Nach dem Böllerverbot kommt dem Knallen der Sektkorken um Mitternacht beim Eintritt in das neue Jahr eine besondere Bedeutung zu. Für viele ist dann der Moment gekommen, besondere Wünsche oder Vorhaben für das neue Jahr zu formulieren. Das alte Jahr geht, ein neues Jahr kommt und damit beginnt für viele ein neuer und auch unbekannter Lebensabschnitt. Diesen gilt es dann für zwölf Monate auf die eigenen Wünsche auszugestalten.
In der heutigen Zeit sind traditionelle Bräuche zu Silvester immer mehr in Vergessenheit geraten. Dabei sind die meisten Bräuche schon sehr alt. Lärm sollte bei den Germanen böse Geister vertreiben; damals noch mit Peitschen und Dreschflegeln. Im Mittelalter wurden Kirchengeläut, Pauken und Trompeten eingesetzt. „Früher“ sollte „zwischen den Jahren“ nicht gewaschen, gesponnen oder gemahlen werden, da das Kummer und Sorgen im neuen Jahr nach sich ziehen würde. Unglück brachte es angeblich auch, wenn man in dieser Zeit unter einer Wäscheleine hindurch ging.
Damit das Glück nicht fortfliegt, kam kein Geflügel auf den Tisch. Viele solcher Regeln stammten aus der heidnisch-germanischen Zeit, als man glaubte, dass in den „Raunächten“ die Sonne still stehe und daher auch alles auf Erden ruhen müsse.
In Westfalen herrschte der Brauch des Neujahrs-Hämmerns, bei dem der Schmied sich mit seinen Gesellen um den Amboss versammelte, um das alte Jahr mit Schlägen auszuhämmern. In einigen Regionen wurde am Silvesterabend nochmals das Vieh ausgiebig gefüttert, damit es im neuen Jahr weiter gut gedeihen konnte. Scherben brachten ebenfalls Glück. Um Mitternacht tranken alle Hausbewohner Glück verheißend aus dem gleichen Glas, das der Hausherr anschließend rückwärts über die Schulter vor die Haustür warf.
Sekt gab es bei den frühen Vorfahren noch nicht. Das klassische Silvestergetränk war der heiß servierte Punsch. Dieser wurde Ende des 18. Jahrhunderts in Europa populär und bestand aus Wasser, Tee, Arrak, Zitrone und Zucker. Das Wasser wurde auch oft durch Wein ersetzt. Mit den Jahren kamen immer neue Punschrezepte hinzu.
Ein Brauch, bei dem es auch um Geselligkeit geht, ist das heute noch in der heimischen Region bekannte Kränzewürfeln, wie es seit Jahrzehnten beim TuS Bitzen an Silvester Brauch ist. Coronabedingt fällt die Traditionsveranstaltung in diesem Jahr aus.
Der Silvestertag wurde von der Kirche nach Papst Silvester I. benannt, Oberhaupt von 314 bis 335. Gefeiert wird dieser Festtag seit 345. „Prosit Neujahr“ kommt aus dem lateinischen und heißt so viel wie „Es möge gelingen!“. Der Ausdruck „guter Rutsch“ wird vom jüdischen „Rosh Hashana“ abgeleitet und heißt Jahresanfang. In diesem Jahr ist auf Grund der Corona-Pandemie alles anders.
Man darf gespannt sein, welche Möglichkeiten des Lärmmachens auf Grund des Feuerwerksverbots eruiert werden. Vielleicht werden ja auch alte, teilweise schon längst vergessene Silvesterbräuche wieder zu neuem Leben erweckt. Schön wäre es, um diese der jüngeren Generation nahe zu bringen.