Während die Planungen für die B8-Ortsumgehungen weiter laufen, staut sich die Frustrationen bei betroffenen Bürgermeistern, der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld und Bürgern weiter an. Seit Jahren schwelt die Thematik in der VG – inklusive Unterschriftenlisten, Aktionen und einer Bürgerinitiative gegen den Bau.
„Wir brauchen keine B8-Ortsumgehung“, findet VG-Bürgermeister Fred Jüngerich im Gespräch mit unserer Zeitung klare Worte. „Wir haben keinen Stau, und wir gewinnen durch eine Umgehungsstraße an Zeit nichts“, sagt er mit Blick auf die Verzögerungen, die nach wie vor für Verkehrsteilnehmer in Hennef-Uckerath entstehen. Aber er stellt auch klar: „Wir wollen sehr wohl einen besseren Verkehrsfluss an verschiedenen Stellen an der B8, da wo sie noch zweispurig ist.“ Als gelungene Beispiele nennt er den Retterser oder Ölfer Berg oder die neue Kurve bei Hasselbach. Also – dort dreispurigen Ausbau der B8 realisieren, wo noch Zweispurigkeit herrscht und wo dies auch realisierbar ist. So hätte man deutlich früher einen schnelleren Durchfluss auf der Straße. „Und das für deutlich weniger Steuergelder“, betont Jüngerich.
„Das haben wir als kommunale Familie kommuniziert, von Helmenzen bis nach Kircheib, dann hat es der Stadtrat beschlossen und der VG-Rat beschlossen, und auch der Kreistag hat beschlossen, Alternativlösungen bevorzugt zu prüfen. Da frage ich mich allen Ernstes, warum prüft man die nicht?“
Verbandsgemeindebürgermeister Fred Jüngerich zu der geplanten B8-Ortsumgehung.
„Es gibt natürlich Befürworter der Umgehungsstraße, aber mittlerweile sind wir so weit, dass die Befürworter – also Vertreter der IHK und Spediteure – sagen, ,es muss nicht zwingend eine Umgehungsstraße sein, aber der Verkehrsfluss muss verbessert werden’.“
Klar ist: Der geplante Bau der B8-Ortsumgehung hätte laut Jüngerich massive Folgen für die Region – so würden unter anderem 150 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche aufgefressen, Ökosysteme zerschnitten. Auch extrem nachteilige Konsequenzen hinsichtlich des Grundwasserspiegels werden befürchtet. „Wir vernichten dann Fläche für nichts“, so Jüngerich.
„Das haben wir als kommunale Familie artikuliert, als Erstes die Ortsgemeinderäte von Helmenzen bis nach Kircheib, dann hat es der Stadtrat beschlossen und der VG-Rat beschlossen, und auch der Kreistag hat den Beschluss gefasst, Alternativlösungen bevorzugt zu prüfen. Da frage ich mich allen Ernstes, warum prüft man die nicht?“ Sein Eindruck sei, dass vonseiten des Verkehrsministeriums und seitens des LBM Diez überhaupt keine Versuche unternommen würden, die Alternativlösungen zu prüfen. „Ich fühle mich von beiden Seiten nicht ernst genommen, weil ich das Gefühl habe, wir können sagen, was wir wollen, man bekommt immer die gleichen Antworten. Mir fehlen die Worte vor dem Hintergrund dieser Kurzsichtig- und Beharrlichkeit, sich auf eine Planung zu berufen, die 20 Jahre und älter ist. Die Gegebenheiten haben sich an vielen Stellen gewandelt“, führt der VG-Chef mit Blick auf beispielsweise das Thema Homeoffice aus.

„Ich erhoffe mir vom neuen Bundesverkehrsminister eine größere Weitsicht, und ich werde mich persönlich mit ihm in Verbindung setzen“, betont Fred Jüngerich. Er möchte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder in die VG einladen, damit sich dieser ein Bild zur Thematik vor Ort machen kann.
Auch der betroffene Weyerbuscher Ortsbürgermeister Max Weller äußert sich auf Anfrage zur Thematik: „Der überwiegende Teil unserer Mitmenschen und Bewohner der Region und Orte lebt hier, weil unsere Umgebung so ist, wie sie ist und nicht, wie eine projektierte Zergliederung unserer gewachsenen Strukturen es vorsieht. Die Region um Weyerbusch ist aufgrund dieser gewachsenen Strukturen, Ortskerne und diese umgebenden Weiler, aber auch durch die geografischen Gegebenheiten eine idyllische, ländliche und zugleich direkt an die Bundesstraße B8 angebundene Westerwald-Landschaft“, führt Weller aus.
„Eine Umgehung würde niemandem von uns einen entscheidenden Nutzen bringen. Dies ist unabhängig von dem sehr überschaubaren Zeitvorteil der beabsichtigten Gesamtmaßnahme. Im Ergebnis lässt sich eine solche Landschaft gar nicht umgehen, sondern nur noch weiter ,zerpflügen’.“
Ortsbürgermeister Max Weller aus Weyerbusch
„Eine Umgehung würde niemandem von uns einen entscheidenden Nutzen bringen. Dies ist unabhängig von dem sehr überschaubaren Zeitvorteil der beabsichtigten Gesamtmaßnahme. Im Ergebnis lässt sich eine solche Landschaft gar nicht umgehen, sondern nur noch weiter ,zerpflügen’.“ Hier seien der Leuscheid, die nahe Landesgrenze und die beginnende Tal-Landschaft zur Wied im Süden genannt.

So ist der Stand bei den B8-Umgehungen im AK-Land
Die B8-Umgehungen spalten die Gemüter im AK-Land - dennoch geht es bei den Planungen weiter voran, wie Benedikt Bauch vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Diez auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt. Mehr zum aktuellen Stand lesen Sie hier.
Dazu möge man sich laut Weller nicht vorstellen können, was etwaige Sekundär-„Bedürfnisse“ einer geänderten Trassenführung nach sich ziehen würden – mit Blick auf Industrie, Versorgung, Betankung (elektrisch oder Mineral) sowie Ortsanpassungen. „Das zu erwartende Verkehrsaufkommen würde sich gleichermaßen vervielfachen. Eine Ertüchtigung in den bereits vorhandenen, außerörtlichen Abschnitten würde mit Sicherheit zeitnah möglich und viel kosteneffizienter erscheinen. Hier wäre schon ein ganzheitlicher neuer Ansatz in einer aktuellen Projektierung wünschenswert. Unstrittige Maßnahmen dieser Art würden auch weiteren Möglichkeiten nicht widersprechen“, führt der Weyerbuscher Ortsbürgermeister aus.
„Vollkommen losgelöst von den Wünschen der Bürger und den aktuellen Erkenntnissen der Klimaforschung will man hier Fakten schaffen. Ein solch arrogantes Handeln ist hoch problematisch, insbesondere bei der derzeitigen Demokratiemüdigkeit vieler Menschen.“
Der Weyerbuscher Gunnar Lindner kritisiert das Verhalten des Landesverkehrsministeriums.
Gunnar Lindner aus Weyerbusch kritisiert das „ignorante und arrogante Verhalten“ der Landesregierung, speziell des Landesverkehrsministeriums unter Leitung der FDP-Ministerin Daniela Schmitt mit Blick auf die geplanten Ortsumgehungen der B8 in der VG. „Die Antwort auf eine Kleine Anfrage des Oppositionspolitikers Matthias Reuber (CDU) zeigt, die da oben interessiert nicht, was die Menschen wollen, sie planen unverdrossen weiter. Jetzt hat der Landesbetrieb Mobilität, der sich hartnäckig weigert, Ressourcen in die Überprüfung von Alternativvorschlägen zu investieren, die faunistische Analyse für die Umgehung um Helmenzen in Auftrag gegeben. Vollkommen losgelöst von den Wünschen der Bürger und den aktuellen Erkenntnissen der Klimaforschung will man hier Fakten schaffen. Ein solch arrogantes Handeln ist hoch problematisch, insbesondere bei der derzeitigen Demokratiemüdigkeit vieler Menschen.“