Verkehrsteilnehmer müssen sich im Kreis Altenkirchen und Teilen des Westerwaldkreises am Samstagmorgen auf Einschränkungen einstellen. Ein Protestkonvoi aus Lastwagen, Traktoren und Autos wird um 6 Uhr von Siegen nach Düsseldorf rollen mit Zwischenstationen in Kirchen und Altenkirchen. Das Motto der Aktion, die in einer 24-stündige Kundgebung aufgehen soll: „Together strong! Demo NRW 2.0“. So weit die offiziellen Infos, die etwa auch die VG Betzdorf-Gebhardshain im Internet am Donnerstag veröffentlicht hat. Recherchen unserer Zeitung werfen nun Fragen auf.
Zwar sollte der Siegener Korso ursprünglich unter dem Banner der Düsseldorfer Kundgebung fahren, allerdings hat man sich offenbar aufgrund von Meinungsverschiedenheiten getrennt. Das bestätigt Marcel Haas unserer Zeitung. Der Mittelständer ist Versammlungsleiter eines weiteren Konvois aus dem Raum Altenkirchen. Bei einem Kooperationsgespräch habe die Polizei ihm vorgeschlagen, „seinen“ Protestkorso mit einem aus Siegen mit gleichem Ziel zusammenzulegen.
Gemeinsames Ziel Bonn, aber trennen sich danach die Wege der Konvois?
In Altenkirchen werde man sich in der Rudolf-Diesel-Straße zusammenschließen. Von dort gehe es weiter Richtung Bonn. In Bornheim-Merten sollen dann weitere zwei Konvois hinzustoßen. Wie die Polizei Bonn bestätigt, sind bei diversen Behörden Versammlungen angemeldet, die im weitesten Sinn unter dem Schlagwort „Trecker-Demo“ zu verorten sind.
Doch ob alle motorisierten Protestteilnehmer, die in Siegen gestartet sind, weiter nach Düsseldorf fahren? Unsicher. Markus Schneider, ein selbstständiger Unternehmer aus Netphen, sagt unserer Zeitung, er habe die Versammlung in Siegen angemeldet, der Polizei Siegen zufolge liege ihr allerdings keine Anmeldung vor. Sie wisse aber von dem Protestkonvoi, der von Siegen zu einer angemeldeten Zusammenkunft in Rheinland-Pfalz fahren soll.
Verantwortlicher des Siegener Konvois: Weiterfahrt nach Düsseldorf offen
Welche Route darüber hinaus genommen werden soll, sei nicht bekannt. Und: „Was die dann machen, wissen wir nicht“, so ein Pressesprecher der Siegener Polizei. Eigentlich sei geplant gewesen, dass es gemeinsam nach Düsseldorf geht, so Marcel Haas. Das sei noch am Freitagmorgen der Stand gewesen. Doch Markus Schneider behauptet, dass die in Siegen gestartete Gruppe erst in Bonn über den weiteren Verlauf entschieden werde. Zu Düsseldorf sagt er: „Wenn wir könnten, würden wir es machen.“ Gleichzeitig beteuert er, selbst mit den Verantwortlichen der Aktionen rund um die „Demo 2.0“ keinen Kontakt gehabt zu haben.
Torsten Muntz, einer der Ansprechpartner der Düsseldorfer Kundgebung, will den Namen Markus Schneider noch nie gehört haben. „Wir haben damit nichts zu tun.“ Er warnt im gleichen Atemzug vor Trittbrettfahrern, die politischen Randgruppen zuzuordnen seien. Mögliche Kooperationspartner würden im Vorfeld darauf geprüft, ob sie entsprechend der Selbstausrichtung der losen Privatinitiative aus der Mitte der Gesellschaft kämen.
Wieso die Siegener Protestgruppe ursprünglich unter dem Banner der Düssdeldorfer Demo aufgetreten zu sein scheint? „Ich verstehe es einfach nicht“, so Torsten Muntz. Auch unabhängig von der in Siegen startenden Gruppe wird Düsseldorf am Wochenende in einen Ausnahmezustand versetzt. Für Samstag und Sonntag wurde laut Rheinischer Post eine Versammlung als 24-Kundgebung, inklusive Autokorsos, mit bis zu 1700 Fahrzeugen angemeldet. Laut Markus Schneider startet der von der Düsseldorfer Demo unabhängige Protestkonvoi von der Siegerlandhalle mit knapp 45 Fahrzeugen. Die Anzahl soll im Laufe der Route bis nach Bonn auf 120 bis 150 wachsen, was auch Marcel Haas, der Versammlungsleiter des Korsos aus dem Altenkirchener Raum, bestätigt.