Ehrenamtler in Wissen
Reparatur-Café ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit
Ein Pensionär mit nachhaltiger Idee: Im Jahre 2018 gründete der Wissener Hermann Stausberg gemeinsam mit Gleichgesinnten das Wissener Reparatur-Café, ein "Vorzeigeprojekt für Nachhaltigkeit" und eine Initiative, die jüngst in Mainz von Ministerpräsident Alexander Schweitzer gewürdigt wurde.
Thomas Hoffmann

Seit rund sieben Jahren gibt es in Wissen das ehrenamtliche Reparatur-Café. Was steckt dahinter? Wir haben uns mit dem Teamsprecher Hermann Stausberg unterhalten.

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Kürzlich folgte der Initiator und Teamleiter des Reparatur-Cafés der Verbandsgemeinde Wissen, Hermann Stausberg (Wissen-Köttingen), einer Einladung aus der Landeshauptstadt: Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer hatte zum Bürgerempfang geladen – eine große Ehre für die heimische Reparatur-Initiative.

Es ging um die „Heldinnen und Helden des Alltags“. Um Leute, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagieren. Dazu kamen Gäste aus 19 Städten und 22 rheinland-pfälzischen Landkreisen in die Mainzer Staatskanzlei, unter ihnen auch sechs Teilnehmer aus dem Kreis Altenkirchen.

Beim Bürgerempfang in Mainz traf Hermann Stausberg (Mitte) unter anderem auf Ministerpräsident Alexander Schweitzer (links) und den Chef der Staatskanzlei, Fedor Rose.
Stefan F. Sämmer

Die Bandbreite der Ehrenämter war groß: Von karitativen Einrichtungen wie Hospizvereinen und Tafeln, Initiativen politischer Bildung bis hin zu Naturschutz und Nachhaltigkeit reichte die Palette. Für die besonders nachhaltige „Reparatur-Szene“ war Hermann Stausberg als Repräsentant eingeladen worden.

Für den rüstigen und in Wissen geborenen Pensionär, der in seiner beruflichen Laufbahn als Diplom-Elektroingenieur für namhafte Unternehmen in Baden-Württemberg und für Phillips in Eiserfeld arbeitete, ist das Reparatur-Café viel mehr als nur ein Hobby. Gleichwohl steckt ein großer Teil Spaß mit in dem Unterfangen, das Stausberg im Jahre 2018 ins Leben rief: „Damals habe ich von einem Reparatur-Café in Scheuerfeld erfahren und da kam mir die Idee, das auch hier zu machen“, erinnert er sich.

Mit seinem Nachbarn Jochen Stentenbach, der als Verwaltungsfachmann für die Verbandsgemeinde arbeitet, besuchte er das Scheuerfelder Reparatur-Café. In seinem Bekannten- und Freundeskreis fand Stausberg weitere Gleichgesinnte, die sich gemeinsam mit ihm fortan der Sache „Nachhaltigkeit“ verschrieben. „Viele Dinge werden heutzutage in den Elektroschrott oder den Müll gegeben, obwohl sie repariert werden könnten“, sagt Stausberg und führt als Beispiele Staubsauger, Kaffeeautomaten und Drucker an – eine Liste, die sich um viele Gegenstände erweitern ließe.

Jeden zweiten Mittwoch im Monat

„Nachhaltigkeit pur“ also, denn für jedes Gerät, das nicht im Müll landet, muss auch kein neues hergestellt werden. Das ist zwar negativ für das Wirtschaftswachstum, aber positiv für die Umwelt. Überdies schont es den Geldbeutel, denn die insgesamt zehn Ehrenamtler (Ingenieure, Elektriker etc.), die ihre Fähigkeiten jeden zweiten Mittwoch im Monat von 14 bis 18 Uhr im Foyer des Wissener Kulturwerks anbieten, arbeiten vollkommen kostenlos.

Allerdings sind Spenden willkommen – kleine Anerkennungen, mit denen das Team wiederum Gutes tut. So wurden bereits die Wissener Tafel und der Hospizverein Altenkirchen mit Zuwendungen bedacht, und auch hier erinnert sich Stausberg an die Entstehungsgeschichte, denn im Jahre 2023 wurden in Betzdorf Ehrenamtler von der damaligen Ministerpräsidentin Malu Dreyer ausgezeichnet: „Dort stellte sich auch der Hospizverein vor, und ich dachte sofort, da müssen wir helfen“, sagt Stausberg.

„Es macht Spaß zu sehen, wenn die Menschen sich freuen, dass ein scheinbar schrottreifes Gerät wieder funktioniert.“
Hermann Stausberg zur Motivation des Reparatur-Teams.

Mehrfache Win-Win-Situationen also, denn zum einen gibt es viele zufriedene Besucher, zum zweiten die mit Spenden Bedachten und nicht zuletzt die Ehrenamtler selbst: „Es macht Spaß zu sehen, wenn die Menschen sich freuen, dass ein scheinbar schrottreifes Gerät wieder funktioniert“, sagt Stausberg.

Der Name “Reparatur-Café„ ist auch im zweiten Teil des Wortes Programm, denn bei einer gemütlichen Tasse Kaffee werden oftmals neue Kontakte geknüpft und auch die Besucher selbst lernen etwas. „So mancher kann sich danach auch selbst besser helfen“, freut sich der Ingenieur, ebenso wie über die Reparaturerfolgsquote von etwa 80 Prozent.

Die Motivation fürs Ehrenamt sei „für die Akteure immer der soziale Gedanke, den Mitmenschen Hilfestellung in Worten und Taten zu geben“, hatte Ministerpräsident Schweitzer bei seiner Ansprache gesagt. Diese Aussage trifft auf die Macher des Wissener Reparatur-Cafés voll zu. Getrost können sie die Worte des Landeschefs um den Aspekt „Umweltfreundlichkeit“ erweitern.

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