Vortrag in Altenkirchen
Saatgut-Tauschbörse zog „Selbstaussäer“ an
Die vielfältige Auswahl an Sämereien, die zum Tausch oder zum Kauf angeboten wurden, lockte wieder viele Gartenfreunde zum Stöbern in den Altenkirchener Regionalladen Unikum.
Julia Hilgeroth-Buchner

Die Besucher im Regionalladen Unikum in Altenkirchen erfuhren von Peggy Himmel Wissenswertes über alte Gemüsesorten. 

Kaum erwärmen die ersten Sonnenstrahlen die noch winterlich kalte Erde, juckt es Gartenfreunde in den Fingern. Nun wird schleunigst der Saatgutbestand gesichtet, damit das langererwartete Vorziehen von Gemüse und Blumen beginnen kann. Für alle, die noch Lücken im Sortiment entdecken, ist die jährliche Saatgut-Tauschbörse im Altenkirchener Regionalladen Unikum eine gute Adresse. Und auch diesmal zog es wieder viele „Selbstaussäer“ in die gemütlichen Räumlichkeiten.

Doch nicht nur das individuelle Angebot an liebevoll verpackten Sämereien lockte die Besucher an, sondern auch der anschließende Vortrag zum Thema „Alte Gemüsesorten kennenlernen und selbst vermehren“. Referentin des Abends war Peggy Himml, die im Dezember 2024 aus der Eifel nach Niedersteinebach gezogen ist und sich seit vielen Jahren intensiv mit der nicht zu unterschätzenden Kunst der Saatgutvermehrung beschäftigt.

"Alte Gemüsesorten kennenlernen und selbst vermehren" war das Thema des Vortrags, den Referentin Peggy Himml im Anschluss an die Saatgut-Tauschbörse vor begeistertem Publikum hielt.
Julia Hilgeroth-Buchner

Nachdem Olaf Riesner-Seifert (Vorstandsmitglied des „Fördervereins für nachhaltiges regionales Wirtschaften“) die rund 30 Gäste begrüßt hatte, startete die leidenschaftliche Gärtnerin mit ihrem ebenso unterhaltsamen wie lehrreichen Vortrag. Von Beginn am wurde im Publikum eifrig mitgeschrieben, denn es stellte sich schnell heraus, dass Peggy Himml durch ihre Erfahrungen bei der Vermehrung von über 100 Blumen- und Gemüsesorten auf viele Fragen eine Antwort hatte.

Ihre gute Nachricht vorweg: „Das ist überhaupt nicht schwer. Man braucht nur Interesse und Neugier!“ Trotzdem sei einiges an Theoriewissen erforderlich, wenn Saatgut fachgerecht geerntet und aufbewahrt werden solle. Es gebe unterschiedliche Gründe, Pflanzen selbst zu vermehren – darunter die Erhaltung der Artenvielfalt sowie eine kostengünstige, gesunde Selbstversorgung. „Man ist auch nicht mehr abhängig vom Saatgutkauf, sondern hat alles in einer Hand“, betonte Peggy Himml. Früher sei es ganz normal gewesen, „gute Sorten“ untereinander zu tauschen und damit zu retten. „Es wäre schön, wenn man das Wissen auch heute wieder weitergeben würde“, meinte die Referentin.

Referentin Peggy Himml demonstierte anhand dieser Saatguttüten-Schautafel, dass Sämereien ganz unterschiedliche Formen, Größen und Farben haben können.
Julia Hilgeroth-Buchner

Zunächst sei es wichtig, zwischen der vegetativen und der generativen Vermehrung von Pflanzen zu unterscheiden. Erstere erfolge beispielsweise über Wurzelstücke, Ausläufer, Teilung oder das Setzen von Zwiebeln, die zweite über das Saatgut. Hier werde das Erbgut der Elternpflanze aufgemischt und weitergegeben, sodass die neue Pflanze ähnlich oder identisch sei. Voraussetzung für die sichere Vermehrung wäre die Verwendung von samenfestem Saatgut, das die Eigenschaften – anderes als konventionelles F1-Hybrid-Saatgut – verlässlich und kontinuierlich weitergebe. Um die richtige Auswahl zu treffen, sei der Saatgut-Erwerb über entsprechende qualifizierte Börsen oder Onlineshops hilfreich.

Peggy Himml erläuterte nun ausführlich den Unterschied zwischen Selbst- und Fremdbefruchtung, die Verwendung von Insekten-„Anlockpflanzen“ wie Ysop, aber auch die Umstände von „Verkreuzungen“. Anhand schöner Aufnahmen demonstrierte die Referentin, wie originell Pflanzen ihr Saatgut „verpacken“ (darunter der Mohn mit seinen Kapseln) und erklärte, dass das Saatgut immer lange genug an der Pflanze ausreifen müsse. „Es ist bei einigen Sorten wichtig, den Farbumschlag abzuwarten“, unterstrich die Referentin. Am Beispiel von Salat beschrieb sie dann das praktische Vorgehen bei der Saatgutgewinnung.

Die Teilnehmer der Saatgut-Tauschbörse im Altenkirchener Regionalladen Unikum hatten viel Sortierungs- und Verpackungsaufwand investiert, um ihre Schätze fachlich einwandfrei präsentieren zu können.
Julia Hilgeroth-Buchner

Die Reinigung der Sämereien konnte Peggy Himml nur anreißen („Das wäre ein Thema für einen eigenständigen Workshop“), sie wies aber ausdrücklich und aus eigener Erfahrung darauf hin, dass die Beschriftung der Saatguttüten oder -gläser unabdingbar sei und vor allem keinen Aufschub dulde. „Es ist immer sehr schade, wenn man dann doch nicht mehr weiß, was man gerade ausgesiebt oder ausgeblasen hat und die Mühe umsonst war“, gab die Expertin zu bedenken. Am Schluss erhielt Peggy Himml herzlichen Applaus für einen Vortrag, der von beeindruckendem Wissen und großem Respekt für die Wunder der Natur geprägt war.

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