Altenkirchen
Schultheater: Eine Tragödie von Liebe und Ohrfeigen
Sie glänzten in den beiden Titelrollen: Theresa Alhäuser und Marlon Vohl. Für die „Romeo-und-Julia“-Aufführung der Theater-AG hatten sie nicht nur Tanzschritte gelernt, sondern scheuten sich auch nicht mutigen Bühnenküssen.

Altenkirchen. Kennen Sie Romeo und Julia? Das berühmte Nachtigall-Zitat? Wer die Aufführungen der Theater-AG des Westerwald-Gymnasiums in Altenkirchen verpasst hat, wird wohl nie erfahren, welch süßer Vogel dort nächtens sang.

Wer aber in der Aula dabei war, der weiß, warum das Stück den Untertitel „Eine Tragödie von Liebe und Ohrfeigen“ trug.

Mit ihrer Inszenierung wagte sich die Theater-AG (Schüler der Jahrgangsstufen 9 bis 13) an ein wahres Schwergewicht der Bühnenliteratur heran. Schon vor mehr als 400 Jahren zeigte William Shakespeare mit seiner Tragödie, wozu Liebe, Hass und Gewalt fähig sind. Angelehnt an diesen Stoff, aber mit deutlich eigener Note und mit dem Geschick, hier und da die Tragik dieser Geschichte zu brechen, kreierten die Schüler eine sehr unterhaltsame, teils originell-komische Version. Die Zuschauer in der Aula belohnten die jungen Akteure mit kräftigem Applaus. Darunter war auch eine Gruppe von Flüchtlingen, die in den vergangenen Wochen mehrfach zusammen mit der AG die Kunst des Theaters ausprobierte. Und sicherlich hätten sich die jungen Darsteller gefreut, wenn die Resonanz auf Seiten des Lehrerkollegiums ein wenig größer ausgefallen wäre.

Die Aufführung in der Aula des Schulzentrums startete mit einem Donnerwetter – uns es sollten noch viele folgen. Ohrfeigen zuckten wie Blitze, und der Tod sank dunkel hernieder. Im Handumdrehen fanden sich Schauspieler und Zuschauer auf dem „Highway to Hell“ wieder.

Shakespeares Text liefert manche Steilvorlage, giftige Spitzen steigen zwischen „wimmerndem Weinen und weinenden Wimmern“ empor. Da wird die schwatzhafte Amme zum „Natternherz“, da gewinnt der Fürst von Verona durch Sonnenbrille und Leopardenmantel. Und wenn sich die Mönche des Originals von Heilkundlern zu Drogendealern verwandeln, ist das ein weiterer Glanzpunkt des Stücks. Gleichwohl nimmt die Theater-AG die Geschichte der beiden liebenden Teenager aus den verfeindeten Häusern Capulet und Montague sehr ernst. Nie besteht die Gefahr, in eine Klamotte abzurutschen. Konzentration und Ausdruck stimmen, ebenso die Charaktere, so entsteht ein quirliges und zugleich tiefgehendes Stück wertvoller Unterhaltung. Den jungen Schauspielern (drei von ihnen haben die Schule kürzlich mit dem Abiturzeugnis verlassen) gelingt es, die gezeigten Gefühle glaubhaft zu verkörpern: Apathie, Wut, Verachtung, Rage, Freundschaft, Trauer, Verzweiflung, Hass – und natürlich die vielen Gesichter der Liebe.

Bei weitgehendem Verzicht auf Requisiten fiel die „herzige“ Dekoration der Bühne noch mehr ins Auge. Dies alles – und vor allem die Handlung – ins rechte Licht zu rücken und mit den richtigen Tönen zu hinterlegen, war das Verdienst des Technik-Teams. Nicht minder gebührte kräftiger Beifall der musikalischen Stütze am Flügel, Klaus Recke, und der Violinistin Sabine Borsunow (MSS 12).

Fazit: Kein leichtes Stück. Die Sprache scheint alt, die Denkkategorien von Gut und Böse nur auf den ersten Blick. All das haben die Schüler der Theater-AG mit Bravour gemeistert und mit eigenem Esprit erfüllt. Und Romeos Schlusssatz sei jedem ins Poesiealbum geschrieben: „Freiheit und Liebe sind da höchste Gut.“

Die Akteure

Als Schauspieler wirkten auf der Bühne mit: Theresa Alhäuser, Marlon Vohl, Kilian Dahm, Mila Safavi, Hannah Patt, Heiner Lindlein, Susi Stabno, Lea Wegert, Luca Kunz, Lexi Herdt, Marcel Siemens, Anna-Maria Wallau, Laura Schmidt, Maja Wagner, Dalina Schick, Malin Heitger, Laura Wieden, Lea Maierle und Maximilian Fuchs.

Die Regie lag in den Händen der beiden Lehrerinnen Stefanie Grimm und Annette Schmidt.

Musikalische Beiträge lieferten: Sabine Borsunow (Violine) und Klaus Recke (Piano). elm

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