Gesellschaft Abschaffen oder nicht - im Kreis gehen Meinungen weit auseinander
So stellt sich das AK-Land die Sommerzeit vor
Und plötzlich ist es 3 Uhr: In der Nacht zum Sonntag werden die Uhren um eine Stunde vorgestellt. Im Kreis Altenkirchen gibt es viele Befürworter, aber auch zahlreiche Gegner der Sommerzeit. Die Ideen reichen von Abschaffung bis zu einer ganzjährigen Sommerzeit. Foto: Heinz-Günter Augst
Heinz-Günter Au

Kreis Altenkirchen. In der Nacht zum Sonntag werden die Uhren um 2 Uhr wieder um eine Stunde auf Sommerzeit vorgestellt. Seit 1980 drehen auch die Menschen im Kreis Altenkirchen am Rädchen. Doch passt ihnen das wirklich, wenn es im Frühjahr morgens plötzlich wieder dunkel ist und im Herbst dann die Nacht wieder zeitiger einsetzt? Wie halten Sie es mit der Sommerzeit? Wo sind Vor- und Nachteile? Wir haben uns einmal umgehört.

Landrat Michael Lieber sieht die zweimalige Uhrumstellung pro Jahr eher skeptisch, auch wenn er der Sommerzeit auch einen positiven Aspekt abgewinnen kann. „Man hat sich eigentlich schon daran gewöhnt. Ich verbinde mit der Zeitumstellung den Abschied vom Winter und die Hoffnung auf den Frühling. Ob der Aufwand des Uhren Hin- und Herdrehens dafür lohnt, ist aber mehr als fraglich“, sagt der Chef des Kreishauses auf Anfrage.

Daumen hoch für die Sommerzeit – so reagiert Landwirt Georg Groß aus Dauersberg auf die alljährlich wiederkehrende Debatte. „Wir Bauern sind froh, abends noch eine Stunde länger im Hellen arbeiten zu können“, hält der Kreisbauernchef nichts von einer Abschaffung der Zeitumstellung. Auch die Tiere haben sich seiner Meinung nach schnell an den „Eingriff“ in die Natur gewöhnt. „Da wird das Melken dann schon einmal um eine halbe Stunde verschoben, aber ansonsten bereitet das keine Probleme“, sagt er.

Der Kirchener Stadtbürgermeister und SPD-Kreisvorsitzende Andreas Hundhausen sieht die Abschaffung der Sommerzeit als längst „absolut überfällig“ an: „Ich bin seit vielen Jahren dafür, dieses schief gelaufene Experiment zu beenden. Die Zeitumstellung ist eine Idee aus den 1970er-Jahren, weil man damals glaubte, damit Energie sparen zu können. Das hat sich allerdings als hochgradig falsch erwiesen. Daher ist es höchste Zeit, hier konsequent zu sein. Auch mir persönlich hat die Zeitumstellung nie etwas gebracht, weder in Richtung Winter noch in Richtung Sommer. Mir fehlt da jeder Nährwert“, findet er deutliche Worte.

Privat ist auch Oliver Rohrbach kein Freund der Sommerzeit. „Sicher ist es schön, wenn man abends eine Stunde länger sich auch sportlich betätigen kann, etwa ein paar Bälle auf dem Tennisplatz zu schlagen“, sagt er. Doch der Altenkirchener Regionalgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz weiß es auch zu schätzen, dass es momentan morgens beim Aufstehen schon hell ist – was ab Sonntag dann wieder etwas anders aussehen dürfte. Sein klares Fazit: Die Zeitumstellung ist überflüssig, man sollte sie abschaffen.“

Alles so lassen, wie es ist – diese Meinung vertritt Betzdorfs Bürgermeister Bernd Brato. „Wir haben uns daran gewöhnt.“ Inzwischen habe er auch gelernt, stelle man die Stühle im Frühjahr auf die Terrasse, dann werde auch die Uhr vorgestellt. Im Herbst gehe es dann wieder mit den Stühlen rein und mit der Uhr eine Stunde zurück.

„Mir macht die Umstellung auf die Sommerzeit nicht viel aus. Ich kann sie gut vertragen. Sinnvoll ist sie in meinen Augen aber nicht“, sagt Heike Kuchhäuser, Vorsitzende der Landfrauen im Bezirk Flammersfeld. Denn das ursprüngliche Ziel, Energie damit einzusparen wird ja nicht erreicht. Wegen mir bräuchten wir die Zeitumstellung nicht.“

Für Dieter Reifenhäuser, Landwirt und Ortsbürgermeister aus Burglahr, macht die Sommerzeit schon Sinn. „Meiner Meinung nach könnte man ruhig das ganze Jahr über die Sommerzeit beibehalten. Die Zeitumstellung lassen wir auf dem Hof immer langsam angehen. Die Tiere werden nicht abrupt eine Stunde früher gemolken oder gefüttert. Die frühere Zeit passen wir über zwei bis drei Tage an. Auch bei unseren Feriengästen belassen wir am Wochenende die alte Frühstückszeit.“

Auch Berno Neuhoff, Stadtbürgermeister von Wissen, findet die Sommerzeit gut. „Es ist sehr angenehm, wenn es abends länger hell ist und man draußen noch was unternehmen oder einfach zusammensitzen kann. Mir macht es nichts aus, zweimal im Jahr die Uhr umzustellen.“

„Ich persönlich finde es gut, dass es im Sommer abends länger hell ist, sagt der Altenkirchener Bürgermeister Fred Jüngerich. „Ich denke schon, dass die Sommerzeit gewissen Berufssparten wie Landwirten in der Erntezeit entgegenkommt. Ansonsten dient die Sommerzeit natürlich der Geselligkeit, etwa beim Grillen nach getaner Arbeit“, zieht er die Freizeitkarte.

„Natur und Umwelt haben andere Probleme als die Sommerzeit“, sagt Sonja Schütz, Vorsitzende der BUND-Kreisgruppe Altenkirchen. „Zwar wird durch die Zeitumstellung im Sommer tatsächlich abends weniger häufig das Licht angeknipst – im Frühjahr und Herbst jedoch wird in den Morgenstunden auch mehr geheizt“, sagt sie. „Das hebt sich gegenseitig auf. Die Zeitumstellung spare im Saldo daher keine Energie. Zum Energiesparen könne aber jeder persönlich beitragen. „Die Probleme der Zeitumstellung sind menschlich und eine persönliche Ansichtssache. Ich persönlich wäre für eine ganzjährige Sommerzeit“, sagt sie.

Von unseren Reportern

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