Die Kundschaft tummelt sich vor den Auslagen der Obst- und Gemüsehändler, andere haben bereits Hunger auf ein Fischbrötchen oder die berühmte Waldbröler Marktwurst.
Über die gesamte Hochstraße und kreuz und quer über den Marktplatz bauen alle 14 Tage bis zu 150 Händler ihre Stände auf. Etwa 1000 laufende Meter Standfläche kommen da schon mal zusammen, und an guten Tagen lockt der Markt mehr als 15.000 Besucher an. Damit ist der Waldbröler Vieh- und Krammarkt der größte regelmäßig stattfindende Markt seiner Art im gesamten Westen Deutschlands und verdankt diesen Nimbus auch einer langen Tradition. Vor mehr 170 Jahren richtete der Landrat im damaligen Kreisort Waldbröl den Markt ein, um den Bauern in dem seinerzeit bettelarmen Landstrich Absatzmöglichkeiten für ihr Vieh zu verschaffen.
Bis in die Nachkriegszeit lockte vor allem der Viehauftrieb die Menschen nach Waldbröl, mehrere Tausend Rinder, Kälber und Schweine wechselten pro Jahr den Besitzer. Das Angebot des Viehmarkts wurde im Laufe der Zeit durch weitere Produkte ergänzt, bis schließlich in den vergangenen Jahrzehnten der einstige Nebenaspekt des Krammarktes zum Hauptzweck wurde – mit einer Angebotsvielfalt, die ihresgleichen sucht.
„Bei uns können die Leute sich bei einem Uhrmacher die Batterie ihrer Uhr wechseln lassen und an verschiedenen Ständen Obst und Gemüse, frisches Fleisch oder frischen Fisch kaufen“, sagt Martin Finke, Geschäftsführer der städtischen Gesellschaft Wir für Waldbröl, die Ausrichter des Markts ist. Hinzu kommen neben vielen anderen Produkten unter anderem noch Textilien, Haushaltswaren, Gewürze oder saisonal Setzlinge für den Gemüsegarten.
Seine Gesellschaft sieht Finke als Hüterin einer uralten Tradition. „Unser Ziel ist es, den Markt noch für viele Jahrzehnte in seiner Einzigartigkeit zu erhalten“, betont er. Dazu könnten auch behutsame Veränderungen gehören. So befragt Wir für Waldbröl derzeit die Marktkundschaft nach ihren Erfahrungen und Wünschen. „Es ist unser Bestreben, auch der berufstätigen Bevölkerung den Besuch des Marktes zu ermöglichen“, erklärt der Geschäftsführer.
Was sich unterdessen nicht ändern soll: Weiterhin sollen auch lebende Nutztiere zum Angebot des Marktes gehören. Vor der Ruine der alten Markthalle, die am 25. April 2022 einem verheerenden Feuer zum Opfer fiel, sind an jedem Markttag Käfige mit Hühnern, Gänsen und Wachteln aufgebaut, deren Eier den Speiseplan ihrer neuen Besitzer bereichern sollen. Und selbstverständlich wollen sie in Waldbröl auch die Markthalle wieder aufbauen – schöner und größer als die alte, in Form einer Multifunktionshalle, die sich auch für Konzerte oder Feiern nutzen lässt. „Das wird eine Bereicherung für die Stadt“, freut sich Martin Finke. Im kommenden Jahr soll es mit dem Abriss der Brandruine am Marktplatz losgehen, wenn alles nach Plan läuft.
Der Markt findet in der Regel jeden zweiten Donnerstag vormittags von circa 7 bis 13 Uhr statt. Nächster Markttermin ist Donnerstag, 1. August.