Eine 38-jährige Kölnerin musste sich kürzlich vor dem Schöffengericht in Betzdorf verantworten. Ihr wird vorgeworfen, im Februar dieses Jahres in Daaden in ein Brautbekleidungsgeschäft eingebrochen zu sein mit dem Ziel, Kleider sowie weitere Gegenstände im Wert von rund 21.830 Euro zu stehlen. Die mutmaßliche Diebin konnte unweit des Tatortes festgenommen werden. Ihr Verteidiger Daniel Walker sieht sie aber nicht zwangsläufig als die Täterin – und beantragte daher, erst mal auf die Auswertung von DNA-Spuren auf dem Diebesgut zu warten.
Es war ein Morgen, den die Besitzerin des Brautbekleidungsgeschäfts ihr Leben lang nicht mehr vergessen wird. Vor Gericht erzählt sie, dass sie wie jeden Morgen zur Arbeit gegangen sei. Sie sei vorne in das Haus reingegangen, um dann hinten ihren Hund in den Garten zu lassen. Da sei ihr aufgefallen, dass die Gartentür aufgemacht worden war. Und nicht nur das. „Im Garten war ein Chaos“, beschreibt die 54-Jährige die Situation. Das ganze Haus sei durchwühlt worden. „Ich habe Panik bekommen und direkt die Polizei angerufen“, sagte sie vor dem Schöffengericht. Diese sei auch binnen weniger Minuten da gewesen. Die Polizisten hätten aber im Haus selbst niemanden mehr entdecken können.
Polizisten fassen die Angeklagte in der Nähe des Tatortes
Direkt nach dem Anruf bei der Polizei rief die Brautkleideschneiderin ihre Nachbarin an, die kurz darauf hinzukam. Diese hat gesehen, wie eine Frau über das Vordach des Hauses herunterkam und – mit der Hand das Gesicht verdeckend – das Weite suchen wollte. Zwei Polizisten waren indes im Haus und wurden von der 54-Jährigen gerufen. Der Polizist, der nach vorne an die Straße lief, konnte weiter entfernt – die Straße rauf – eine Frau sehen, die er als die Gesuchte ausmache. Ohne sie zu rufen, sprintete er ihr hinterher und konnte sie festhalten, bis sein Kollege hinzukam.
Die beiden Polizisten berichten weiter, dass die mutmaßliche Diebin zweimal nach ihnen trat, ohne sie dabei zu treffen. Laut Aussage eines Polizisten habe sie gewirkt, als sei sie alkoholisiert oder unter Drogen. Entsprechende Tests stellten sich jedoch als negativ heraus. Bei der Festnahme soll die Frau mehrere Kleidungsstücke getragen haben, die der Brautkleideschneiderin gehören – darunter ein Mantel, Schuhe und ein dünner Gürtel. Dass diese Kleidungsstücke nicht ihr gehörten, gibt sie auch zu. Sie behauptet, sie habe sie an dem Haus in einem Zu-Verschenken-Karton gefunden. Dem widerspricht die Besitzerin: „Das ist ein wertvoller Kaschmirmantel. So etwas verschenkt man nicht.“
Fünf volle Tüten mit Diebesgut direkt hinter dem Haus
Doch das war längst nicht das einzige Diebesgut. Hinter dem Haus waren bereits fünf volle Tüten am Gartenzaun aufgestellt. Darin befanden sich unter anderem Brautkleider, Abendkleider, ein iPad, Sportschuhe und eine Bohrmaschine. Im Rucksack der Angeklagten kamen zudem noch eine Wildlederjacke, eine Sonnenbrille und ein Parfum zum Vorschein.
Die Angeklagte bestreitet indes jede Form des Diebstahls. Mit den vollen Tüten hinterm Haus will sie nichts zu tun haben. Das, was sie am Körper getragen habe und was im Rucksack gefunden wurde, habe sie aus der Zu-Verschenken-Box genommen. Doch wie kommt überhaupt eine Frau aus Köln auf die Idee, nach Daaden zu fahren? Sie habe einen Bekannten besuchen wollen, sagt sie, den sie durch die Obdachlosenhilfe kenne. Bei der Festnahme habe sie auch nach einer Person gerufen, die der Polizei – wie die Beamten vor Gericht angaben – bekannt ist. Dieser wurde aber nicht angetroffen.
Verteidiger beantragt Vertagung des Prozesses
Verteidiger Daniel Walker argumentiert, es sei nicht zweifelsfrei belegt, dass seine Mandantin die Täterin sei. Zum einen habe man einen Fußabdruck auf dem Vordach gefunden, der nicht zum Schuhprofil der Angeklagten passe. Zudem solle erst noch die Analyse der DNA-Spuren, die auf den gestohlenen Gegenständen gefunden wurden, abgewartet werden. Auch habe die Nachbarin nur eine Frau von hinten gesehen.
Nach einer 45-minütigen Pause beschloss das Schöffengericht, die Ergebnisse der DNA-Analyse abzuwarten. Der Prozess wurde auf Montag, 16. Juni, 9.30 Uhr vertagt.