In der Schriftenreihe „Wissener Beiträge zur Geschichte und Landeskunde“ ist aktuell der 86 Seiten umfassende Band Nr. 44 zum Thema der ehemaligen Wissener Landwirtschaftlichen Winterschule erschienen. Diese gehörte zur Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz und war weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt.
Das neueste Werk der sehr geschätzten heimatkundlichen Serie stellten Bürgermeister Berno Neuhoff, der Autor Horst Rolland und der für die redaktionelle Arbeit verantwortlich zeichnende Bruno Wagner vor. Mit dabei im Rathaus waren die zuständigen Verwaltungsmitarbeiterinnen Alina Bendrien und Stephanie Hermann sowie Walburga Heidemann (Vorsitzende des Landfrauenbezirks Wissen).

Bereits seit 1968 befassen sich die von der Stadt Wissen herausgegebenen Beiträge mit der Geschichte, Kultur, Vereinen, Handel, Handwerk, Industrie, gemeinschaftlichen Einrichtungen und den unterschiedlichsten Ereignissen im Wissener Land. Wichtig und von einem unvorstellbaren Wert ist dabei, dass sich immer wieder Heimatforscher bereit erklären, Sachverhalte akribisch zu recherchieren, diese zu dokumentieren, aufzuzeichnen und somit für die Nachwelt nach dem Leitgedanken „Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern“ (Richard von Weizsäcker) zu erhalten.
Die nunmehr 44 informativen Bücher der „Wissener Beiträge“ ergeben zusammen ein Heimatbuch der besonderen Art, helfen dabei, das Bewusstsein für die eigene Herkunft und Traditionen zu stärken. Dies fördert das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Bürgermeister Neuhoff, der zum neuen Band ein Grußwort beisteuerte, richtete an die beiden Autoren sowie alle ehrenamtlich tätigen Heimathistoriker einen aufrichtigen Dank für das unverzichtbare Engagement. In Bezug auf die neue Ausgabe wurden auch die Sponsoren, darunter die Landfrauenverbände Kreis Altenkirchen und Bezirk Wissen, mit aufgenommen.
Landfrauen-Jubiläum gab den Anstoß
Ausgangspunkt für das neue Heft, so Horst Rolland und Bruno Wagner in ihren Erläuterungen, sei das 75-jährige Bestehen der Wissener Landfrauen vor zwei Jahren gewesen. Aufbauend auf nur einzeln vorliegenden Unterlagen sowie Aufzeichnungen des ehemaligen Mitglieds des Arbeitskreises Heimatgeschichte, Herbert Schmidt, wurden dann mit großem Fleiß und viel Akribie umfangreiche Recherchen angestellt – im Archiv der Verbandsgemeinde Wissen, mittels alter Zeitungsausschnitte sowie im Kreisarchiv und durch Nachfragen bei ehemaligen Schülern.
Der spannend zu lesende Rückblick beleuchtet neben verschiedenen Epochen und Ereignissen der Winterschule (ein Schulgeld war zu zahlen) zudem weitere mit der Landwirtschaft verbundene Themen, darunter die Bodenreform im Wildenburger und im Wisser Land, die Siegener Wiesenbauschule und die Landwirtschaftsschule Altenkirchen, um einige zu nennen.
Seit 1899/1900 „Auf dem Heister“
Eröffnet wurde die Winterschule Wissen am 1. Oktober 1891 im damaligen Anwesen Taxacher (später Alfes) in der Bahnhofsstraße. Da die Räumlichkeiten mit den Jahren zu klein wurden, erfolgte 1899/1900 ein Neubau „Auf dem Heister“ und ein damit verbundener Umzug. Das Einzugsgebiet erstreckte sich von Altenkirchen bis nach Hachenburg, Eitorf, Waldbröl, Olpe und Siegen; auch ein Indiz dafür, dass die Schulung für Jungbauern unerlässlich geworden war.
Auf dem Lehrplan standen neben Mineraldüngung, Mechanisierung sowie neue Züchtungsmethoden bei Pflanzen und Tieren. Darüber hinaus (beispielhaft): landwirtschaftliche und naturwissenschaftliche Fächer, deutsche Sprache, Geschäftsaufsatz, Rechnen und Raumlehre, Feldwesen, Nivellieren und Zeichnen. Eine weitere Landwirtschaftsschule gab es ab 1927 in Altenkirchen.
Im Jahre 1948 richtete man am Träger des Fortschritts eine Mädchenabteilung ein. Die Schule der Jungbauern wurde nach dem Winterhalbjahr 1963/64 (bis dahin waren es 1205 Schüler) geschlossen. Die Mädchenklasse endete im Halbjahr 1965/66 (insgesamt 312 Schülerinnen).
Der neue Band der Wissener Beiträge ist zum Preis von 10 Euro bei der Verbandsgemeindeverwaltung Wissen und im Buchladen in Wissen erhältlich.