Blick in die Glaskugel - Was im kommenden Jahr im AK-Land wichtig werden könnte
RZ-Lokalredaktion schaut in die Glaskugel: Schlagzeilen, die wir 2022 gern lesen würden
Anfang dieses Jahres haben mehr als 130 RZ-Leser den Blick in die Glaskugel gewagt, nachdem unsere Zeitung sie nach Ereignissen gefragt hatte, die im Lauf des Jahres entweder eintreten konnten oder auch nicht. Nun sind die Preisträger des Lesergewinnspiels gekürt. Foto: Cherries
Cherries - stock.adobe.com

Am Ende von 2021 steht fest: Die Corona-Pandemie ist auch in diesem Jahr das beherrschende Thema geblieben und lässt auch in dieser Silvesternacht kein gänzlich unbeschwertes Feiern zu. Doch in der großen weiten Welt wie im heimischen AK-Land gibt es weiterhin spannende Entwicklungen, die von der Pandemie zwar mehr oder weniger stark beeinflusst werden, die es aber unabhängig davon zu betrachten lohnt. Und in diesem Sinne möchte die RZ-Redaktion an einer im vergangenen Jahr begonnen Reihe festhalten und sich erneut als Hellseher versuchen.

Lesezeit 6 Minuten

Anfang dieses Jahres haben mehr als 130 RZ-Leser den Blick in die Glaskugel gewagt, nachdem unsere Zeitung sie nach Ereignissen gefragt hatte, die im Lauf des Jahres entweder eintreten konnten oder auch nicht. Nun sind die Preisträger des Lesergewinnspiels gekürt. Foto: Cherries
Cherries - stock.adobe.com

Wir haben nicht nur überlegt, was das neue Jahr bringen könnte, sondern vor allem, was es bringen sollte. Was sind Dinge, die uns im Kreis Altenkirchen beschäftigen werden – und wie sollten sie in den kommenden zwölf Monaten ausgehen?

Entstanden sind fünf Schlagzeilen, die wir uns für das AK-Land wünschen würden und auch vorstellen können. Was könnte sich tun in der Region zwischen Weitefeld und Willroth, zwischen Wissen und Emmerzhausen? Die Auflösung unserer Prophezeiungen, Antworten auf die Frage, was eingetreten ist oder sich nicht erfüllt hat, folgt zu Silvester 2022.

Doch was hält das kommende Jahr neben den von uns erdachten Schlagzeilen für die Menschen im Kreis Altenkirchen sonst noch parat? Spannend wird sicherlich zuallererst – auch, wenn viele das Wort nicht mehr hören können – wie es uns als Gesellschaft gelingt, mit Corona zu leben. Wird sich eine allgemeine Impfplicht politisch durch- und praktisch umsetzen lassen, und kann sie der entscheidende Baustein in der Pandemiebekämpfung werden? Wird ein solches Unterfangen den Widerstand derjenigen, die einer Impfung skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen noch weiter befeuern oder wird sie womöglich gar eine entlastende Wirkung entfalten, weil eine staatliche Vorschrift denjenigen einen Ausweg bietet, die sich in einer militanten Haltung verrannt haben?

Diese Fragen wird sich besonders die Ampelkoalition in der neuen Bundesregierung stellen, für die nach der erstaunlich schnellen und reibungslosen Regierungsbildung 2022 auf vielen weiteren Ebenen ein Jahr der Wahrheit und der Entscheidungen werden dürften.

Das gilt nicht zuletzt auch für die beiden sportlichen Großereignisse, die am Beginn und am Ende des neuen Jahres anstehen und bei denen die Wahl der Ausrichternationen eine strikte Trennung von Sport und Politik von vorherein unmöglich macht. Wenn vom 4. bis 20. Februar die Olympischen Winterspiele in Peking ausgetragen werden und bei der Fußballweltmeisterschaft in Katar vom 21. November bis zum 18. Dezember zu ungewohnter Zeit auf internationaler Ebene der Ball rollt, werden sich die Schicksale von unterdrückten Minderheiten und ausgebeuteten Arbeitern nicht ausblenden lassen.

Landbesitzer: Hilfe für die Wirtschaft

Das Haare-Raufen bei der Wirtschaftsförderung Kirchen (WfK) und bei deren Chef Tim Kraft findet im Jahr 2022 ein Ende: Nachdem bereits im Winter in einem großen Artikel der Rhein-Zeitung darüber berichtet wurde, dass es deutlich mehr Unternehmen in der Verbandsgemeinde Kirchen geben könnte, fehlte es nicht überall an Gewerbeflächen, hat sich im Januar eine Gruppe von Grundstücksbesitzern zusammengeschlossen, die der VG-Verwaltung im Rathaus unter dem Motto „Mehr Land für mehr Gewerbesteuer!“ preiswerte Grundstücke anbietet.

Der eingetragene Verein „Guter Grund für Kirchen“ (GGK) will endlich Schluss damit machen, dass Grundstückseigentümer innerörtliche Brachen vom Verkauf ausschließen, um sie über Generationen ungenutzt zu lassen. Es könne nicht sein, heißt es in einer GGK-Mitteilung, dass stattdessen Natur auf der grünen Wiese vernichtet und versiegelt werden müsse. Zum Verband gehören auch Eigentümer, die Flächen in direkter Nachbarschaft zu bereits in der Region sitzenden Firmen besitzen und diese nun für deren Expansion veräußern. „Die Gemeinschaft in der Verbandsgemeinde geht vor Eigennutz“, heißt es weiter.

„Wir haben zwischen Mudersbach und Kirchen, Friesenhagen und Wehbach viele großartige und erfolgreiche Firmen, dass es eine Schande wäre, wenn sich eine von ihnen aus Platzmangel gezwungen sähe, die Region zu verlassen. Daher hat die GGK das Ziel, möglichst viele weitere Grundbesitzer zum Verkauf ihrer Parzellen zu bewegen, im Sinne des Gemeinwohls.“

Es wird darauf verwiesen, dass der Wirtschaftsförderung Kirchen zahlreiche Anfragen von Unternehmen vorliegen, die sich gern in unserer Region niederlassen würden: „Die Steuergelder, die somit zukünftig eingenommen werden können, kommen schließlich der Straßensanierung sowie Schulen, Kitas und anderen Einrichtungen zugute. Zudem kann nunmehr die hohe Pro-Kopf-Verschuldung der Bürger in der VG gesenkt werden. Und last but not least muss das Rathaus nicht mehr nach großen Flächen auf der grünen Wiese Ausschau halten. Ein neues großes Gewerbegebiet wird bald überflüssig sein.“ sel

Lang ersehnt: Spatenstich für neue Kita

Die Kinder, die im Jahr 2016 im Kindergartenalter waren oder zumindest kurz davor, dürften mittlerweile schon lesen und schreiben können. Seit fünf Jahren schon steht fest, dass es im Kirchspiel Horhausen an Kindergartenplätzen mangelt. Ein Standort für eine mögliche Kita wurde im Jahr 2017 in Güllesheim in direkter Nachbarschaft zur Raiffeisenhalle gefunden. Und eigentlich sollte eine zweigruppige Kita bereits im Mai 2021 fertiggestellt sein. Jetzt kommt endlich die gute Nachricht: Im Frühjahr 2022 soll der erste Spatenstich für den lang ersehnten Kindergartenbau erfolgen. Die Baukosten für das Gesamtprojekt belaufen sich auf rund 2,5 Millionen Euro. bc

Greensill-Geld ist wieder da

Wohl kaum etwas dürfte Kreis und Abfallwirtschaftsbetrieb 2022 mehr erfreut haben, als die Nachricht, dass die Risikoanlage bei der inzwischen insolventen Greensill-Bank nicht verloren gegangen ist, sondern dass die 3,6 Millionen Euro, die man bei dem Bremer Bankhaus „geparkt“ hatte, den Weg zurück ins AK-Land gefunden haben. Der bekannte Wirtschaftsanwalt Michael Frege, der bereits Neckermann und das Bankhaus Lehman erfolgreich abgewickelt hat, hat als Insolvenzverwalter ganze Arbeit geleistet.

Warum er letztlich erfolgreich war: Der britisch-indische Stahlmagnat Sanjeev Gupta, der Greensill satte 2,4 Milliarden Euro geschuldet hatte, ist im Frühjahr seinen Zahlungsverpflichtungen in vollem Umfang nachgekommen. Davon profitierten auch die anderen der insgesamt 20 Gebietskörperschaften, die sich zu einer Interessensgemeinschaft kommunaler Gläubiger zusammengeschlossen hatten. Die Wirtschaftskanzlei Dentons, die man zur Wahrung der Interessen beauftragt hatte, meldet dann Ende September 2022 zurück: Mission erfüllt, Geld zurück. kra

Ärztliche Versorgung ist gesichert

Nach der Schließung der Praxis des Ärztepaares Hassel entstand für Herdorf und Umgebung mit Blick auf die hausärztliche Versorgung der Patienten ein frappierendes Loch: Hunderte standen von jetzt auf gleich ohne festen Hausarzt da – vor allem für ältere Menschen eine Katastrophe. Und da heutzutage erstens Ärztemangel herrscht und zweitens viele Nachwuchsmediziner schlicht kein Interesse mehr daran haben, als niedergelassene Hausärzte eigene Praxen zu betreiben und 70-Stunden-Wochen zu schieben, entpuppte sich die Akquise eines Nachfolgers für die Hassels als schwieriges Unterfangen.

Doch im Laufe des Jahres 2022 konnte in Herdorf durch einen Kraftakt seitens der Kommunalpolitik, der Kassenärztlichen Vereinigung und der lokalen Ärzteschaft eine Lösung für das Problem gefunden werden: Ein Medizinisches Versorgungszentrum im Städtchen Herdorf wird schon bald Realität – und somit wäre die Ärzteversorgung in der Region wieder gesichert. lör

Aus früherer Bierstadt wird Weinmekka

Bislang galt als unumstößliche Gewissheit: Weinbau und Westerwald, das passt einfach nicht zusammen. Doch erstens beweist Freizeitwinzer Winfried Eller aus Schöneberg bei Altenkirchen seit Jahren das Gegenteil, und zweitens sorgt der fortschreitende Klimawandel für veränderte Vorzeichen. Noch besser: Für das Wisserland hat eine Studie jetzt ergeben, dass sich das Mikroklima „sehr rebgünstig“ verändert, wie es heißt. Im Moment ist das zwar alles reine Statistik, dennoch. Bei den Potenzialen der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung legt die Kategorie Weinbau demnach um mehrere Punkte zu, während traditionelle Formen der Bodenbewirtschaftung aufgrund der zunehmenden Wärme und Trockenheit „an Boden verlieren“.

Mutige Pioniere sind also gesucht, um die ehemalige Brauereistadt Wissen und ihr Umland önologisch ganz neu zu definieren. Geeignete Rebflächen dürften sich finden lassen, denn trotz aller Pläne für künftige Baugebiete haben die Ortsgemeinden im Wisserland noch schöne Südlagen zu bieten. Und da die Böden links und rechts des Urstromtals der Sieg keineswegs nur aus dem sprichwörtlichen Westerwälder Basalt bestehen, fällt der Nachteil des fehlenden Schieferbodens nur halb so schwer ins Gewicht. Steile Rodungsflächen wie zum Beispiel an der Nister liefern sogar ein wenig Mosel-Feeling. Beim Gedanken an den ersten „Honigsessener Killberg“, die „Nochener Katzenstreu“ oder den „Wesser Narrenschluck“ läuft mir schon jetzt das Wasser im Munde zusammen. elm

Top-News aus der Region