Vorgeworfen werden ihm versuchte Vergewaltigung, gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Geiselnahme und der unerlaubte Handel mit Betäubungsmitteln.
Die Verteidigung des Mannes hatte sich zu Prozessbeginn um ein Verständigungsgespräch bemüht, um den Rahmen eines möglichen Strafmaßes auszuloten. Der Vorsitzende ermahnte den Angeklagten ausführlich, dass dafür ein vollumfängliches, vor allem aber wahrheitsgemäßes Geständnis von Vorteil wäre.
Der 36-Jährige bejahte zwar, den Hinweis verstanden zu haben, seine Angaben blieben aber bisher weit dahinter zurück. Dafür hatte er einen Brief an die Strafkammer geschickt, was selbst seine Verteidigung überraschte.
Vor dem Landgericht ist der Mann kein Unbekannter. 2019 sagte er dort als Geschädigter aus, weil er von drei Männern in seiner Wohnung in Betzdorf überfallen und beraubt worden war. Diese bezichtigten ihn dabei des Drogenhandels und der sexuellen Belästigung. Die RZ berichtete mehrfach.
Auch damals schon zeichnete er sich durch seine sehr blumige, ausschweifende Aussageweise aus, die durch die Notwendigkeit der Übersetzung ins Deutsche auch diesmal vor Gericht nicht fassbarer wurde.
Um es kurz zu machen: An die Ereignisse von 2017, nämlich die Übergriffe auf seine damalige Frau und deren Freundin, kann oder will er sich nicht mehr erinnern. „Das ist für mich erledigt“, meinte er. Staatsanwaltschaft und Gericht sehen das naturgemäß anders.
Der Mann gab an, nach seiner damaligen Untersuchungshaft Medikamente genommen zu haben. Welche, wisse er nicht. „Für das Gehirn, zur Erholung“, versuchte er zu präzisieren. Daher könne er sich an die damaligen Geschehnisse gar nicht mehr erinnern. Und mit Drogen gehandelt habe er auch nie.
Nur einmal, 2018, dann aber versehentlich. Denn da habe er sich ein Zimmer mit einem Mitbewohner teilen müssen, der mit Drogen handelte. Bei dem sei er damals ab und zu mal ans Handy gegangen. Da wusste er aber angeblich noch nicht, dass das illegal war. 2019 dann habe er das verstanden und den Mann angezeigt, dabei mehrfach umfassend bei der Polizei ausgesagt.
In diesem Zusammenhang ist es nicht uninteressant, dass seine damaligen Angreifer in Betzdorf ihm unter anderem vorwarfen, er arbeite für die Polizei. Der 36-Jährige aber drehte jetzt den Spieß um. Diese drei Männer wollten Rache an ihm nehmen, daher werde er nun von denen und ihren Freunden und Freundinnen als Drogenhändler dargestellt. Auch einen sexuellen Übergriff auf eine minderjährige Kundin habe es daher nie gegeben.
Mit deutlich erzwungener Geduld riet ihm Richter Bendel, den nächsten Verhandlungstag für weitergehende Einlassungen zu nutzen. Der Prozess wird am 10. Mai fortgesetzt.