Überregional beachtetes Projekt nahe Kircheib setzt visionäre Methoden um
Projekt bei Kircheib: Kluge Lösungen sollen Wasser im Wald halten
Michel Walz, kreisweit eingesetzter Förster für Waldklima-Management und Leiter des Pilotprojektes, demonstrierte vor Ort einige der visionären Maßnahmen zum Wasserrückhalt und zur Wasserführung im Wald, die eine Hochwasserentstehung vermeiden. Foto: Julia Hilgeroth-Buchner
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Kreis Altenkirchen. Die Hochwasserkatastrophe an der Ahr im Juli 2021 hat es deutlich gemacht: Der Klimawandel erfordert neue Strategien im Umgang mit Starkregenereignissen. Das Forstamt des Kreises Altenkirchen setzte diesbezüglich nun erstmals ein visionäres Konzept bei der Wiederherstellung einer vom Rodungsbetrieb völlig zerstörten Zuwegung um.

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Ortstermin nahe Kircheib

Federführend für die gesamte Planung der Maßnahme war Michel Walz. Der junge Förster für Waldklima-Management berichtete bei der Besichtigung des insgesamt fünf Kilometer langen Forstweges zwischen Kircheib und Hirz-Maulsbach über die Erforderlichkeit und die Verwirklichung neuer Wasserhaltetechniken. Anmoderiert wurde das Projekt zunächst von Forstamtsleiter Michael Weber. „Michel Walz wird forstamtsweit eingesetzt und hat hier eigenständig und vorbildlich das größte Projekt in den letzten Jahren geplant.

Es handelt sich um die Grundinstandsetzung eines Weges, zu der uns auch das Kompetenzzentrum für Waldtechnik in Hermeskeil beraten hat. Es wurden einige Eckpunkte festgelegt, vor allem die Einfahrt auf die B 8, die Instandsetzung des Weges selbst und die Wasserführung, die in engem Zusammenhang mit dem Wasserrückhalt steht“, erläuterte der Forstamtsleiter. Unterstützung habe Michel Walz durch Frank Schneider (Leiter der technischen Produktion) erhalten, der für die Verträge mit den ausführenden Firmen verantwortlich gewesen sei.

Michel Walz umriss noch einmal die komplizierte Ausgangslage, zu der auch das Abbiegen auf die Bundesstraße gehört. „Es war vorher kein Spielraum für schwere Forstfahrzeuge da, zumal das Linksabbiegen in Richtung Rettersen hier nicht erlaubt ist. In Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde haben wir uns darauf geeinigt, die Ausfahrt zu erweitern und zu asphaltieren, damit die Verkehrssicherheit gewährt ist.“ Nachdem frühere Ansätze der Wegsanierung eher punktuell und wenig nachhaltig ausgefallen seien, habe das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität nun ein Programm für investiven Wegebau im Staatswald aufgelegt.

Ziel ist es, Wasser im Wald zu halten

Damit würden Haupterschließungsachsen wie die durch Käferholzabtransporte „in Grund und Boden gefahrene“ Zuwegung nahe Kircheib ertüchtigt. Ein derartig zugrunde gerichteter Waldweg übernehme häufig die Funktion der Wasserführung, erläuterte Frank Schneider. „Das Wasser schießt den Weg entlang und dann in die Bäche und Gräben. Das trägt dann ganz schnell zu Hochwassersituationen bei.“ Das Ziel sei, das Wasser durch kluge technische Lösungen im Wald zu halten. „Wasser war in der Vergangenheit ein Faktor, der mehr gestört als genutzt hat. Die Böden waren vernässt, und die Bäume sind leicht umgefallen. In den letzten Jahrzehnten hat man den Wald mit viel Aufwand entwässert. Jetzt ist das Gegenteil erforderlich.“

Michel Walz demonstrierte an unterschiedlichen Wegstücken, welche bautechnischen Maßnahmen nun dazu beitragen. „Ganz wichtig ist, dass dieser Weg ein Rundprofil zur seitlichen Ableitung des Wassers erhalten hat. Normalerweise drückt sich der Belag durch Befahrung in der Mitte hoch, und es entsteht eine Spurbildung mit Grasbewuchs in der Mitte und am Rand. Das Wasser läuft unweigerlich in die Fahrspuren. In unserem Falle wurden zuerst Weg und Ränder gesäubert und dann knapp eine Tonne Schotter pro Laufmeter aufgetragen und maschinell profiliert.“

Durchlässe wurden ausgebessert

Zusätzlich seien etliche Durchlässe, die das Wasser unter dem Weg hindurchführen, ausgebessert oder zusätzlich angelegt worden. Neu seien die diversen Wasserrückhaltemaßnahmen.Das abfließende Wasser sammele sich unter anderem in Versickerungsgräben und ausgedehnten Rückhaltebecken, die für Amphibien wichtige Rückzugsplätze bilden würden und deshalb vom Naturschutz her bedeutsam seien. Von hier aus würde das Wasser dann in den Wald geleitet. Da sich der Weg im Flora-Fauna-Habitat-Gebiet befinde, sei die Untere Naturschutzbehörde beratend tätig gewesen.

„Die Maßnahme, in die auch der Landesbetrieb Mobilität eingebunden war, hat rund 205.000 Euro gekostet und wurde ab Mitte September innerhalb von fünf Wochen umgesetzt.“ Frank Schneider unterstrich, dass Gelder in diesem Umfang künftig nur noch für Haupterschließungsachsen wie diesen ganzjährig Lkw-befahrenen Weg fließen und nicht mehr für verzichtbare Zuwegungen bereitgestellt würden.

Alle Maßnahmen seien laut Walz auf lange Sicht konzipiert worden. „Von der Wasserführung und vom Wasserrückhalt her ist das Projekt ganzheitlich fertiggestellt worden und muss nur in Intervallen von circa zwei bis drei Jahren gepflegt werden.“ Die Forstexperten bekräftigten, dass der Weg in erster Linie von kleineren Forstfahrzeugen genutzt werde. „Der Förster muss viel kontrollieren und rund ums Jahr Personal einsetzen. Deshalb brauchen wir ein Minimum an Erschließung. Aber wo wir investieren, da müssen wir es jetzt richtig machen“, erläuterte Forstamtsleiter Michael Weber abschließend.

Von Julia Hilgeroth-Buchner

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