Eigentlich sollte die Uraufführung der Fußballrevue bereits im April 2020 stattfinden – 50 Jahre nach der offiziellen Legalisierung des Frauenfußballs durch den DFB im Jahr 1970. Doch dann kam Corona, und die Premiere musste mehrfach verschoben werden. Nun findet sie im Stadion statt.
Das Autorenteam um Werner Hahn (Text), seinen Sohn Pascal Hahn (Musik) und Celine Reichwald (Choreografie) erzählt mit viel Humor, Tanz und Musik von einer Zeit, als sich der Frauenfußball in kleinen Schritten in der Männerdomäne zu behaupten begann. Das ist gerade rund 25 Jahre her. Und doch ist vieles vergessen.
Fast alle Tänzerinnen und Schauspielerinnen der Revue waren da noch gar nicht geboren. Bis auf Hauptdarstellerin Marie Meyer (25) aus Siegen. Es gebe viele Bezugspunkte zu heutiger Zeit, zeigt sich die junge Frau nachdenklich. „Was ist männlich, was ist Gleichberechtigung“, sagt Meyer.
Silvia Neid sieht das pragmatisch, berichtet Hahn aus seinen Gesprächen mit dem ehemaligen Star des TSV Siegen: „Frauenfußball ist Frauenfußball, Männerfußball ist Männerfußball.“ Neid war langjährige Bundestrainerin der Frauennationalmannschaft und in den Achtzigern und Neunzigern die herausragende Spielerin des TSV Siegen.
Bei der Fußballrevue machen Schülerinnen der Gesamtschule Eiserfeld, der Hauptschule Achenbach, der Sekundarschule Netphen und erfahrene Tänzerinnen der Ballettschulen Reindt und Meister mit. Die mitreißenden Tanzchoreografien von Celine Reichwald (Ballettschule Reindt) prägen die Revue.
Doch wie trainiert man Gruppentanz in Zeiten von Corona? „Intensiv und digital“, sagt Choreografin Reichwald im RZ-Gespräch. „Weil viele unserer Tänzerinnen sehr erfahren sind, geht das auch digital ganz gut. Problematisch war es eher, dass am Monitor sozusagen alles spiegelverkehrt ist. Zur Abstimmung und fürs Feintuning treffen wir uns dann im Apollo“, sagt Reichwald. Zudem werde es noch einige Proben im Stadion selbst geben.
Die Tänzerinnen der Ballettschulen Reindt und Meister agieren auch als Schauspielerinnen. Schülerinnen der Gesamtschule Eiserfeld, der Sekundarschule Netphen und der Hauptschule Achenbach bilden die stimmgewaltige und ambitionierte Fangemeinde.
Die Anzahl der Mitwirkenden musste an die Corona-Bedingungen angepasst werden. In der Urfassung war es geplant, Dutzende Darstellerinnen als Zuschauer mitwirken zu lassen. Nun kommen die Einspieler per Video wie auch die von Pascal Hahn komponierte Musik vom Band. Reale Vorbilder, die im Stück natürlich anders heißen, sind der damalige Trainer Gerd Neuser und die langjährige Spielerin und Betreuerin Gudrun „Emmy“ Winkler, verdeutlicht Autor Werner Hahn.
„Ein umtriebiger Blumengroßhändler machte den Provinzverein TSV Siegen zum FC Bayern des Frauenfußballs“; schrieb einst der Spiegel über den erfolgreichen Trainer. Die Idee für das „Mitmachprojekt“ hatten die Theatermacher bereits im Jahr 2019. „Die Zuschauer sitzen im Stadion übrigens unter der überdachten Stadionbühne“, sagt Intendant Reitschuster.
Der Gedanke, mit jungen Menschen der Region für das Publikum der Region Theater zu spielen, gehört zum Apollo und prägt auch das kulturelle Bild von Stadt und Region, sagt Werner Hahn. Er bedankt sich beim Hauptsponsor Manfred Utsch, der viele Jahre Präsident der Sportfreunde Siegen war. Für die rund 75 Minuten lange Revue brauchen alle Tänzerinnen mehr Kondition als auf der Theaterbühne. „Unsere Bühne ist dann der weite Siegener Stadionrasen“, sagt Choreografin Celine Reichwald.
Weitere Infos unter www.apollo siegen.de oder an der Kasse unter Tel. 0271/770.277 20