Team des MGH wurde um zwei "Rad-Tüftler" erweitert - Angebot einmal im Monat geplant
Repaircafé leistet jetzt auch bei Fahrädern Hilfe
MGH-Koordinatorin Silke Seyler und der seit Jahren ehrenamtlich mitwirkende Peter Schulze (Mitte) freuen sich, dass Karl Heinrich Bell (rechts) und sein Kollege Eugen Berg das Angebot des Repaircafés im Altenkirchener Mehrgenerationenhaus um eine Fahrradwerkstatt erweitern. Foto: Julia Hilgeroth-Buchner
Julia Hilgeroth-Buchner

Der Riss in der guten Hose, der bockende Toaster oder die tropfende Kaffeemaschine: Für alle, die Liebgewonnenes, aber leider Defektes nicht entsorgen wollen, ist das Repaircafé im Altenkirchener Mehrgenerationenhaus genau die richtige Adresse.

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Seit nunmehr sieben Jahren trifft sich dort einmal im Monat eine Runde aus engagierten Tüftlern, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, kaputte Textilien und Elektrokleingeräte instand zu setzen. Nun wurde das Angebot um einen interessanten Bereich erweitert. Seit Oktober bieten Karl Heinrich Bell und Eugen Berg „Erste Hilfe“ fürs Fahrrad an. Grund genug, das Gesamtkonzept und die neue Radwerkstatt genauer vorzustellen. „Bislang hat sich alles aus den Näharbeiten und den Elektrokleingeräten zusammengesetzt“, erläutert MGH-Koordinatorin Silke Seyler, die zum Gespräch mit unserer Zeitung auch die beiden „Senior Trainer“ Peter Schulze (ehrenamtlicher Mitarbeiter der ersten Repaircafé-Stunde) und Karl Heinrich Bell (leidenschaftlicher Radler und Bastler) begrüßen kann.

Das Café sei von Anfang an in Kooperation mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb des Kreises Altenkirchen angeboten worden und gehöre zum „Verbund Offene Werkstätten“. Was die Näharbeiten betreffe, gehe es vor allem um Änderungs- und Ausbesserungsarbeiten. Die elektronischen Reparaturen würden ausschließlich Elektrokleingeräte umfassen und keine „Weiße Ware“ wie Waschmaschinen. Möglich seien Arbeiten wie Kabelreparaturen oder das Austauschen von Ersatzteilen.

Schöne und spannende Geschichten

„Die muss der Besitzer des Gerätes aber mitbringen“, betont Karl Heinrich Bell. „Wir Reparateure steuern alle unsere eigenen Werkzeuge bei und haben hier eine Art Standardausstattung mit Kabelbindern oder Ähnlichem, aber nichts Spezifisches. Gerne helfen wir bei der Suche nach einem Ersatzteil, wenn sich beim ersten Besuch herausstellt, dass wir dieses dringend benötigen.“ Das Team höre viele schöne und spannende Geschichten zu den mitgebrachten Schätzen, wie Silke Seyler und Peter Schulze erzählen. Gerne erinnern sie sich an den alten Herrn, der zu Tränen ganz gerührt war, als sein Kassettenrekorder wieder funktionierte.

Die Gründe, warum die Nutzer des Angebots um eine Reparatur bitten, seien ganz unterschiedlich. „Manche hängen sehr an den Geräten, haben kein Geld für eine Reparatur oder wollen es einfach aus Prinzip.“ Manchmal müsse ein Auftrag aber auch abgelehnt werden. „Wir entsorgen das Gerät im Bedarfsfall fachgerecht“, erläutert die Runde. „Das bedeutet aber nicht, dass man hier im MGH grundsätzlich Elektroschrott abliefern kann.“ Das Café verstehe sich übrigens keinesfalls als Konkurrenz zu professionellen Werkstätten, sondern sei einfach eine Anlaufstelle, wenn defekte Geräte andernorts (beispielsweise aus Gründen der Wirtschaftlichkeit) abgelehnt würden.

„Es gibt nichts, was man nicht reparieren kann.“

Karl Heinrich Bell über die vielen Möglichkeiten, ein klassisches Fahrrad wieder instand zu setzen.

Die Idee, auch Fahrräder ins Repertoire aufzunehmen, habe sich durch eine Feststellung des Radliebhabers Eugen Berg ergeben. „Er hat beobachtet, dass viele Kinder kaputte Räder haben, die nicht mehr repariert, sondern einfach entsorgt werden. Eugen fand, dass man die Räder stattdessen auch warten und den Kindern erklären könne, wie das funktioniert.“ Damit spricht Silke Seyler ein allgemeines Merkmal des Cafés an: „Wir haben es immer gerne, wenn die Leute bei den Reparaturen dabei sind, die Vorgänge mitverfolgen und wenn möglich auch ein wenig mithelfen.“

Ganz wichtig sei, dass klassische Räder im Vordergrund stehen, betont Karl Heinrich Bell. „Wir stellen Bremszüge und Schaltung ein, erneuern Ketten, beheben 'Plattfüße' oder passen das Rad von den Einstellungen her auf den Besitzer an.“ Das Material würden die Kunden nach Absprache mitbringen oder besorgen. „Im Fall eines E-Bikes können wir uns nur um die Mechanik kümmern, aber nichts an der Elektrik verändern.“

Karl Heinrich Bell und Eugen Berg betrachten die Werkstatt übrigens als Pilotprojekt für eine deutlich umfassendere Aktion. „In Absprache mit Rebecca Seuser von der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld wollen wir die Radwerkstatt künftig gerne auch in die Gemeinden rund um Altenkirchen bringen.“

Das Repaircafé des Mehrgenerationenhauses Altenkirchen (Wilhelmstraße 10) findet immer am zweiten Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr statt. Das nächste Treffen ist am Samstag, 9. November, bei dem zugleich auch das beliebte „Upcycling-Projekt“ mit kreativen Bastelarbeiten angeboten wird. Eine Anmeldung ist hilfreich, aber nicht zwingend erforderlich. Mitgebrachte Geräte und Textilien sollten in sauberem Zustand sein. Die Reparaturen sind nicht kostenpflichtig, eine Spende wird aber gern angenommen. Mehr Informationen gibt es unter Telefon 02681/950438 oder im Internet unter www.mgh-ak.de.

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