Corona-bedingt war es die erste Hauptversammlung seit April 2019. Der herbstliche Ferientermin dürfte dafür gesorgt haben, dass die Teilnehmerzahl etwas geringer ausfiel als sonst. Überwiegend interessierten sich Haubergsgenossen und Waldinteressenten für die Zahlen und Fakten der Forstbetriebsgemeinschaft sowie für die fachlichen Empfehlungen zu den PEFC-Zertifizierungsstandards und zum „Waldbau im Zeichen von Klimaerwärmung und Borkenkäferkalamität“.
Im internen Teil legte Geschäftsführer Alois Hans unter anderem den ausgeglichenen Haushaltsentwurf für 2021 vor. Zudem verdeutlichte er, wie sehr die vergangenen Trockenjahre den Wald in Mitleidenschaft gezogen haben („Wir haben eine schlimme Zeit hinter uns, auch wenn der Schmerz langsam nachlässt“). Als Konsequenz der vielfältigen Anforderungen sei die Zukunft des Waldes eine gesellschaftliche Aufgabe, stellte Hans fest und versprach für die nötigen Gespräche mit der Politik: „Wir werden nicht lockerlassen.“
Unter den Gästen, die Friedrich Freiherr von Hövel, Vorsitzender des Kreiswaldbauvereins, zu den weiteren Vorträgen begrüßen konnte, befanden sich beispielsweise MdL Matthias Reuber und Carmen Barth von Landesforsten Rheinland-Pfalz. Ihr Kollege Michael Weber, seit Juni 2020 Leiter des Forstamtes Altenkirchen, sprach den Waldbesitzern Mut zu, trotz aller Unsicherheiten und möglicher Rückschläge nicht zu resignieren. Gleichzeitig appellierte er: „Lösen Sie sich von der bisherigen Form der Waldbewirtschaftung mit der Fichte als vorrangiger Baumart. Es muss ein anderer Geist einziehen.“
Welche Standards es bei der Wiederbewaldung zu beachten gibt, darüber sprach Martin Kempges von der Zertifizierungsorganisation PEFC. Der notwendige Waldumbau sei mit Bedacht und Ausdauer anzugehen, betonte er und ging kurz auf einzelne Aspekte wie Baumartenwahl, strukturreiche Waldränder und angepasste Wildbestände ein.
Dem künftigen Waldbau widmete sich auch Hauptredner Helmut Rieger. Der pensionierte Forstdirektor aus Dierdorf gab in lockerer Form praktische Empfehlungen für die klimagerechte Wiederbewaldung. Er ließ keinen Zweifel daran, dass in seinen Augen die Naturverjüngung vielerorts („dort, wo es sich anbietet“) am sinnvollsten ist. Gepaart mit dem richtigen Blick für die Mischung der Baumarten und den Boden (Wasserhaushalt, Humusbildung) könne daraus langfristig ein gesunder Dauerwald erwachsen.
Dort, wo dennoch aufgeforstet werden müsse, empfahl Rieger den Waldbesitzern, auf heimische Baumarten zu setzen. Die Elsbeere zum Beispiel erfülle viele Kriterien im Sinne einer klimagerechten Wiederbewaldung. Wenn standort-fremde Gastbaumarten in Erwägung gezogen würden, sei dies vorab genau zu prüfen. So scheine etwa die Douglasie, die lange Zeit viel Zuspruch erhielt, aufgrund von Krankheitsanfälligkeiten weniger geeignet. Anderen Arten wie Birke, Weißtanne oder Roteiche sprach der Forstfachmann durchaus Potenzial zu. Auch mediterrane Baumarten wie die Esskastanie, die Schwarzkiefer oder die Steineiche könnten die heimischen Wälder bereichern; allerdings müsse darauf geachtet werden, dass sich solche Arten nicht invasiv verhalten, das heißt: dass sie den Nachwuchs heimischer Arten nicht verdrängen. Bei der Pflanzung sei außerdem darauf zu achten, dass die jungen Bäume nicht zu dicht stünden; Rieger empfahl eine gruppenweise Anpflanzung in sogenannten Klumpen.
In der Summe und in Verbindung mit einer punktwirksamen Waldpflege sei dies ein denkbarer Weg, um aus der Misere der Monokulturen herauszukommen und um in den kommenden Generationen einen Wald aufzubauen, der mit dem wärmeren Klima und möglichen Schädligen besser zurechtkomme. Als wichtigen Faktor beschrieb Forstdirektor a. D. Rieger zudem den Zusammenhalt von Waldbesitzern, Jägern und Förstern. Die Jagd, so prophezeite er, werde durch die Veränderungen in der Waldstruktur sehr schwierig, auch wenn sich das Wild vermutlich stark vermehren werde.