Westerburg nur in der Frühschicht besetzt werden. An Werktagen ab 14.30 Uhr und an den Wochenenden ab 17.30 Uhr muss die HLB dann jeweils bis zum Betriebsschluss Busse im Schienenersatzverkehr (SEV) bestellen.

Um wieder zu einem verlässlichen Zugangebot zurückzukehren, hatten SPNV Nord und HLB der DB vorgeschlagen wieder eine Wochenend-Betriebsruhe einzuführen, wie sie bereits zu Zeiten der Deutschen Bundesbahn in den 1980er-Jahren bestanden hat. Dann würden an Samstagen, Sonn- und Feiertagen zwischen Altenkirchen und Westerburg jeweils Busse die Verbindung herstellen. Im Gegenzug sollte die DB dafür einen ganztägigen fahrplanmäßigen Betrieb an den Werktagen gewährleisten. Die jetzige „Lösung“ mit der Betriebsunterbrechung im nördlichen Streckenabschnitt hat für die DB Netz den Vorteil, dass die zur Sicherung von mehreren, bislang nicht betriebsbereiten Bahnübergängen benötigten Posten abgezogen werden können.

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