Jugendhilfeausschuss gibt grünes Licht für die Fortsetzung des Angebots - Der Kreis trägt die Kosten jetzt allein
Schulsozialarbeit an Gymnasien: Deshalb sind die Schulen im AK-Land weiter auf die Pädagogen angewiesen
Zwei prügelnde Kinder – Alltag auf vielen Schulhöfen. Der Kreis Altenkirchen wird Schulsozialarbeit auch künftig an Gymnasien anbieten, wie der Jugendhilfeausschuss beschlossen hat. Symbolfoto: dpa
picture alliance/dpa

Schulsozialarbeit an Gymnasien? Lange Zeit war man auch im AK-Land davon ausgegangen, dass ein solches Angebot an dieser Schulform nicht notwendig ist. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus, wie Jugendamtsleiter Mark Schneider den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses in der jüngsten Sitzung eindrucksvoll schilderte.

Lesezeit 2 Minuten

Und so war es auch nicht überraschend, dass das Gremium einstimmig dem Beschlussvorschlag folgte, dass die drei Gymnasien in Altenkirchen, Betzdorf und Wissen weiterhin je eine halbe Stelle im Bereich Schulsozialarbeit erhalten, wenn auch der Kreis nach Auslaufen der Förderung durch das Bundesprogramm „Aufholen nach Corona“ die Maßnahme ab dem Frühjahr allein finanzieren muss. Pro Kalenderjahr fallen reine Personalkosten in Höhe von 94.000 Euro an. Eine spezielle Förderung im gymnasialen Bereich wird es seitens des Landes auch künftig nicht geben, so der Kreisbeigeordnete Klaus Schneider.

Zur Vorgeschichte: Im Juni 2021 hatten sich Schulelternbeirat und Schulleitung des Wissener Gymnasiums an Landrat Peter Enders mit der Bitte gewandt, Schulsozialarbeit an den drei Gymnasien im Kreis zu ermöglichen. Gespräche der Schule mit der Kreisspitze resultierten in einem gemeinsamen Antrag der drei Gymnasien vom Oktober 2021, in dem konkret um eine halbe Stelle Schulsozialarbeit pro Schule gebeten wurde. Dank der finanziellen Absicherung durch das erwähnte Bundesprogramm wurde dem Antrag auch entsprochen. Zwischenzeitlich hatten sich alle drei Gymnasien für eine Fortführung der Schulsozialarbeit am jeweiligen Standort ausgesprochen, wozu der Jugendhilfeausschuss jetzt grünes Licht gegeben hat.

Arbeit gibt es an den drei Gymnasien genug

„Es ist wichtig, dass auch an den Gymnasien Ansprechpartner zur Verfügung stehen, die nicht gleich Noten verteilen“, resümierte Jugendamtsleiter Mark Schneider die Erfahrungen, die bislang in Betzdorf, Wissen und Altenkirchen gemacht wurden. Eines wurde bei seiner Schilderung deutlich: Über mangelnde Arbeit können sich die drei eingesetzten Fachkräfte nicht beschweren. Im Alltag werden sie unter anderem mit der Bewältigung von Ängsten oder auch mit dem Thema Essstörungen konfrontiert.

Doch auch mit Todessehnsucht und suizidalen Gedanken müssen sich Schulsozialarbeiter auseinandersetzen und die richtigen Worte finden, wie Schneider weiter ausführt. Aus Sicht der Schulen gibt es weitere Bereiche, die dringend einer sozialpädagogischen Aufarbeitung bedürfen.

Die Liste der Themen, die angegangen werden müssen, ist lang

Das Thema Schulverweigerer taucht vor allem in der Orientierungsstufe auf, das Problem Mobbingopfer und Mobbingtäter greift zusätzlich in der Mittelstufe um sich. In dieser Altersgruppe sind nach den Erfahrungen der Gymnasien auch Probleme mit Medienkonsum, Medienmissbrauch und Mediensucht sowie schweres soziales Fehlverhalten vorrangig anzutreffen. Dagegen sind Klassenkonflikte in jeder Jahrgangsstufe anzutreffen. Für Schneider ergibt sich bei der Gesamteinschätzung kein einheitliches Bild. Während in Altenkirchen der Bedarf eher bei Oberstufenschülern festzustellen ist, was häufig auch mit Problemen bei der Berufsorientierung zu tun hat, ist dieses Phänomen in Wissen und Betzdorf in der täglichen Arbeit eher untergeordnet.

Dem Beschluss des Jugendhilfeausschusses ging eine positive Einschätzung der Maßnahme durch das Jugendamt voraus. „Eine Fortführung macht fachlich Sinn“, brachte es Schneider auf einen kurzen Nenner. Die benannten Themen würden eben auch vor der Schulform Gymnasium nicht haltmachen. Vor diesem Hintergrund sei Schulsozialarbeit ein geeignetes Mittel, um im Rahmen der genannten Entwicklungen gegenzusteuern.

Kreishaus: Schulsozialarbeit bildet geeignete Unterstützung der Schulen

„Es ist Aufgabe des örtlichen Trägers der öffentlichen Jugendhilfe, im Rahmen seiner Planungsverantwortung die notwendigen Angebote in ausreichendem Umfang zu schaffen. Diesbezüglich bildet die Schulsozialarbeit an Gymnasien eine geeignete Unterstützung der Schulen, sodass das Angebot in der bisherigen Form fortzuführen ist“, heißt es aus dem Kreishaus.

Top-News aus der Region