Pastoralpraktikant Adrian Sasmaz bereitet sich in Kirchen auf die Weihe zum Priester vor
Priesterkandidat ist da: Neues Leben im Kirchener Pfarrhaus
Der 26-jährige Adrian Sasmaz ist überzeugt, dass der Glaube Wegen zum Leben bietet. Foto: Claudia Geimer
clg

Kirchen/Betzdorf. Ins katholische Pfarrhaus in Kirchen ist wieder Leben eingezogen. Pastoralpraktikant Adrian Sasmaz hat sich seit September in der oberen Etage wohnlich eingerichtet. Der 26-Jährige ist Priesteramtskandidat und wird sich für drei Jahre in der Pfarreiengemeinschaft Kirchen-Betzdorf zunächst auf die Weihe zum Diakon in einem Jahr und dann auf die Weihe zum Priester vorbereiten.

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Den Begriff „Praktikant“ findet Sasmaz nicht ganz zutreffend. „Ich laufe natürlich viel mit dem Chef mit“, erzählt er. Mit dem Chef ist Pastor Augustinus Jünemann gemeint, der ihn drei Jahre als Mentor begleiten wird. Doch der „Praktikant“ wird auch eigene Aufgaben übernehmen, vornehmlich in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. So wird er in Kirchen beispielsweise die Sternsingeraktion organisieren. Und mit einer Filmreihe über das Leben Jesu versucht er zudem, neue Wege in der Verkündigung des Glaubens zu gehen. Denn genau das motiviere ihn, Priester zu werden, sagt er: Das Evangelium, die frohe Botschaft Gottes, den Menschen nahe zu bringen. „Denn sie ist eine gute Nachricht für das Leben“, sagt er. Priester werden, in einer Kirche, die zunehmend mit Akzeptanz in der Gesellschaft zu kämpfen hat und der Mitglieder scharenweise den Rücken kehren – da überrascht einen die Berufswahl des jungen Mannes schon.

Der angehende Seelsorger sieht es anders. Er leugne die Kirchenaustritte nicht, sagt er. Doch die katholische Kirche sei nach wie vor eine weltumfassende Institution. Aber seinen Auftrag, seine Berufung, möchte Sasmaz ohnehin nicht an der Institution Kirche festmachen. Strukturen seien allein dafür da, Ordnung zu schaffen und für geregelte Bahnen zu sorgen, meint er. Aber, für den gebürtigen Koblenzer steht etwas anderes im Mittelpunkt: Der Dienst am Menschen. „Ich bin kein Priester der Strukturen“, betont er. „Die Botschaft ist ja nicht weg“, fügt er hinzu, „wir verfehlen die Menschen.“ Er habe Verständnis für Vorbehalte, sagt Sasmaz. Er möchte aber einen „positiven Blick“ vermitteln.

Dementsprechend geht der „Praktikant“ an seiner neuen Wirkungsstätte motiviert und im wahrsten Sinne des Wortes zupackend an die Arbeit. Denn vor der Treppe hinauf zu seiner Wohnung stehen Kisten mit Materialien für die Sternsingeraktion im Januar, die ausgepackt werden wollen. Um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, organisiert er für die kleinen Heiligen Dreikönige im Pastoralen Raum Betzdorf erstmals auf den Dreikönigstag am 6. Januar ein gemeinschaftliches Treffen in Niederfischbach.

Mit jungen Menschen hat es der 26-Jährige auch bei seinem parallel verlaufenden Schulpraktikum an der IGS Betzdorf-Kirchen zu tun. Der „Neue“ im Team in Kirchen und Betzdorf hat Theologie in Frankfurt und Wien studiert. Um die frohe Botschaft des Evangeliums verkünden zu können, hätte er auch Religionslehrer, Gemeinde- oder Pastoralreferent werden können.

Doch Sasmaz, der auch schon seine erste Predigt in St. Ignatius gehalten hat, sieht in der Weihe zum Priester einen besonderen Auftrag. Und bescheiden, wie der junge Mann auftritt, fügt er hinzu: „Er ist deshalb nicht besser oder schlechter als der eines Religionslehrers oder Gemeinde- oder Pastoralreferenten. Das Besondere seien die Sakramente, die er als Geistlicher in Taufe, Kommunion und so weiter spenden dürfe. Diese Sakramente verdeutlichten die Nähe Gottes zu den Menschen, und zwar zu jedem Einzelnen: „Wir sind für Gott keine graue Masse.“ Sasmaz nennt als Beispiel die Firmung, die vor Kurzem im Pastoralen Raum gefeiert wurde und wo den Jugendlichen durch die Salbung mit Chrisam die Kraft Gottes zurückgegeben worden sei. „Das ist ein Geschenk und kein Spruch“, meint der angehende Geistliche. Glaube, davon ist er überzeugt, biete Wege zum Leben.

Sein Leben wird Sasmaz nun drei Jahre in Kirchen und Betzdorf verbringen. In seiner Freizeit will er raus in die Natur, Lesen und den Kontakt zu Familie und Freunden in Koblenz pflegen. Hier kommen, erzählt er lächelnd, auch die Plätzchen her, die er „höchst selbst gekauft“ zu selbst aufgebrühtem Kaffee serviert. Ins Pfarrhaus in Kirchen ist spürbar neues Leben eingezogen.

Von Claudia Geimer

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