Zahlreiche Baustellen
Siegstrecke: Massive Behinderungen bis 2027
Die Siegstrecke ist eine wichtige Lebensader für den Personen- und Güterverkehr zwischen Siegen und Köln, der Bahnhof Au (Sieg) ein wichtiger Knoten für die Verbindung in den Kreis Altenkirchen. Zahlreiche Baustellen werden in diesem Sommer und ab Ende 2026 zu wiederholten Einschränkungen führen.
Hans-Peter Günther

Die Siegstrecke ist eine wichtige Lebensader für den Personen- und Güterverkehr zwischen Siegen und Köln. Zahlreiche Baustellen werden jedoch ab Sommer zu massiven Einschränkungen führen. Zusätzlich behindert der zeitgleich geplante Ausbau der B62.

Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass ab dem Jahresende 2026 eine über 30 Wochen andauernde Sperrung der Siegstrecke zwischen Troisdorf und Siegen geplant ist. Davon betroffen sind vor allem den „Rhein-Sieg-Express“ RE9, der von vielen Pendlern sowohl in Richtung Siegen als auch in den Kölner Raum genutzt wird, aber auch die S-Bahnen und die Regionalbahnen der Hessischen Landesbahn, wie die RB90. Hinzu kommt 2026/27 im Bereich der Landes- und Kreisgrenze zu Nordrhein-Westfalen eine angekündigte Großbaustelle auf der Bundesstraße 62 bei Niederschelderhütte. Allerdings finden auch in diesem Jahr bereits umfangreiche Baumaßnahmen mit teilweise wochenlangen Sperrungen an den Bahnstrecken der Region statt. Wir geben einen Überblick:

Völlig neu und überraschend sind die Planungen der Deutschen Bahn für eine „Generalsanierung“ der Siegstrecke nicht. Über diese Maßnahme informierte der Zweckverband go.Rheinland seine – ausschließlich aus Nordrhein-Westfalen stammenden – Mitglieder bereits am 7. Juni 2024. In der 13. Sitzung des Hauptausschusses wurden als Tagesordnungspunkt 8.4 viele Baumaßnahmen der Deutschen Bahn für die Jahre 2025 bis 2027 vorgestellt. In der zugehörigen Anlage wird auf der letzten Seite auch die Siegstrecke genannt. Dort heißt es: „Für den Zeitraum vom 11. Dezember 2026 bis 9. Juli 2027 ist – zusätzlich zu den Hochleistungskorridoren – ein sogenannter Nebenkorridor Siegstrecke angekündigt worden. In diesem Zeitraum sollen auf der Siegstrecke diverse Brückenarbeiten, Weichen- und Gleiserneuerungen, Instandhaltungen und -setzungen sowie Modernisierungen von Stationen stattfinden. Zu den konkreten Sperrabschnitten und verkehrstechnischen Auswirkungen liegen gegenwärtig noch keine Informationen vor.“

Die Sperrung der Siegbrücke hat auch erhebliche Folgen für den schweren Güterverkehr von der Siegstrecke über die Holzbachtalbahn zur Firma Schütz in Selters und Siershahn.
Hans-Peter Günther

Diese Aussagen treffen auch aktuell noch zu, denn in keinem der verschiedenen Bau-Informationsportale der Deutschen Bahn ist von Projekten, bei denen die Siegstrecke zwischen 2025 und 2027 betroffen sein könnte, etwas zu finden. Anfragen unserer Zeitung an die DB-Pressestelle in Düsseldorf wurden nicht oder ausweichend beantwortet. Inwieweit der für den Schienenpersonennahverkehr im nördlichen Rheinland-Pfalz zuständige Zweckverband SPNV-Nord im vergangenen Jahr diese für den Landkreis Altenkirchen und den regionalen Schienenverkehr wichtigen Information erhalten hat, soll eine weitere Anfrage klären.

Am Dienstag veröffentlichte die Altenkirchener Kreisverwaltung eine Meldung, in der Landrat Peter Enders auf die parallele Sperrung von Bahnstrecke und B62 im Bereich der Landesgrenze mit Deutlichkeit hinwies: „Die Umschreibung „Chaos“ dürfte in diesem Fall noch leicht untertrieben sein: Schon jetzt ist klar, dass die Großbaustelle auf der B62 in Niederschelderhütte ab den Sommerferien – bis mindestens Ende 2027 – für massive Verkehrsbehinderungen an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen sorgen wird. Betroffen sind neben den Anwohnern und ortsansässigen Unternehmen auch Tausende Pendler, die ihren Arbeitsplatz im Großraum Siegen haben.“

Die steilen Felshänge am Marienthaler Tunnel sollen mit Ankern und Netzen gesichert werden, um Steinschlag zu verhinern.
Hans-Peter Günther

Nach Auffassung des Landrats droht eine Situation, die er in dieser Form nicht hinnehmen möchte. Zwar seien beide Maßnahmen von großer Bedeutung und müssten durchgeführt werden, allerdings müssten die betroffenen Bürgerinnen und Bürger erwarten, dass es bei solch langen Planungsphasen im Vorfeld zu Abstimmungen zwischen den Maßnahmenträgern auf Schiene und Straße kommt. „Das, was hier droht, kann man keinem rational denkenden Menschen erklären“, so Enders, der ankündigte, sich an die Konzernbevollmächtigten der DB für Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zu wenden. Grundsätzlich seien die Investitionen in die für den Kreis Altenkirchen so immens wichtige Siegstrecke natürlich zu begrüßen, dafür bedürfe es aber einer Planung mit einem gewissen Weitblick. Das Fazit des Landrates: „Die B62 und die Siegstrecke sind jede für sich zwei der wichtigsten Lebensadern unserer heimischen Infrastruktur. Ein Ausfall allein ist schon schmerzhaft genug, der Ausfall beider Verkehrswege kommt einem Kollaps gleich.“

Auch die Landtagsabgeordnete Sabine Bätzing-Lichtenthäler, der Kirchener Verbands- und Stadtbürgermeister Andreas Hundhausen sowie die Ortsbürgermeister Christian Peter (Mudersbach) und Steffen Kappes (Brachbach) haben sich in einem gemeinsamen Schreiben an den Konzernbevollmächtigten der DB gewandt. Darin fordern sie eindringlich, die geplante Sperrung der Siegstrecke zeitlich mit der Baumaßnahme an der B62 abzustimmen und anzupassen. Ziel müsse es sein, die Belastung für die Menschen in der Region so gering wie möglich zu halten und praktikable Alternativen zu gewährleisten.

Auch das Mauerwerk dieser Gewölbebrücke zwischen Dieperzen und Niedererbach soll im Sommer saniert werden.
Hans-Peter Günther

Viele Sperrungen bereits in diesem Jahr

Unter dem Stichwort „Umleiterertüchtigung Siegstrecke, Netz Hagen“ wurde am 1. April im Bieterportal der DB eine Bekanntmachung veröffentlicht, die unter anderem die Erneuerung von zehn Weichen im Bereich zwischen Au und Niederschelden vorsieht. Die Auftragsdauer wird vom 22. August bis 31. Dezember 2025 angegeben. In insgesamt fünf Bauabschnitten sollen Weichen in den Bahnhöfen von Au, Niederhövels, Scheuerfeld und Niederschelden ausgetauscht und die Trassierung in einem kurzen Abschnitt zwischen Brachbach und Kirchen optimiert werden.

Eine Totalsperrung für den Zugverkehr ist sowohl für die Arbeiten im Bereich Niederschelden und Brachbach, als auch bei Niederhövels und Scheuerfeld von Freitag, 22. August, 21 Uhr, bis Freitagabend, 12. September, geplant. In welchen Abschnitten noch Zugverbindungen möglich sind. ist noch nicht bekannt.

Verschiedene große Baustellen werden Bahnreisende und Pendler sowohl auf der Siegstrecke (im Hintergrund) als auch der Strecke nach Altenkirchen in diesem Jahr betreffen. Die Sanierung der Siegbrücke bei Windeck-Au hat bereits begonnen.
Hans-Peter Günther

Zwölf Wochen keine Zugverbindung ins Siegtal

Die bereits für den Sommer 2022 geplante, aber aufgrund fehlender Genehmigungen verschobene Sanierung der großen Bahnbrücke über die Sieg zwischen Windeck-Au und Geilhausen, wird in diesem Sommer ebenfalls zu großen Einschränkungen im Personen- und Güterverkehr führen. Für die grundlegende Sanierung wird die Bahnstrecke von Altenkirchen nach Au ab Freitag, 18. Juli, 21 Uhr, für zwölf Wochen bis zum Betriebsbeginn am Montag, 11. Oktober 2025, durchgängig gesperrt. Im Rahmen der Arbeiten soll am südlichen Brückenkopf die nach der Sprengung eingefügte Stahlkonstruktion entfernt und der seit 1945 fehlende Bogen wieder hergestellt werden.

Den Auftrag für die Sanierung des Mauerwerks sowie den Bau einer neuen Fahrbahnplatte hat das Unternehmen Albert Weil AG aus Limburg erhalten. Die Ausführung ist mit umfangreichen Auflagen für den Gewässerschutz verbunden. Auf dem nördlichen Siegufer ist bereits ein Baukran auf einem hochwassersicheren Fundament errichtet worden und erste Gerüste stehen an den Pfeilersockeln. Ein zweiter Kran soll auf dem Hochufer der Sieg neben dem südlichen Brückenkopf errichtet werden. Doch bislang sind von der Baustraße und dem Platz für das Kranfundament nur zahlreiche Holzpflöcke zu erkennen.

Zeitgleich mit dieser Baumaßnahme hat die DB InfraGO AG die Sanierung und Ertüchtigung einer kleinen Gewölbebrücke zwischen Dieperzen und Niedererbach beauftragt. Zusätzlich sollen während der Sperrung an beiden Portalen des über 1000 Meter langen Marienthaler Tunnels die steilen Felswände mit Ankern und Netzen versehen werden, um den Bahnverkehr gegen Steinschlag zu schützen.

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