Ob Fernreise, Städtetrip, Pauschalreise oder Autotour in Nachbarländer und innerhalb Deutschlands: Das Urlaubsinteresse reicht von der klassischen Flugreise bis zum nachhaltigen Trip. Auch klimabewusstes Reisen gewinnt an Bedeutung. Und auch Bahnfahrten erfreuen sich großer Beliebtheit.
So berichtet Bianca Scheuer vom gleichnamigen Reisebüro am Schlossplatz in Altenkirchen: „Die Nachfrage ist in allen Bereichen sehr, sehr groß. Die Leute sind regelrecht reise- und urlaubshungrig und wollen ganz schnell in die Sonne. Sie wollen die letzten beiden Corona-Jahre mal vergessen und wieder einen unbeschwerten Urlaub genießen.“ Die meisten Anfragen, so Scheuer, konzentrieren sich dabei auf Reisen innerhalb Europas: „Besonders gefragt ist wieder der Mittelmeerraum: Griechenland, Türkei, Mallorca. Auch Kreuzfahrten werden gebucht, ob auf Flüssen oder auf der Hochsee.“
Dass bei Buchungen öfter die Corona-Lage zur Sprache kommt, auch dies kennt man im Altenkirchener Reisebüro allzu gut: „Bei den Beratungsgesprächen ist die Pandemie immer noch ein Thema, da haben wir nach wie vor einen erhöhten Beratungsbedarf und unterstützen mit aktuellen Informationen“, sagt Bianca Scheuer. Genau diese persönliche Unterstützung wünschen sich die meisten Reiselustigen, denn viele scheuen derzeit Buchungen über das Internet, da man sich zum Beispiel im Fall einer Stornierung einen direkten Ansprechpartner wünscht.
Erhöhte Nachfrage hat auch Nachteile
Dazu sagt Scheuer: „Man liest es auch in der Fachpresse: Das Internet ist etwas abgeschlagen, viele wünschen sich wieder einen richtigen Ansprechpartner, gerade in Krisensituationen. Auch diejenigen, die früher nur im Internet gebucht haben, kommen heute wieder zu uns ins Reisebüro – zumal man hier nicht mehr bezahlen muss als im Netz. Die Leute schätzen die persönliche Betreuung. Und momentan kommen auch noch die vielen Flugstreichungen hinzu und lange Wartezeiten an den Flughäfen wegen des dortigen Personalmangels. Fragen dazu beantwortet den Kunden kein Internetportal“, weiß die Fachfrau.
Christine Weller spricht für die City-Reisebüros in Betzdorf und Herdorf von einem nicht ganz so großen „Run“ auf Reiseangebote: „Ganz klar ist wieder Interesse bei den Kunden da, aber noch nicht in dem Maße wie vor der Pandemie. Da kommt sicher auch der Krieg in der Ukraine dazu und die dadurch gestiegenen Preise. So wie die Kunden uns die Bude vor Corona eingerannt haben, da sind wir noch nicht.“
Von Familien werden die Türkei und Griechenland sehr gut gebucht, berichtet Weller. Aber auch dort, wo der Urlaub früher sehr preiswert war, machen sich Preissteigerungen durch die aktuellen Ereignisse bemerkbar. Zudem bringe die wieder erhöhte Nachfrage auch Nachteile mit sich: Wo es zum Jahresbeginn noch Rabatte von bis zu 40 Prozent gab, steigen jetzt die Preise an, berichtet die Reiseexpertin. Laut ADAC muss mit Preissteigerungen von bis zu 20 Prozent bei Reiseanbietern gerechnet werden.
Dies sei auf die Tatsache zurückzuführen, dass es pandemiebedingt weiterhin ein verknapptes Angebot bei Airlines, Beherbergung und bei Mietwagen gebe. Dazu sei der Personalaufwand für Corona-Hygienevorgaben gestiegen. Daher berichten einige Reisebüros von einem gestiegenen Interesse an Busreisen – doch auch hier machen sich schon steigenden Energie- und Treibstoffkosten bemerkbar.
Corona ist weiterhin ein Thema
Schnäppchen sind aber dennoch möglich, sagt die Fachfrau aus dem heimischen Reisebüro: „Es gibt immer wieder Möglichkeiten, und gerade im Kreuzfahrtbereich sind kurzfristig oft tolle Angebote zu bekommen.“ Und was den Osten Europas betrifft, sagt Christine Weller, dass Bulgarien als Reiseland trotz des Ukraine-Kriegs unverändert gebucht wird.
Ein weiterer Aspekt dreht sich nach wie vor um Corona: Mit den steigenden Reisezahlen nimmt aber auch die Bedeutung von Impfungen und Tests zu. So dürfen etwa auf Kreuzfahrtschiffen seit dem 26. Februar Crewmitglieder und Passagiere ab zwölf Jahren nur geimpft und – zusätzlich je nach Reiseziel – mit negativem PCR- oder Antigentest an Bord, weiß Weller.
„Diese Testvorschriften sind für viele Bürger auch aus dem Kreis ein guter Grund, sich für autarkes Reisen zu entscheiden. Auch wenn das im Vergleich zu den Jahren zuvor abgenommen hat. So sind Wohnmobile und Camper, Ferienhäuser, Rad- oder Wandertouren gefragt und ersetzen für viele die große Fernreise“, erläutert sie. Vor allem Länder in Asien und Südamerika oder auch Australien und Neuseeland kontrollieren streng und fordern neben einem Impfnachweis auch negative PCR-Tests oder Quarantäne.