Mainz sieht derzeit keine Unterversorgung im AK-Land und im Westerwaldkreis - Antwort auf eine Anfrage der CDU
Sind Wäller Kinder medizinisch gut betreut? So antwortet die Landesregierung
Corona-Impfung für Kinder
Die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in den Kreisen Altenkirchen und Westerwald war Gegenstand einer CDU-Anfrage an die Landesregierung. Mainz sieht das ambulante Angebot in der Region im „grünen Bereich“.
Jan Woitas. picture alliance/dpa/Jan Woitas

Westerwald. Die Debatte um die stationäre Versorgung der Menschen im Westerwald, insbesondere rund um Altenkirchen, hält seit Monaten an. Doch wie steht es um die ambulante Betreuung von Kindern und Jugendlichen in der Region? Diese Frage steht im Zentrum einer Kleinen Anfrage der heimischen CDU-Landtagsabgeordneten Matthias Reuber, Michael Wäschenbach und Jenny Groß an die Landesregierung.

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Jetzt liegt die Antwort aus dem Gesundheitsministerium vor. Um es vorwegzunehmen: Mainz sieht weder im AK-Land noch im Westerwaldkreis aktuell eine Unterversorgung. Demnach sind im Westerwald 10,75 (Vollzeitäquivalente) Kinderärztinnen und -ärzte zur vertragsärztlichen Versorgung zugelassen, im Kreis Altenkirchen sind es 7,5. Der Versorgungsgrad liegt somit bei 86,66 Prozent (WW) und 94,3 Prozent (AK).

Aktuell „keine Gefahr“

Da erst ein Versorgungsgrad, der unter 50 Prozent liegt, nach den Vorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses eine Unterversorgung bedeutet, gehören die beiden Landkreise also nicht zu Regionen, die als gefährdet gelten. Allerdings ist laut der Antwort aus dem Haus von Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) auch noch Luft nach oben. Denn bis zum Greifen der Zulassungssperre wegen Überversorgung (hier liegt der Grenzwert bei 110 Prozent) gibt es im Kreis Altenkirchen noch 1,5 Niederlassungsmöglichkeiten, im Westerwaldkreis wären es sogar 3,0 Kinderärzte, die zusätzlich ambulant praktizieren könnten.

Ein Drittel und mehr Ärzte sind Ü60

Doch wie sieht es in der Praxis aus? Wie ist es um die Altersstruktur der Mediziner in der Region bestellt? Weil der Landesregierung keine dezidierten Zahlen zum Alter der Kinderärzte vorliegen, verweist Mainz auf Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), die alle Fachärzte zusammenfasst. Unabhängig davon, dass in beiden Kreisen das Gros der Mediziner 55 Jahre und älter ist, ist die Situation im Kreis Altenkirchen noch etwas zugespitzter. Denn an Sieg und Wied sind 34 Prozent der praktizierenden Fachärzte in der Altersgruppe 60 bis 64, 7 Prozent sind zwischen 65 und 69 Jahre alt und 4 Prozent gar über 70. Dagegen sind „nur“ 4 Prozent in der Altersgruppe 30 bis 39. In dieser Gruppe zählt die KV im Westerwaldkreis 11 Prozent Fachärzte, zwischen 60 und 64 Jahren sind 18 Prozent, zwischen 65 und 69 Jahren 12 Prozent und 4 Prozent sind 70 und älter.

Warum die Entwicklung in diesem Punkt in beiden Kreisen nicht parallel verläuft, liegt wohl auch darin begründet, dass im AK-Land in den zurückliegenden fünf Jahren 7 Fachärzte ihre Tätigkeit beendet und nur 6 neue Mediziner ihre Arbeit aufgenommen haben. Im Westerwaldkreis stehen 2 ausgeschiedenen Fachärzten dagegen 5 Berufseinsteiger gegenüber.

Rückschlüsse nicht möglich

„Inwieweit eine Praxisfortführung in einem benachbarten Planungsbereich erfolgt ist, kann nach Auskunft der KV nicht ermittelt werden. Daher lassen die Zahlen keine Rückschlüsse auf ein endgültiges Ausscheiden von Kinderärzten zu“, heißt es aus dem Hoch-Ministerium.

Förderprogramme und Wiedereinstiegskurse

Was die Landesregierung konkret unternimmt, damit die pädiatrische Versorgung im Westerwaldkreis und im Kreis Altenkirchen verbessert wird, wollten die drei Christdemokraten zudem wissen. „Unabhängig davon, dass der Sicherstellungsauftrag bei der Kassenärztlichen Vereinigung liegt, ist die Sicherung der ambulanten ärztlichen Versorgung schon lange ein wichtiges Anliegen der Landesregierung“, heißt es in der Antwort aus Mainz. Die Landesregierung habe ihren Masterplan zur Stärkung der ambulanten Versorgung in Rheinland-Pfalz ausgebaut. Damit sei ein Maßnahmenbündel entwickelt worden, das helfen soll, die ambulante ärztliche Versorgung zu sichern. Als Beispiele führt das Mainzer Gesundheitsministerium hier Programme zur Niederlassungsförderung, Wiedereinstiegskurse für Ärzte, die längere Zeit nicht praktiziert haben, oder die Förderung von Famulaturen von Medizinstudierenden in ländlichen Regionen an.

Beratungsstelle für Kommunen

„Das Land fördert außerdem eine spezielle Beratungsstelle für Kommunen, die sich im Bereich der ambulanten Versorgung engagieren möchten. Rheinland-Pfalz hat zudem die Zahl der Medizinstudienplätze im Land erhöht. Durch eine geplante Landkinderarztquote werden darüber hinaus gezielt Studienplätze für junge Menschen bereitgestellt, die sich verpflichten, in einer ländlichen Region pädiatrisch tätig zu werden“, führt Staatssekretärin Nicole Steingaß weiter aus.

Jugendmedizin in Landesförderung aufgenommen

Eine gute medizinische Versorgung für Kinder und Jugendliche weiterhin zu gewährleisten und die ambulante kinder- und jugendärztliche Versorgung in Rheinland-Pfalz zu stärken, sei ein weiteres wichtiges Ziel der Landesregierung. Daher habe man zum Januar die Kinder- und Jugendmedizin in die „Landesförderung hausärztliche Versorgung“ aufgenommen. Hierin würden ergänzend zum Strukturfondsprogramm der Kassenärztlichen Vereinigung in zusätzlichen Fördergebieten Niederlassungen, Zweigpraxen und die Anstellung von Ärztinnen und Ärzten gefördert.

Im Landkreis Altenkirchen greift den Angaben zufolge zurzeit das Förderprogramm des Landes. Der Westerwaldkreis profitiere vom Förderprogramm der Kassenärztlichen Vereinigung.

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